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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Grau. Die Kurven waren eng und sehr steil, sodass die Wanderer ständig ums Gleichgewicht bemüht sein mussten.
    »Wie die Wolpertinger«, frotzelte Laura, woraufhin sie verständnislose Blicke der beiden Männer erntete. Sie grinste verschmitzt, bevor sie erläuterte: »Das ist eine bayerische Sagengestalt, die sich aus verschiedenen Tieren zusammensetzt, meistens ähnelt sie einem Hasen mit Geweih. Es gibt viele verschiedene Geschichten, und eine besagt, dass das Männchen ein verkürztes rechtes Bein hat, weil es immer rechtsherum den Berg hinaufläuft, und das Weibchen ein verkürztes linkes Bein, weil es den Berg linksherum nach unten läuft. Und wir werden bald zwei immer kürzer werdende Beine haben, sowie es hier im Zickzack geht ...«
    Wie zur Bestätigung zog es Milts linkes Bein gerade durch einen Geröllrutsch hangabwärts, und das rechte knickte dabei ein. Mit rudernden Armen kämpfte er ums Gleichgewicht, denn wenn er zu Fall käme, würde er unkontrolliert ein gutes Stück abwärtsrutschen und sich dabei verletzen.
    Finn starrte nach oben. »Und es geht noch so weit hinauf ...«
    »Aber dann kommt der Stollen«, tröstete Laura. »Ich glaube, der hat eine normale und erträgliche Steigung.«
    Die Festung schien bereits über ihnen zu hängen, so nah war sie inzwischen. Das Ende des Weges zeichnete sich zusehends ab. Allerdings gab es keinerlei Grund zur Entspannung. Diese vorletzte Hürde forderte noch einmal alles ab. Der Hang war viel anstrengender, als eine Sanddüne zu ersteigen, wie Finn feststellte. Wenn man den Bogen einigermaßen heraushatte, kam man im Sand ganz gut voran. Aber dieser Hang war tückisch, vor allem, da man auf dem schmalen, keineswegs standfesten Weg bleiben musste. Keiner von ihnen wollte einen Fehltritt riskieren.
    »Es wundert mich, dass der Weg überhaupt noch da ist und nicht vollständig ausgetreten«, äußerte sich Milt.
    Finn zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich erneuert er sich immer wieder durch Magie. Der Meister muss über enorme Kräfte verfügen.«
    »Oder er nutzt die hier existierenden Strömungen.« Laura blieb stehen und sah sich um. »Es liegt geradezu ein Summen in der Luft, könnt ihr es auch hören oder wenigstens spüren?«
    »Ich finde, die Luft schmeckt wie elektrisch aufgeladen«, antwortete Finn. Dann wurde er ein wenig blass. »Uh-oh.«
    Milt war sofort alarmiert. »Was hat das wieder zu bedeuten?«
    »Wenn sich die Luft auflädt ...«
    »... droht ein Gewitter«, vollendete Milt, der begriff. »Verdammt! Wir sind hier auf dem Präsentierteller! Was machen wir?«
    »Weitergehen«, riet Laura. »Vielleicht haben wir Glück.«

    In den Bergen war das Wetter stets unberechenbar. Es konnte innerhalb weniger Sekunden vollständig umschwenken. Ab einer bestimmten Höhe geriet man vom schönsten Sommer in dichtes Schneetreiben. In einem Klima wie in Schottland geschah das schon auf tausend Metern Höhe, was ohne die richtige Ausrüstung schnell lebensbedrohlich wurde.
    »Da kommen die ersten Vorboten!« Finn deutete nach oben, zum Ende des Hangs, über den eilig dunkle Wolken hinwegzogen.
    »Es ist nicht mehr weit!«, rief Laura. »Kommt, versuchen wir es!«
    »Nein, nicht versuchen, wir tun es!«, gab Milt zurück.
    Trotz schmerzender Muskeln und Seitenstechen stapften sie forsch weiter. Sie hofften darauf, dass sie nicht so tief einsanken, wenn sie schneller wurden. Mit vollem Körpereinsatz, um im Gleichgewicht zu bleiben, ab und zu unter Zuhilfenahme der Hände, kämpften sie sich Zacken für Zacken nach oben.
    Dann zog es sich rings um sie her rasend schnell zu, die Sonne verschwand hinter einer dicken Wolkendecke, und es wurde fast so düster wie zur Abenddämmerung. Noch immer schoben sich nachfolgende Wolken über den Hang hinweg, die ersten stießen krachend zusammen, und es wetterleuchtete hoch oben.
    »Deckung! Wir müssen einigermaßen in Deckung gehen, sonst werden wir vom Blitz erschlagen!«, rief Finn.
    Leicht gesagt - entweder sie warfen sich flach an den Hang und verharrten, oder sie mussten es riskieren, nur gebückt weiterzulaufen. Egal wofür sie sich entschieden - sie befanden sich in der Tat auf dem Präsentierteller.
    Dann kam der Wind, brauste von oben herab, um sie herum und verwirbelte die Haare.
    »Er will nicht, dass wir weitergehen!«, rief Laura, die am weitesten vorn war, nach unten. Irgendwie hatte sie es geschafft, sich schneller nach oben zu kämpfen, hatte das Ziel aber noch nicht erreicht. Vor allem - wollte sie

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