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Melmoth der Wanderer

Melmoth der Wanderer

Titel: Melmoth der Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles R. Maturin
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Instrument, das ungekannt in mir verborgen lag, auf eine Weise zum Erklingen brachte, daß künftig keiner Hand als nur der deinen dies zarte Spiel darauf verstattet sei. Ich liebe dich, weil Natur und Leidenschaft, weil Hoffnung sich und auch Erinnerung mit deinem Bild verbinden. Und inmitten des Lichtes meiner frühern Existenz sowie der Düsternis der Gegenwart ist da nur eine einzige Gestalt, die ihre Wirklichkeit und ihre Kraft bewahrt in allem Lichte und allem Schatten. So gleich’ ich einem, der schon viele Breiten durchwandert hat und doch in jedem Landstrich, ob Nord, ob Süd, zur selben Sonne aufblickt. Ich liebte einmal nur – und dies für immer!‹ Erzitternd ob des Freimuts ihrer Worte, sprach sie mit jener süßen Stimme weiter, darin sich Mädchenstolz und Keuschheit mischen, und die sich hingibt und bewahrt in einem. ›Was an Gefühlen ich dir dargebracht, es kann mißbraucht, doch nie verworfen werden.‹
    »Empfindest du das wirklich ?‹ fragte Melmoth, nachdem er zutiefst beunruhigt schweigend auf und ab gegangen war.
    ›Ja, wirklich‹, wiederholte Isidora, dieweil ihr eine leise Röte aufstieg. ›Wie könnt’ ich sagen, was nicht wirklich ist? Kann ich mein Leben denn so bald vergessen?‹
    ›Dann mußt du die zwei Möglichkeiten, welche dir offenstehen, fest ins Auge fassen‹, sprach Melmoth langsam, beinah mühevoll und, wie es schien, nicht ohne Mitgefühl, › Hier die Verheiratung mit einem Manne, den du nicht lieben kannst, wogegen dort die fortgesetzte Feindschaft der Familie mit ihrem Übermaß an Drangsalierung die letzte Kraft dir aufzureiben droht. Am Tage wirst du denken müssen, welche –‹
    ›Laß ab davon, ich will nicht daran denken‹, schrie Isidora auf und rang die weißen und zarten Hände. ›Warum sagst du nicht, auf welche Art ich dem entgehen könnte?‹
    ›Nun, meiner Treu‹, versetzte Melmoth jetzt und runzelte gedankenvoll die Stirn, so daß nicht länger zu erkennen war, ob er’s ironisch oder ernsthaft meinte. ›Ich wüßte keine Hilfe denn die eine, daß du mit mir den Bund der Ehe schlössest.‹
    ›Mit dir !‹ rief Isidora aus und zog vom Fenster in ihr Zimmer sich zurück. ›Mit dir ? Sie faltete die bleichen Hände vor ihrer bleichen Stirn und wagte nicht, in dem Moment, da ihre Herzenshoffnung, der Faden, dran ihr ganzes Leben hing, zum Greifen nahe war, ihn anzurühren. ›Mit dir ! Allein, wie könnte dies geschehn?‹
    ›Die, so da lieben, überwinden alles‹, versetzte Melmoth, und er grinste höhnisch im Schutz der dunklen Schatten dieser Nacht.
    ›So willst du wirklich mich zum Weibe nehmen, vermählen dich im Angesicht der Kirche, nach jenem Glauben, der der meine ist?‹
    ›Ja! Und nach jedem andern Glauben auch!‹
    ›Oh, sprich nicht so! Und sag nicht länger ›Ja‹ in diesem Tonfall der mich schaudern macht! Willst du mich heiraten als eine Christin? – Und willst du christlich diese Ehe führen? – Bisher hab’ ich geträumt – jetzt bin ich wach. Und da mein Los dem deinen ich verbinde – da ich verlasse Vater, Mutter, Heimat –‹
    ›Nun denn – und was verlierst du schon dabei? Die Sippschaft setzt dir zu und sperrt dich ein, – die Heimat würde dich mit tausend Freuden am Brandholz lodern sehn, dieweil du manchmal der Ketzerei bedenklich nahe kommst. Und was den Rest betrifft, so –‹
    ›Mein HErr und Gott!‹ so rief dies arme Opfer und hob die Hände betend gen Himmel, mein HErr und Gott, hilf mir in dieser Not!‹
    ›Wenn ich hier einzig meine Zeit vergeude, um deinen frommen Eifer anzusehn‹, sprach Melmoth jetzt in ungehaltnem Ton ›wird meines Bleibens hier nicht lange sein!‹
    ›Du wirst doch nicht in solchem Augenblick, da ich vor Angst mir nicht zu helfen weiß, ganz ohne Rat und Hilfe von mir scheiden! Wie könnt’ aus diesem Hause ich entweichen?‹
    ›Durch jene Macht, die ja auch mich befähigt, hier unbemerkt zu kommen und zu gehen, wann immer mir’s beliebt. Treibt dich dein Wille, von hier zu fliehn, so wird die Flucht nicht schwer, und treibt dich Liebe, wird’s ein leichtes sein. So sag denn an: soll in der nächsten Nacht ich hier erscheinen um die gleiche Stunde? Soll ich dich führen in die Freiheit, in –‹ – ›die Sicherheit‹, so hätt’ er gern gesagt, allein, dabei versagte ihm die Stimme.
    ›So sei es morgen nacht‹ , sprach Isidora nach langem Schweigen, beinah unverständlich. Und schloß das Fenster, da sie dies gesagt. Und schattenhaft schritt Melmoth in die

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