Melodie der Sehnsucht (German Edition)
zu einer Frau, die süße Minne eines Mädchens – und immer wieder um den Dienst des Ritters an seiner Minneherrin, die von ihm verlangen konnte, was immer sie wollte. Und wenn es darum ginge, ihr den Mond vom Himmel zu holen.
Wenn Jules doch nur derart für sie fühlen könnte, dachte Sabine mit einem Anflug von Galgenhumor. Aber wer weiß, ob dieser harte und kampferprobte Ritter nicht tatsächlich mit dem Kopf des Mannes im Mond zurückkehrte – und ihr damit auch noch das Licht raubte, das tröstend die Nacht beschien.
Trotzig zog sie ihre Hand weg, als Jules erneut mit ihr spielte. Das hier musste ein Ende haben, sie durfte sich nicht in ihr Schicksal ergeben!
Erst als die Fröhlichkeit der Ritter zunehmender Trunkenheit wich, konnte Sabine sich zurückziehen. Ihre kleinen Hofdamen waren deutlich enttäuscht, dass es noch keine Hochzeitsnacht geben sollte.
»Das ist doch sonst das Schönste, die Brautleute zu Bett zu bringen«, kicherte die kleine Comtesse Hortense, der am berüchtigten ›Liebeshof‹ der Herzogin wohl nichts Fleischliches fremd geblieben war, und die jetzt schon den ganzen Abend davon schwärmte, ziemlich unkeusche Dinge mit dem Troubadour D’Aragis anzustellen.
»Andererseits ist es schön, dass der Marquis dich und die Heilige Kirche so achtet!« meinte dagegen Janine, ein Freifräulein, dessen Erziehung sich eher im Kloster abgespielt hatte. In Ritterkreisen wurde es zwar immer üblicher, eine Heirat von einem Priester segnen zu lassen, aber als Pflicht galt es nicht. Nach wie vor war es eher die Regel, den Segen der Kirche erst einzuholen, wenn die Ehe vollzogen worden war.
Sabine schwieg zu alldem. Sie wirkte schon wieder puppenhaft starr. Erst als die Mädchen gegangen waren, kam Leben in sie.
»Schnell, Fleurette, hilf mir diese Sachen auszuziehen!« Sabine zerrte wild am Verschluss ihres Gürtels. »Ich brauche mein Reitkleid. Und dann müssen wir ein paar Dinge zusammenpacken. Rasch, Fleurette, und schau nicht so entsetzt. Du brauchst nicht mitzukommen, wenn du nicht willst, bring dich nicht in Gefahr. Aber ich muss weg hier! Ich halte das nicht aus. Oh, bei Gott, ich hätte früher fliehen sollen – mit oder ohne Philippe. Selbst der Tod ist besser, als mit diesem Caresse das Bett zu teilen.« Hysterisch begann sie, Truhen aufzureißen und ein paar Kleider zusammenzuraffen.
Fleurette schüttelte den Kopf. »Ihr kommt doch nicht weit, Comtesse! Die Burg ist voller Ritter, man wird Eure Flucht bemerken und Euch nachsetzen. Wollt Ihr all denen davonreiten? Mit Eurer kleinen Stute und diesem Hemmklotz Gaston als einzigem Schutz? Der fällt Euch doch beim ersten Galopp vom Pferd!«
»Dann gehe ich eben ohne Gaston, es ist mir gleichgültig!« Sabine fügte ein Laken zu einem Bündel zusammen.
»Ihr macht Euren Gatten nur wütend!«
»Das ist mir alles gleich! Ich will nur weg hier. Wenn du wüsstest, wie er mich angesehen hat, wie lüstern er mich berührt hat. Er hat ... nein, das kann ich nicht sagen, er macht Dinge ...«
Fleurette schüttelte hilflos den Kopf. »Aber all diese Dinge sind normal, wenn man sich liebt, Comtesse«, versuchte sie zu trösten. »Und wenn man sich nicht liebt, nun ja, es geht schnell vorbei. Kein Grund zum Sterben, Comtesse, bestimmt nicht!« Fleurette half ihrer Herrin nur widerwillig, den Brautstaat gegen ihr Reitkleid auszutauschen. Aber schließlich brachte es auch nichts, wenn Sabine die Seide in ihrer Panik zerriss.
»Wünsch mir Glück, Fleurette!« Sabine äußerte sich nicht weiter zu Fleurettes verzweifeltem Flehen. Ihr Entschluss war gefasst. Blind vor Verzweiflung lief sie hinunter zu den Ställen und rannte dabei in eine steil aufgestellte, ziemlich marode Leiter hinein, die gleich mit Getöse umfiel. Sabine sah sich erschrocken um, aber niemand schien etwas gehört zu haben. Vielleicht sollte sie das Ding wieder aufstellen? Aber dann ließ sie Leiter Leiter sein und hastete in den Pferdestall.
»Sattele meine Stute, Gaston!«
Zum Glück war der junge Knecht anwesend. Er reinigte eben noch das Sattelzeug und ordnete die Taschen und Truhen mit Sabines Mitgift, die auf Wagen und auf einigen Maultieren mit nach Caresse reisen sollte.
»Jetzt, Comtesse?«
Florimond horchte auf. Auch er hatte sich so schnell es ging vom Bankett des Grafen zurückgezogen. Nach seinem langen Ritt war er rechtschaffen müde – dazu wirkte die Traurigkeit der schönen Braut noch immer in ihm nach. Wie verzweifelt sie ausgesehen hatte – und sie
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