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Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
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sich plötzlich erniedrigt fühlte.
    „Terry, jetzt hör mir einmal zu …“
    Bevor sie ihn daran hindern konnte, schob er seinen Stuhl zurück und stand ruckartig auf. „Ich muss jetzt gehen.“
    Schon war er verschwunden. Natasha griff nach dem gestreiften Schal, den er in der Eile vergessen hatte. Es hatte keinen Sinn, ihm zu folgen. Er brauchte Zeit. Und sie brauchte frische Luft.
    Auf dem Weg nach Hause fielen Natasha gleich mehrere Möglichkeiten ein, wie sie die Situation mit dem armen Terry hätte meistern können. Aber jetzt war es zu spät. Sie hatte einen sensiblen, zart besaiteten Jungen tief verletzt. Und alles nur, weil ihre eigenen unerwünschten Gefühle sie für seine Empfindungen blind gemacht hatten. Sie konnte sich nur zu gut in Terrys Lage versetzen und wusste, wie es war, wenn man glaubte, verliebt zu sein. Und sie wusste, wie es war, wenn derjenige, den man liebte, diese Liebe nicht erwiderte. Nachdenklich strich sie über den Schal in ihrer Tasche.
    „Hat er Sie nicht einmal nach Hause gebracht?“
    Natasha blieb wie angewurzelt stehen. Vor der Haustür saß Spence auf den Stufen. Das fehlt mirgerade noch, dachte sie und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Verglichen mit Spence war Terry ein zahmes Hündchen. Jetzt sah sie sich einem großen hungrigen Wolf gegenüber.
    „Was tun Sie hier?“
    „Ich erfriere.“
    Sein Atem hing wie eine weiße Wolke in der kalten Luft. Bei dem eisigen Wind mussten es weniger als null Grad sein. Natasha kam zu dem Ergebnis, dass es unfair wäre, sich über ihn lustig zu machen. Schließlich saß er seit einer Stunde auf dem kalten Beton.
    Spence stand auf, als sie den Weg entlangkam. „Haben Sie Ihren Freund nicht noch zu einem Drink in Ihrer Wohnung eingeladen?“
    „Nein.“ Sie streckte die Hand aus und drehte den Türknopf. Wie die meisten Türen in der Stadt, so war auch diese unverschlossen. „Wenn ich es getan hätte, wären Sie blamiert gewesen.“
    „Das ist nicht der richtige Ausdruck.“
    „Vermutlich kann ich von Glück sagen, dass Sie mir nicht drinnen auflauern.“
    „Das können Sie“, murmelte er. „Aber nur, weil ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, dass die Tür offen sein könnte.“
    „Gute Nacht.“
    „Warten Sie eine Minute.“ Er presste die Handfläche gegen die Tür, bevor sie sie zuschlagen konnte. „Ich habe nicht aus Gesundheitsgründenhier in der Kälte herumgesessen. Ich will mit Ihnen reden.“
    Irgendwie genoss sie das kurze Kräftemessen, bei dem die Tür zwischen ihnen hin- und herwanderte. „Es ist schon spät.“
    „Und wird immer später. Wenn Sie die Tür schließen, werde ich so lange dagegen hämmern, bis sämtliche Nachbarn die Köpfe aus den Fenstern stecken.“
    „Fünf Minuten“, erwiderte sie großzügig, weil sie ihm die ohnehin hatte geben wollen. „Sie bekommen von mir einen Brandy, und dann gehen Sie wieder.“
    „Sie sind herzensgut, Natasha.“
    „Nein.“ Sie warf ihren Mantel über die Sofalehne. „Das bin ich nicht.“
    Wortlos verschwand sie in der Küche. Als sie mit zwei Brandy-Schwenkern zurückkehrte, stand er mitten im Zimmer und ließ Terrys Schal durch die Finger gleiten.
    „Was für ein Spiel spielen Sie mit mir?“
    Sie stellte ihm seinen Brandy hin und nippte an ihrem Glas. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
    „Was soll das? Mit einem College-Knaben auszugehen, der noch nicht trocken hinter den Ohren ist!“
    Sie straffte sich. „Mit wem ich ausgehe, geht Sie nichts an.“
    „Doch, das tut es“, gab Spence zurück. Ihm war klar geworden, wie sehr es das tat.
    „Nein, das tut es nicht. Und Terry ist ein sehr netter junger Mann.“
    „Jung, das ist das entscheidende Wort.“ Spence warf den Schal zur Seite. „Er ist ganz sicher viel zu jung für Sie.“
    „Ist das so?“ Sie hatte es selbst zu Terry gesagt. Aber aus Spences Mund traf es sie wie eine Beschuldigung. „Ich glaube, das kann ich selbst entscheiden.“
    „Jetzt habe ich wohl einen bloßen Nerv getroffen“, murmelte Spence mehr zu sich selbst als zu ihr. Es hatte einmal eine Zeit gegeben – oder etwa nicht? –, in der ihm nachgesagt wurde, gut mit Frauen umgehen zu können. „Vielleicht hätte ich sagen sollen, Sie sind zu alt für ihn.“
    „Oh ja.“ Gegen ihren Willen begann der Wortwechsel sie zu amüsieren. „Das klingt viel, viel besser. Möchten Sie diesen Brandy trinken oder warten, bis er verdunstet ist?“
    „Ich trinke ihn, danke.“ Er hob den Schwenker, trank aber nicht,

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