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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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das
Gefühl erlebe, nicht nur sein Blut, sondern auch seine Seele zu
trinken. Eine Befriedigung, die mit nichts vergleichbar ist. Meine
Atmung ist schnell, damit ich ihn riechen kann, meine Sicht ist
verworren, noch ganz verklärt von dem eben Erlebten. Da höre ich
Alfred hinter mir leise klatschen.
    „Sehr
schön. Jetzt lass uns Golf spielen.”.

    Ich
kann noch immer nicht begreifen, was ich gerade getan habe. Und es
wäre eine schlechte Ausrede zu behaupten, dass ich es nur aus reiner
Not gehandelt habe. Es war Blutgier, die Freude am Töten, am
Zerstören. Die Entscheidung über Leben und Tod, lag in meiner Hand
und ich habe den Daumen nach unten gerichtet. Ruhig fährt die
schwere Limousine über die Landstraßen und ich bin froh, dass
Alfred mich jetzt in keine Gespräche verwickelt. Ich merke nur, wie
er immer wieder zu mir blickt, abschätzend. Während ich noch den
Geschmack des reinen Blutes auf meiner Zunge wahrnehme, weiß ich,
die Saat der inneren Sehnsucht zu mehr von diesem köstlichen Gut ist
in mir gepflanzt und reift im Stillen. Ein erschreckender, ein
verlockender Gedanke.
    „Da
sind wir, es wird dir gefallen.”, sagt er, als der Wagen die große
Einfahrt passiert. Welcher Golfplatz hat nachts geöffnet?
    „Ich
bin kein wirklicher Sportfreund. War ich noch nie und werde es auch
nie sein.“, kommentiere ich nüchtern.
    „Manchmal
geht es um mehr, als die reine körperliche Ertüchtigung.“,
zwinkert er mir zu.
    Wir
steigen aus und gehen auf das modern gestaltete Haupthaus zu.
    „Willst
du jetzt wirklich mit mir über den Golfplatz laufen? Im Dunkeln?”.
    „Nein,
du bist ein Anfänger, wir versuchen es erst mit der Driving Range.”.
    „Mit
der was?.
    „Ein
Bereich, in dem man nur seinen Abschlag üben kann. Und überdacht,
damit du dich nicht erkältest. Du siehst ja jetzt schon so kränklich
aus.”. Ich beantworte diese Aussage nur mit einem genervten Blick.
    Es
wird sofort deutlich, dass er diesen Besuch vollkommen durchgeplant
hat. Das Gebäude ist erleuchtet und alle Türen geöffnet. Kein
Mitarbeiter oder Angestellter des Clubs ist zu sehen. Und bis auf den
Wachmann, der auch sein Fahrer ist, sind wir allein. Conrad folgt uns
zwar erst noch, doch biegt dann plötzlich in eine andere Richtung ab
und die Tatsache, dass das Alfred nicht verwundert, lässt eine
Absprache vermuten.
    Alfred
führt mich in einen Anbau, dessen Außenwände auf einer Seite
vollkommen fehlen. Man hat eine leicht erhöhte Ansicht über den
Golfplatz und abgegrenzte Bereiche mit künstlichem Gras, stellen die
Abschlagstellen dar. Eine große Tasche mit Golfschlägern und ein
Korb voller Golfbälle stehen bereit. Etwas gelangweilt betrachte ich
die Utensilien.
    „Und
jetzt?”, frage ich dementsprechend.
    „Ich
mache es vor und du machst nach. Ganz einfach.”.
    „Wenn
es sein muss.”. Er greift sich einen Golfschläger, betrachtet ihn
und entscheidet sich dann wieder gegen seine Wahl und greift einen
anderen. Dann positioniert er vorsichtig einen der Golfbälle auf dem
Pin am Boden. Ich stelle mich etwas abseits, wirklich bemüht, auf
seine Bewegungen zu achten. Konzentriert sieht er erst in die Ferne.
    „Wichtig
ist, dass man sich auf sein Ziel konzentriert. Man muss wissen, was
man will.”. Und sofort wird mir klar, dass es hier nicht nur um
Golf geht.
    „Dann
musst du das betrachten, was vor dir liegt.”, er sieht nach unten
und stellt sich breitbeinig auf. Dann hebt er den Schläger und sagt
    „Und
man muss wissen, wann die Zeit gekommen ist, um zu zuschlagen!”.
Mit einem beeindruckenden Schwung und mit Präzision, trifft er den
Ball akkurat und er verschwindet in der Nacht. Ich kann froh sein,
wenn ich den Kunstrasen dabei nicht zerstöre.
    „Jetzt
du.”. Etwas widerwillig nehme ich den Schläger an, den er mir
reicht. Ich nehme einen Ball aus dem Korb und lege ihn auch vor mich
auf den Boden.
    „Es
ist die Frage des richtigen Drehs und der Kontrolle, das ist alles.”,
sagt er noch, während ich einfach auf den Ball dresche. Mit einem
Zischgeräusch verfehle ich ihn, schlage über ihn hinweg und mache
fast selbst eine halbe Drehung durch den fehlenden Widerstand.
    „Ich
hab doch gesagt, das ist nichts für mich.”.
    „Hmm,
ich glaube, dir fehlt nur ein wenig die Motivation.”. Er nimmt sein
Telefon aus der Tasche, tippt ein wenig auf dem Display herum und
steckt dann das Smartphone wieder zurück. Und es scheint ihn
wahnsinnig zu freuen, dass ich wohl neugierig schaue.
    „Warte
kurz,

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