Melli - einmal blinzeln und von vorn
manchmal total Oma Doro durch. Das klang wie eine ihrer Schauergeschichten.« Sie beugte sich zu Melli hinunter und sprach mit geheimnisvoller Stimme: »Buhuuu, hier kommt der indische Guru und mischt dir einen Zaubertrank, der dich fliegen lässt.«
Melli erhob sich seufzend. Natürlich glaubte Lora ihr nicht. Das war ja auch der Wahnsinn.
»Ach, Lora, sag aber niemandem etwas davon, was ich dir erzählt habe, ja?«
»Wieso? Hast du mir was erzählt? Ich habe nichts gehört, ich muss wohl eingefroren gewesen sein.« Prustend hielt sie Melli die Tür auf. »Jetzt komm schon.«
Es hatte keinen Sinn. Melli stiefelte stumm und grübelnd neben Lora. Okay, wenn ihre Freundin ihr nicht glaubte, dann mussten erstens Beweise her, und zwar so schnell wie möglich, und zweitens war ein Gespräch mit Oma Doro unausweichlich. Die Sache wuchs ihr wirklich langsam über den Kopf.
»Wollen wir in der Cafeteria essen?«, riss Lora sie mal wieder aus ihren Gedanken. »Bis zur Probe sind es noch fast zwei Stunden.«
»Wenn du einen Platz findest, der weit genug von Adine entfernt ist? Ich mag mir nicht noch mehr von ihren Mistigkeiten anhören.«
»Wir können drauÃen essen, wenn dir das lieber ist.«
»Warum brauchen Mädchen eigentlich so lange zum Umziehen«, wurden sie angemeckert, kaum dass sie die Turnhalle verlassen hatten. Jacob und Mario warteten am Ende der Stufen. »Wir haben einen Bärenhunger, macht schon, sonst sind die Schnitzel weg und es gibt nur noch Salat mit Matschkartoffeln.«
Melli lächelte ihnen dankbar zu. Was für ein Glück, dass sie so tolle Freunde hatte. Da konnten ihr die Senfgurke Adine und ihr eigenes elendes Zeitproblem ernsthaft gestohlen bleiben.
Kapitel 8
I n der Aula herrschte ohrenbetäubendes Getöse. Herr Wender, der Chorleiter, testete die Soundanlage, der gesamte Chor war über die Halle verteilt, lärmte lautstark gegen die Musik an und die Solisten brüllten wichtigtuerisch herum. Ein bisschen Mitleid regte sich in Melli, als sie ihren Chorleiter beobachtete. Jedes Jahr aufs Neue musste er wochenlang die Hölle durchstehen, bis die Aufführungen einigermaÃen glücklich verlaufen waren, und jedes Jahr schwor er öffentlich, es sei das absolut letzte Mal gewesen. Das Musical Grease, das er speziell für seine Schüler umgeschrieben hatte, war dabei eine ganz besondere Herausforderung. Zwei Sportlehrerinnen waren eigens dafür abgestellt, die Tanzeinlagen zu koordinieren und mit den Solodarstellern zu proben, damit Musik und Tanz zu einer harmonischen Komposition wurden, so Herr Wender.
Ãberhaupt, die Solodarsteller. Melli schluckte, als sie Ricarda die Aula betreten sah, umzingelt von ihrem treu ergebenen Gefolge. Da waren also vor allem Ricarda, die die weibliche Hauptrolle spielte, und Leon, der eigentlich nur sich selbst darzustellen brauchte. Den Helden der Schule. Sein Gesicht würde zusammen mit Ricarda die Plakate schmücken, die in der ganzen Stadt aufgehängt wurden. Selbst Melli musste zugeben, dass die beiden das Zeug hatten, das Musical zu einem überwältigenden Erfolg zu machen. Natürlich waren sie schon in der Oberstufe. Ricarda würde nächstes Jahr das Abitur machen und Leon in zwei Jahren. Mellis Augen suchten Leon, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte. Er war ⦠einfach nur süà und total cool. In seiner Rolle als Danny war er sogar mehr als das, er war göttlich. Seit er Danny darstellte, lieà er sich die Haare wachsen, um sie stilecht nach hinten gelen zu können. Das sah zwar ein wenig pomadig aus, aber Leon hätte sich vermutlich eine Glatze rasieren können und wäre in Mellis Augen immer noch süà gewesen. Kein Wunder, dass Ricarda hinter Leon her war. Obwohl er deutlich jünger war als sie. Hatte man so was schon mal gesehen? Sollte Ricarda Leon doch den gleichaltrigen oder jüngeren Mädchen überlassen. Zum Beispiel Melli. Ihr Herz brannte, wenn sie ihn sah. Nun war Melli ja nicht auf den Kopf gefallen und wusste, dass es fast allen Mädchen hier so ging. Sogar Lora bekam einen sehnsüchtigen Gesichtsausdruck, wenn Leon und Ricarda ihre Duette sangen. Nur Pia nicht. Die hielt Leon für einen Blender, der sich lieber um seine Abinoten sorgen sollte, als Herzen zu brechen. Dafür himmelte sie Ricarda an, die als Sandy aber auch wirklich anbetungswürdig war. Eine lange dunkle
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