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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
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Dach, ihr Hochbett war zwischen die alten Dachbalken gebaut wie ein Vogelnest. Dort würde sie natürlich nicht schlafen, solange Lora und Melli bei ihr waren. Aus allen verfügbaren Betten hatten sie Matratzen herbeigeschleppt und sich unter dem Nest ein gemütliches Lager gebaut. Dafür hatten sie Pias Schreibtisch in Loras Zimmer getragen und dieses zum vorübergehenden Hausaufgabenraum erklärt. Dass sie in zehn Tagen alles wieder rückgängig machen mussten, war ihnen egal. Das war ja noch eine Ewigkeit hin!
    Â»Ich schlafe in der Mitte«, erklärte Melli, als sie ihr Kopfkissen ausbreitete.
    Â»Wie immer, ist doch klar«, stimmte Lora zu, die mit ihrer Decke in der Tür stand. »Habt ihr den Wecker gestellt? Wir dürfen auf keinen Fall verschlafen, sonst steckt uns Mam in Einzelzimmer.«
    Â»Kann ich meine Sachen in eurem Bad ausbreiten?«, fragte Melli und schnappte sich ihren prallen Kulturbeutel.
    Â»Was hast du denn alles dabei! Du kannst doch unseren Kram mitbenutzen!«, lachte Pia. »Außer der Zahnbürste kannst du alles von uns haben. Ist doch wie sonst auch.«
    Â»Du stellst dich an, als wärst du noch nie hier gewesen«, fügte Lora hinzu und zerrte Melli ins Bad. »Da kannst du dich so breit machen wie Jacob beim Elfmeterschießen im Tor. Wir haben Platz genug.«
    Sehnsüchtig betrachtete Melli die schwimmbadgroße Badewanne. Am liebsten hätte sie sich gleich hineingelegt. Nicht nur, weil sie in ihrem Minihäuschen keinen Platz für solch einen Luxus hatten, sie war von dem langen Tag restlos erledigt. Genau betrachtet war ihr Tag ja auch länger gewesen als ein normaler Tag oder der ihrer Cousinen, denn während die in ihren gelegentlichen Erstarrungen pausiert hatten und sich prächtig erholen konnten, musste sie, Melli, ja wach und höchst aktiv sein. Von wegen »der Tag hat vierundzwanzig Stunden und damit basta«. Heute ging Mellis Tag stramm auf die fünfundzwanzig Stunden zu.
    Â»Darf ich?«, fragte sie und schnappte sich Loras neue Zahnpastatube.
    Â»Klar, aber aufpassen. Mam hat aus Versehen die falsche Marke gekauft. Die ist … wow!«
    Melli fächelte sich bereits mit weit aufgerissenen Augen Luft zu. »Hm, chans chön charfff, meischt chuuu?«, hustete sie, bekam aber keine Antwort. Oder doch? Versuchte nicht Lora, etwas zu sagen? Es klang wie die Botschaft einer Außerirdischen durch Abermillionen von Lichtjahren Entfernung. Nicht schon wieder! Und dazu noch im Badezimmer! Verflixt. Sie war fix und fertig! Gütiger, Pia saß mit leerem Blick auf der Toilette fest. Schnell vergewisserte sich Melli, dass sie in Ordnung war. Langsam wurde die Sache bedenklich. Sie betrachtete Lora, die im Zeitlupentempo ihre Zahnbürste kreisen ließ und dabei ulkige Grimassen schnitt. Melli wartete kurz, ob die bereits vertraute totale Erstarrung einsetzen würde, doch als sie Lora die Bürste aus der Hand pickte, führte die ihre Kreisbewegungen eben ohne Instrument weiter. Das fand Melli dann doch erstaunlich, genauso erstaunlich wie die Tatsache, dass das Wasser normal weiterlief. Ohne Eisklumpen zu bilden oder eine sirupartige Konsistenz anzunehmen. Es herrschte diesmal keine totale Eiszeit um sie herum. Die Menschen und Dinge schienen unterschiedlich auf den Zeitenzauber oder was auch immer es war, zu reagieren – und aus irgendeinem Grund war sie, Melli, davon gar nicht betroffen. Oder war sie möglicherweise der Auslöser? Aber warum? Vielleicht handelte es sich um einen Virus, gegen den sie immun war? Oder doch um eine von Oma Doros rätselhaften Erscheinungen? Ob sie mal schauen sollte, wie es Kira und Christof ging?
    Dazu kam sie nicht mehr. Die Zeit hatte wohl nur eine kleine Verschnaufpause eingelegt, denn neben ihr begannen sich Lora und Pia wieder im normalen Tempo zu regen.
    Â»Wie fühlst du dich«, fragte Melli besorgt, als Lora kurz stutzte, ihre Zahnbürste aufnahm und weiterputzte, als sei nichts geschehen.
    Â»Warum fragst du? Ist die Paste so scheußlich, dass dir schlecht geworden ist?«
    Â»Ne, ich dachte nur, du bist so blass«, redete sich Melli heraus. Lora hatte nichts bemerkt. Außer, dass ihr beim Zähneputzen die Bürste aus der Hand gefallen war. Und das konnte schließlich jedem mal passieren.
    Trotzdem nahm sich Melli vor, wenn dieses Spiel morgen weiterging, mit Lora darüber zu reden. Sie musste unbedingt

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