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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Pelageja Petrowna? –, sagte die eine (sie stand vor dem Topf, darin etwas schmorte und dampfte). – Sonst werden Sie nämlich aus-quar-tiert! Jawohl, das werden wir nämlich be-an-tra-gen!
    – Sie sind mir ja eine! –, parierte die andere.
    – Ihr seid mir ja welche! –, sagte Margarita und gelangte vom Fensterbrett in die Küche. Die beiden Zankenden blickten nach der Stimme und erstarrten samt ihren schmutzigen Löffeln. Margarita schob vorsichtig den Arm dazwischen und drehte die Spirituskocher aus. Die Frauen holten tief Luft und rissen die Mäuler auf. Doch Margarita langweilte sich bereits, verließ die Küche und flog in die Gasse.
    Dort prangte am Ende ein klotziges, nagelneues, sieben Etagen großes Gebäude. Margarita landete vor der Fassade. Schwarzer Marmor. Breite Glastüren. Dahinter: goldbetressteSchirmmütze und Knöpfe einer Portieruniform. Über dem Eingang in strahlenden Lettern: Haus der Dramlit.
    Margarita kniff die Augen zusammen: Was könnte das Wort Dramlit wohl bedeuten? Sie packte den Schrubber unter den Arm, trat ein und rammte dabei mit der Tür den verblüfften Portier. Neben dem Fahrstuhl ein riesiges schwarzes Brett. Darauf in Weiß die Namen der Mieter sowie die Nummern ihrer Wohnungen. Zuoberst schließlich die krönende Aufschrift: Dramaturgen- und Literatenhaus. Aus tiefster Seele stieß Margarita einen wilden tierhaften Schrei aus. Sie hob sich höher und fing an, die Namen gierig und laut zu lesen: Chustow, Dwubratski, Quant, Beskudnikow, Latunski …
    – Latunski! –, kreischte sie. – Latunski! Er und kein anderer … Er und kein anderer hat den Meister zugrunde gerichtet!
    Der Portier an der Tür machte Glubschaugen, ja hüpfte geradezu vor Staunen. Er glotzte hinüber zur schwarzen Tafel. Donnerwetter! Wieso kreischt auf einmal die Namensliste?
    Währenddessen schoss Margarita bereits wie ein geölter Blitz die Treppe hinauf und wiederholte in einem gewissen Rausch:
    – Latunski, vierundachtzig … Latunski, vierundachtzig …
    Hier links – die 82 – dann nach rechts – die 83 – noch höher – nach links – die 84. Da! Sogar ein Schild: O. Latunski.
    Schnell, vom Schrubber herunter. Auf die Steinfliesen. Angenehm kühl für die heißen Sohlen. Einmal klingeln, zweimal klingeln. Niemand daheim? Margarita drückte die Schelle noch fester und vernahm in der Wohnung das laute Gerassel, welches sie selbst dort verursachte. Ja, der Bewohner von Nr. 84 auf der siebten Etage kann sich zeit seines Lebens beim verstorbenen Berlioz bedanken. Für dessen Tod unter einer Tram. Für dessen Gedenkfeier an just diesem Abend. Der Kritiker Latunski war ein Kind des Glücks. Und das Glück bewahrte ihn an dem Freitag vor einer Begegnung mit der soeben Hexe gewordenen Margarita.
    Niemand daheim? Da sauste Margarita in Windeseile dieTreppe hinab. Zählte die Stockwerke. Schlüpfte unten auf die Straße hinaus. Blickte hoch. Zählte die Stockwerke außen. Welche Fenster sind die von Latunski? Bestimmt jene fünf in der siebten Etage. Die nicht erleuchteten. An der Ecke des Hauses. Wieder hob Margarita sich in die Luft, schon betrat sie durch das offene Fenster den dunklen Raum. Darin schillerte bloß eine silbrige Straße aus Mondschein. Darauf flitzte sie bis zur nächsten Wand und ertastete den Schalter. Nach einer Minute war die Wohnung erhellt. Der Schrubber wartete in der Ecke. Unverkennbar: Niemand daheim. Margarita öffnete die Tür zum Treppenhaus. Na bitte: das Namensschild.
    Der Kritiker Latunski (so wird erzählt) erbleicht noch heute und spricht den Namen »Berlioz« ehrfürchtig aus: Wer weiß, welch bizarre kriminelle Energie sich an dem Abend noch entladen hätte! – Bei ihrer Rückkehr aus der Küche trug Margarita einen wuchtigen Hammer.
    Die unsichtbare nackte Schwärmerin kämpfte mit sich. Nur ruhig Blut. Ihre Hände zitterten schon. Sie zielte genau und traf als Erstes die Klaviatur des Flügels. Und die Wohnung erfüllte sogleich ein wehleidiges Gejammer. Aus Leibeskräften schrie das Becker’sche Hausinstrument. Was hatte es denn getan? Die Tasten brachen durch. Die beinernen Plättchen barsten nach allen Seiten. Das gute Stück brummte, dröhnte, röchelte, schepperte. Mit dem Geräusch eines Revolverschusses zersprang unter dem Aufschlag der lackierte Deckel. Schwer atmend traktierte und zerriss Margarita mit ihrem Werkzeug die Saiten. Und sackte, und plumpste schließlich erschöpft in den Sessel. Luft, Luft!
    Im Bad rauschte schaurig das Wasser, in

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