Melodie der Liebe
nervös war. „Freddie würde ich sogar lieben, wenn ich dich hasste. Ihretwegen. Und weil du mir etwas bedeutest, liebe ich sie umso mehr. Aber gerade deshalb will ich die Verantwortung für ihr Leben nicht übernehmen.“ Unter dem Tisch presste sie sich eine Hand aufden Bauch. „Ob mit oder ohne Freddie, ich möchte den nächsten Schritt nicht mit dir gehen. Es tut mir Leid, und ich kann es gut verstehen, wenn du mich nicht wiedersehen möchtest.“
Er stand auf und ging zum Fenster. Verzweiflung und Zorn rangen in ihm. Der Regen fiel noch in dünnen Fäden herab, kalt und feucht, auf die sterbenden Blumen in den Gärten. Einen wichtigen, zentralen Punkt hatte sie ausgelassen. Sie vertraute ihm noch nicht. Jedenfalls nicht genug.
„Du weißt, dass ich nicht aufhören kann, dich zu sehen. Ebenso wenig wie ich aufhören kann, dich zu lieben.“
Man kann aufhören zu lieben, dachte sie, fürchtete jedoch, es ihm zu sagen. „Spence, vor drei Monaten kannte ich dich noch gar nicht.“
„Dann beschleunige ich den Lauf der Dinge eben.“
Sie machte eine Bewegung mit der Schulter und stocherte in ihren Eiern. Er musterte sie von hinten. Sie hatte Angst, das war ihm klar. Irgendein verdammter Kerl hatte ihr irgendwann einmal das Herz gebrochen, und sie hatte Angst, dass das wieder geschah.
Na schön, dachte er. Die würde er ihr nehmen müssen. Früher hatte er geglaubt, es gebe nichts Wichtigeres als die Musik. In den letzten Jahren hatte seine Einstellung sich gewandelt. Ein Kind war unendlich viel wichtiger, wertvoller und schöner.Und jetzt hatte er innerhalb weniger Wochen erfahren, dass eine Frau ebenso wichtig sein konnte, auf andere Weise zwar, aber ebenso wichtig.
Freddie hatte auf ihn gewartet. Er würde auf Natasha warten.
„Möchtest du zu einer Matinee gehen?“
Sie hatte mit einem Zornesausbruch gerechnet und sah jetzt verständnislos über die Schulter. „Wie bitte?“
„Ich fragte, ob du zu einer Matinee gehen möchtest. Ins Kino.“ Lässig kehrte er an den Tisch zurück. „Ich habe Freddie versprochen, heute Nachmittag mit ihr ins Kino zu gehen.“
„Ich … Ja.“ Sie lächelte zaghaft. „Ich würde gern mitgehen. Bist du mir nicht böse?“
„Doch, das bin ich.“ Aber er erwiderte ihr Lächeln und begann zu essen. „Ich nehme dich nur mit, damit du das Popcorn bezahlst.“
„Einverstanden.“
„Das Jumbo-Format.“
„Ah, jetzt durchschaue ich deine Strategie. Du willst mir ein Schuldgefühl einimpfen, damit ich mein ganzes Geld ausgebe.“
„Genau. Und wenn du pleite bist, musst du mich heiraten. Großartige Eier“, fügte er hinzu, als ihr der Mund offen stehen blieb. „Du solltest deine essen, bevor sie kalt werden.“
„Ja.“ Sie räusperte sich. „Ich habe übrigens auch eine Einladung für dich. Ich wollte es gesternAbend schon sagen, aber du hast mich dauernd abgelenkt.“
„Ich erinnere mich.“ Er rieb ihren Fuß mit seinem. „Du lässt dich leicht ablenken, Natasha.“
„Kann sein. Es geht um den Anruf meiner Mutter und das Thanksgiving-Fest. Sie fragte, ob ich jemanden mitbringen möchte.“ Sie sah auf ihren Teller. „Aber du hast wahrscheinlich schon etwas vor.“
Er lächelte. Vielleicht würde er doch nicht so lange warten müssen. „Lädst du mich zum Thanksgiving-Schmaus bei deiner Mutter ein?“
„Meine Mutter lädt ein“, verbesserte Natasha. „Sie macht immer viel zu viel, und sie und Papa freuen sich über Gesellschaft. Als das Thema darauf kam, dachte ich an dich und Freddie.“
„Gibt’s Borschtsch?“
Ihre Mundwinkel verzogen sich. „Ich könnte fragen.“ Sie schob ihren Teller fort, als sie das Leuchten in seinen Augen sah. „Ich möchte nicht, dass du es falsch verstehst. Es ist einfach nur eine freundschaftliche Einladung.“
„Richtig.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich denke mir, Freddie würde ein großer Familienschmaus Spaß machen.“
„Wieder richtig.“
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er so schnell zustimmen würde, und stieß den Atem geräuschvollaus. „Nur weil es im Haus meiner Eltern ist, musst du nicht glauben, dass ich dich mitnehme, um …“, sie wedelte mit der Hand, suchte nach der angemessenen Formulierung, „… um dich vorzuführen oder zu präsentieren.“
„Du meinst, dein Vater wird nicht mit mir in sein Arbeitszimmer gehen und mich aushorchen?“
„Wir haben kein Arbeitszimmer“, murmelte sie. „Nein, das wird er nicht. Ich bin eine erwachsene Frau.“ Spence grinste, und sie
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