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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
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Zeichen, wenn sie nach Rezept kochte. Sie nannte das »Experimente-Küche« und probierte dabei etwas Neues aus. Meistens dauerte es dann eine halbe Ewigkeit, bis das Essen auf dem Tisch stand, und es schmeckte nach zu viel oder zu wenig von irgendwas, oft nach Kümmel oder anderen ekligen und ungewohnten Gewürzen. Melli war eine verlässliche Bolognese-Soße tausendmal lieber als alle Küchenexperimente zusammen. Doch Kira hatte sich vorgenommen, für eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung zu sorgen.
    Â»Lora wollte Pias Handy-Nachricht lesen, aber Pia hat es nicht erlaubt«, erklärte Melli, während sie die erste Zwiebel in Angriff nahm. »Und das nur, weil Pia Adine verteidigt und eingeladen hat, beim Musical mitzumachen.«
    Â»Adine? Das neue Mädchen aus der Siebten? Ist doch nett, dass sie ihr hilft, Anschluss zu finden.«
    Â»Ja … schon. Aber Adine ist eine arrogante Schnepfe, die so hell ist wie ein Tunnel bei Stromausfall, und überall, wo sie hinkommt, gibt es Streit.«
    Â»Ups«, machte Kira abwesend. »Verflixt, dreißig Gramm, nicht dreihundert. Na ja, wird nicht so schlimm sein. Und Schnittlauch, kein Knoblauch. Magst du Knoblauch, Melli?«
    Melli hasste Knobibrote, antwortete aber tapfer: »Glaub schon. Jedenfalls wollen weder Lora noch ich, dass sich Adine an uns dranhängt, und Pia findet das doof … ach egal.« Sie spürte die scharfe Zwiebel in den Augen beißen. Und in ihrer Nase. Und irgendwie hatte sie den Geschmack jetzt auch im Mund. Bäh. Beherzt schälte sie das stinkende Ding und schnitt es in kleine Würfel.
    Tante Kira war plötzlich merkwürdig still. Es musste bei ihrem Rezept eine ganze Menge schiefgegangen sein. Vorsichtig schielte Melli zu ihr hinüber. Kira bewegte sich im Zeitlupentempo. Mann, so würde ihr Essen nie fertig werden. Oh nein! Jetzt verharrte ihre Tante mitten in der Aktion, als müsste sie über irgendetwas nachdenken. Dann wieder ein wenig Bewegung, dann wieder Stillstand. Melli sprang auf. Erneut war die Zeit ins Stolpern gekommen. Mittlerweile hatte sie ja Erfahrung in diesen Dingen.
    Sie zögerte nur eine Sekunde, flitzte dann in den Flur, stürzte sich auf Pias Tasche und tatsächlich hatte die in ihrem Zorn ihr Smartphone vergessen. Schnell checkte Melli die Nachrichten. Es waren nur wenige. Melli hatte nichts anderes erwartet. Sie öffnete die oberste, die von einer unbekannten Nummer stammte. Pia hatte schon geantwortet. Da! Sie hatte es gewusst. Von Adine. Wie war die denn an Pias Telefonnummer gekommen?
    Treffen morgen nach der Schule? Bei der Eisdiele? Komme danach mit zur Musicalprobe. Mit Wender alles geklärt, der ist okay. Adine.
    Und Pias Antwort lautete:
    Muss erst essen. Bin um 15.00 h an der Eisdiele. Freu mich, dass du dabei bist, lg Pia.
    Oh, Pia! Sie war einfach zu nett. Selbst zu solchen Pestbazillen, wie Adine eine war. Jetzt hatten sie Adine an der Backe.
    Langsam ging Melli zurück in die Küche. Kira hielt den Rührlöffel über dem Herd, als hätte sie eine schleimige Schnecke im Essen entdeckt. Mit spitzen Fingern probierte Melli das vorläufige Ergebnis der Experimente-Küche. Igitt. Grauenhaft. Sämtlicher Knoblauch musste schleunigst aus Kiras Küche verschwinden. Sie schaute sich das Rezept an. Hm, eigentlich gar nicht schwer. Kira war noch nicht weit gekommen, vielleicht würde die Zeit reichen, ihr unter die Arme zu greifen und ein akzeptables Mittagessen zu zaubern.
    In Windeseile suchte Melli die Zutaten zusammen, schnippelte, was das Zeug hielt, und mischte alles in einer sauberen Pfanne. Herd angemacht und los. Rühren, rühren, rühren ... Prima, es sah gut aus. Den Rest der Gemüselasagne würde Kira schon selbst schaffen. Bevor Kira wieder in Bewegung kam, beseitigte Melli die Überreste des missglückten Essens. Den Müll brachte sie auch noch hinaus. Samt Knoblauch.
    Â»Wo warst du denn?«, wurde sie von Kira empfangen, die in der Pfanne rührte, als wäre nichts geschehen. »Du kannst den Tisch decken, es dauert nicht mehr lange.«
    Â»Nur noch eine Stunde im Ofen«, murmelte Melli vor sich hin, laut und fröhlich sagte sie aber: »Prima, mach ich, vielleicht reicht’s ja noch für die Hausaufgaben.«
    Ganz sicher tat es das. Anscheinend hatte Kira die Backzeit nicht richtig gelesen. Da mussten bis zum Essen noch drei Kekse, ein Apfel und ein paar Bonbons

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