Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
Vom Netzwerk:
dran glauben, sonst würde sie den sofortigen Hungertod sterben. Melli packte ihre Schulsachen und verkrümelte sich nach oben. Schwierige Frage: Welches Zimmer sollte sie wählen? Sowohl Pia als auch Lora ließen in ohrenbetäubender Lautstärke ihre Lieblingssongs laufen. Schonungslos wummerte Melli an Loras Tür und trat ein.
    Â»Leise stellen, Hausaufgaben machen!«, schrie sie gegen die Musik an.
    Â»Keine Lust«, bockte Lora.
    Â»Solltest du aber, denn ich verrate dir jetzt, dass sich Pia mit Adine verabreden will und sie auch gleich zur Probe anschleppt!«
    Â»WAS?« Lora schnellte von ihrem Sofa hoch. »Wer hat dir das gesagt!«
    Melli zuckte vielsagend die Schultern. »Hellseherin eben. Ich glaube, wir müssen Pia einfach machen lassen. Nachher ist sie so sauer auf uns, dass sie gar nichts mehr erzählt. Und dann krallt Adine sie sich, verspeist sie mit Haut und Haaren und spuckt uns die Knochen vor die Füße, da bin ich mir sicher.«
    Lora ließ sich seufzend wieder auf ihr Sofa plumpsen. Sie musste zugeben, dass Melli damit womöglich gar nicht so unrecht hatte.

Kapitel 7
    M elli keuchte. Handball war einfach nicht ihr Ding. Sie schnappte nach Luft, als Toms Ellenbogen sich in ihre Rippen bohrte. Aber dann bekam sie ihre Chance. Mit einem gewagten Hechtsprung sicherte sie sich den Ball. Ein Fehlpass des Gegners. Leider waren die Jungs in ihrer Mannschaft so überzeugt von sich, dass nur selten ein Mädchen angespielt wurde. Man benötigte schon viel Glück, um überhaupt mal an den Ball zu kommen.
    Ganz anders bei der gegnerischen Mannschaft A. Dort spielte Adine neben Pia und Lora, und allein schon, weil sie die Hälfte ihrer Mannschaft um einen Kopf überragte, war sie die Spielerin mit dem häufigsten Ballkontakt. Drei Tore hatte sie bereits geworfen, ein Erfolg, den Melli ihr ganz und gar nicht gönnte. Wie ein Profi kämpfte sie mit vollem Körpereinsatz um jeden Punkt. Eine ganze Zeit lang hörte man nur das Japsen der Spieler, die Anfeuerungsrufe, Namen und das Quietschen der Gummisohlen auf dem Holzboden. Melli prellte den Ball nach vorne. Lora stand dort im Tor, die ihre Aufgabe so ernst nahm wie Mario seine Englischhausaufgaben. Man hätte das Tor genauso gut leer stehen lassen können. Aber die Abwehr war stark. Melli schummelte sich durch ein Labyrinth aus Armen und Beinen, die sich ihr in den Weg stellten. Unvermittelt sah sie sich Lora gegenüber, die nicht die geringsten Anstalten machte, ihr Tor zu verteidigen. Gemächlich richtete sie sich auf und winkte Melli auffordernd zu. Empörte Anfeuerungsrufe von Mannschaft A tönten durch die Halle. Melli konzentrierte sich auf die linke obere Ecke. Ihre Lieblingsecke. Jeder andere Torhüter hätte ihren Plan durchschaut, Lora schaute lieber zur Uhr, um zu sehen, wie lange ihr Leiden noch andauern würde. Aus den Augenwinkeln sah Melli Pia herbeistürzen, doch sie würde sich nicht aufhalten lassen. Siegessicher holte Melli aus und wurde, rums, mit einem heftigen Seitenrempler niedergestoßen. Ein lauter Pfiff durchschnitt die empörten Aufschreie.
    Â»Autsch, verdammt, das war ein Foul!«, jammerte Melli und ließ sich von Mario auf die Beine helfen.
    Â»Gehört zum Sport«, grinste der tröstend, »ist nichts für Softballspieler.«
    Adine grinste auch, allerdings eher wie ein Krokodil, und rieb sich die Schulter. »Bei Handball gehört Körpereinsatz dazu, ganz wie in der Evolution. Der Stärkere gewinnt«, bemerkte sie affektiert und stellte sich auf, um den erwarteten Gegenschlag abzuschmettern.
    Mann, dass Adine überhaupt ein Fremdwort wie »Evolution« kannte, war sensationell. Trotzdem wäre eine Entschuldigung angebracht gewesen, fand Melli.
    Â»Freiwurf für Mannschaft B. Adine, zwei Minuten Pause zum Abkühlen. So geht das hier nicht«, tobte ihr Sportlehrer Herr Nitzwitz. Wütend, aber ohne Protest, verließ Adine das Spielfeld und Melli lächelte zufrieden. Dann versiebte sie den Wurf. Verdammte Mistigkeit! Es war zum Verzweifeln. Mannschaft B heulte enttäuscht auf, Mannschaft A jubelte und Adine feixte voller Schadenfreude auf ihrer Bank. Wie sollte man denn mit schmerzenden Knien und Ellenbogen ein winziges Tor treffen, in dem Lora plötzlich doppelt so groß und vor allem breit wie sonst erschien. Hatte die jemand aufgeblasen oder war das Tor geschrumpft? Dabei hätte Lora

Weitere Kostenlose Bücher