Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
Vom Netzwerk:
wenn ihr euch groß, stark
und sicher fühlt. Doch du bist ein wenig aus dem Rahmen gefallen,
wenn ich es mal so sagen darf.”.
    „Und
wieso das?”.
    „Nun
ja, du hast zwar kleine schmutzige Geheimnisse, wie alle anderen
auch. Aber du verlierst langsam den Glauben an deine dir auferlegten
Grundsätze, ist es nicht so?”.
    „Warum
sollte das so sein?”. Er beugt sich etwas seitlich über die Lehne
und zieht ein Blatt aus einer Tasche, die ich vorher nicht bemerkt
habe.
    „Das
ist ein Foto von dir, noch aus der Zeit, als du in London angekommen
bist. Erkennst du den kleinen Unterschied?”.
    „Nein,
außer dass ich ein paar Jahre älter aussehe.”.
    „Man
sieht dir deine Unzufriedenheit heute an. Ich will gar nicht wissen,
zu welchen kleinen Gräueltaten du dich hast hinreißen lassen, oder
vielleicht doch, aber ein anderes Mal. Aber normalerweise geht das
nicht so schnell. Faszinierend.”. Und er legt sich Mittel- und
Zeigefinger seiner rechten Hand an die unteren Augenlider und
verzieht sein Gesicht zu einer Fratze.
    „Ich
meine, du hast doch nun echt alles. Dein Butler pinselt dir bestimmt
den Bauch, dein Clan gibt dir Rückhalt, bla, bla, bla. Sicher
musstest du dir schon einiges über deinen äußerlichen Wandel
anhören. Aber weißt du was?”.
    „Was?”.
    „Ich
beneide dich auch ein wenig.”.
    „Ach,
ist das so?”, frage ich sarkastisch zurück.
    „Ja,
du wirst die wahre Freiheit erst noch kennenlernen und du wirst sie
zu schätzen wissen, weil du die andere Variante eines Kainitenlebens
erlebt und ertragen hast.”.
    „Versuchst
du mich für den Sabbat anzuwerben?”.
    „Vielleicht
nur eine kleine Aussicht und die Möglichkeit auf eine Wahl... sei
doch nicht so ablehnend. Nicht jeder hat die Wahl.”. Ich muss an
Vanessa denken und dass sie eine derjenigen ist, die eine Wahl hatte.
    „Gut,
ich treffe meine Wahl. Kein Interesse!”. Während ich rede, muss
ich mir immer wieder über die Lippen lecken. Das leichte Stechen ist
wieder spürbar, der Durst. Der niemals endende Durst. Doch noch ist
es nicht wirklich störend.
    Er
steckt das Foto wieder in die Tasche. Ich weiß genau, von wann es
stammt. Eine Zeitlang war mein Foto im Internet abrufbar, über die
Plattform meines ersten Arbeitgebers. Ich hätte nicht erwartet, aus
dieser Zeit noch ein Echo zu erhalten. Aber es führt mich zu einer
Frage.
    „Habt
ihr es so nötig neue Mitglieder zu erhalten, wenn ihr sogar in alten
Fotoarchiven kramt, um eure Angeworbenen zu überraschen? Es wirkt
ein bißchen verzweifelt.”. Und diesmal muss ich grinsen und sein
Gesicht verzieht sich ein wenig. Aber nur, um dann schließlich
wieder lachend zu antworten
    „Irgendwie
müssen wir unsere Basis ja beschäftigen. Wir können ja nicht nur
die ganze Zeit alle abschlachten und die Camarilla jagen.”.
    „Wirst
du mich töten, wenn ich meine Meinung nicht ändere?”. Er seufzt
leise.
    „Ja,
nein, vielleicht. Hängt von dir ab, würde ich sagen.”.
    „Von
mir?”.
    „Man
kann höflich ‘Nein’ sagen oder mit einem Schlag in das
Gesicht.”.
    Ich
lehne mich auf dem Sofa zurück. Ich denke nicht, dass ich versuchen
werde, draußen nach einer Transportmöglichkeit zu suchen. Ich
glaube ihm, dass im näheren Umkreis nichts ist. Es ist so wahnsinnig
still. Eine angenehme Stille.
    „Dann
stellen wir doch jetzt mal die anderen Fragen.”, sagt er plötzlich
in die kurze Pause hinein. Ich fixiere ihn eindringlich und warte.
    „Hat
dir Natasha gefallen?”. Wenn ich einen Herzschlag hätte, würde er
jetzt sicher kurz aussetzen. Nur schwer kann ich mir eine krampfige
Antwort abringen.
    „Welche
Natasha?“.
    „Schon
lustig, dass du ausgerechnet einen unserer Kreise angerufen hast, um
deine Phantasien auszuleben. Irgendwie passend.”. Rasend versuche
ich mich an all die Gespräche mit ihr zu erinnern. Was ich ihr
gesagt habe. Hat sie mich ausspioniert? Aber als sie ging... sie war
so verletzt. Physisch und... .
    „Jetzt
tue nicht so, als ob du nicht wüsstest wovon ich spreche. Hat sie
dir nun gefallen oder nicht?”. Ich überlege lange, was ich darauf
antworten kann... oder besser gesagt sollte. Es dauert ihm
anscheinend zu lange.
    „Ich
habe die vier Mädchen für dich ausgewählt. Ich mochte Natasha auch
am liebsten, jung, hübsch. Hast sie ziemlich fertig gemacht, die
Arme. Sie hat mehrere Tage gebraucht, um darüber zu sprechen. Dabei
dachte ich immer, sie wäre ‘hart-im-Nehmen’. Wenn du verstehst
was ich meine, Melville.”.
    „Also
bist

Weitere Kostenlose Bücher