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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Gebäude oder eine Hinweistafel
auf das innenliegende Imperium hin. Ich beginne mir zu überlegen, ob
ich meine große Leuchtschrift mit meinem Firmennamen und Logo
vielleicht auch lieber entfernen lassen sollte.
    Eine
Empfangsdame führt mich, nachdem ich mich vorgestellt habe, zu Mr
Saffords Büro. Und es ist nicht nur eine bewaffnete Wache, der ich
auf den Fluren begegne. Etwas eingeschüchtert von den fixierenden
Augen dieser Maschinengewehrträger, folge ich der Dame bis zum Ende
eines großen Flures. Alles wirkt hier sehr steril und kalt, keine
unnötige Kunst an den Wänden, keine Farben. Ich richte mich noch
einmal auf und gehe dann mit erhobenem Haupt und festen Schritt in
das Büro hinein.
    Er
sitzt an seinem großen gläsernen Schreibtisch, auch hier wird der
Gesamteindruck kaum von Farben beeinflusst, fast erinnert es mich an
ein klinisches Umfeld. Es ist natürlich alles da, was man als
Geschäftsmann braucht, doch eben sehr untergeordnet in der Betonung.
Ich gehe direkt auf ihn zu, verbeuge mich und sage
    „Guten
Abend, Mr Safford, Sie haben nach mir verlangt.”. Er legt den
Kugelschreiber zur Seite, blickt noch einmal kontrollierend auf seine
Notiz und erbarmt sich dann schließlich, mich wahrzunehmen. Ich
verbleibe in der gebeugten Haltung, bis er mir endlich antwortet.
    „Ja...
Mr Lancaster, gut, dass Sie so pünktlich sind. Setzen Sie sich
doch.”. Er deutet auf die chromierten Weißlederstühle vor seinem
Tisch. Ich setze mich, knöpfe mein Jackett auf und stelle den
Aktenkoffer neben mir ab. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er gar
nicht über geschäftliche Dinge sprechen möchte. Ich sehe ihn
aufrichtig an und er lächelt etwas amüsiert über meine angespannte
Haltung. Er faltet seine Hände auf dem Tisch, ein Gebaren, dass wohl
alle führenden Positionen aus dem Effeff beherrschen.
    „Mr
Lancaster,... Melville, ich habe letzte Woche einen etwas
beunruhigenden Anruf dich betreffend erhalten. Kannst du dir
vorstellen, worum es ging?”. Er fixiert mich mit seinen Augen, sie
wirken kalt und berechnend.
    „Nicht
wirklich, Sir, habe ich eventuell geschäftlich etwas falsch gemacht?
Jemanden verärgert?“.
    „Ich
sage es mal so, nach dem Anruf musste ich in ein Krankenhaus fahren
und einer Frau das Gedächtnis löschen, damit sie sich nicht mehr an
dein Gesicht erinnert.”. Er redet vollkommen emotionslos, obwohl
das Thema gerade Dimensionen annimmt, die mich zutiefst erröten
lassen. Ich merke, wie er in meinen Regungen und meinem Verhalten
liest wie in einem Buch. Ich brauche einige Sekunden, um mich zu
sammeln und meine Antwort zu überdenken.
    „Ich
wollte Ihnen wirklich keine Umstände bereiten, Sir...”, doch bevor
ich weiter ausführen kann, unterbricht er mich und sagt
    „Und
einige Videobänder deines Parkhauses musste ich entfernen lassen. Du
hast dich wirklich etwas stümperhaft benommen, Melville.”. Er
erhebt sich, ich balle vor Angst meine Fäuste. Habe ich somit alles
verspielt, meine Zukunft in dieser Gesellschaft mit eigenen Händen
vernichtet?
    Er
beginnt in seinem großen Büro auf und ab zu gehen. Ich bin
gezwungen, mich auf dem Stuhl zu ihm zu drehen, um ihm weiter
aufmerksam folgen zu können.
    „Die
Frau sah nicht gut aus, Melville. Mich interessiert nur eine Sache.
Hattest du eine persönliche Fehde, einen ausufernden Streit mit ihr
oder hattest du einfach nur Spaß daran, sie so zu zurichten?”.
Leider ist es mir nicht möglich, aus seiner Betonung dieser Frage
herauszuhören, welche der beiden Antworten ihm lieber wäre. Und an
meinem Zögern erkennt er, dass ich wohl genau diesen Umstand abwäge.
    „Ich
würde dir raten in diesem Thema und vor allem mir gegenüber nicht
zu lügen, Melville. Es wäre nicht sonderlich dienlich und glaube
mir, ich wäre auch nicht erfreut, wenn du es wagen solltest.”. Ich
kaue kurz auf meiner Oberlippe und begreife, dass ich wohl keine
andere Möglichkeit, als die Wahrheit selbst habe.
    „Ich
hatte Spaß daran.”, sage ich knapp und er bleibt stehen.
    „Das
dachte ich mir, Melville.”. Noch nie habe ich jemandem meine
Neigung so direkt gestanden und erst als ich es auch laut ausspreche,
wird mir bewusst, wie gesellschaftlich falsch meine Ausrichtung
eigentlich ist.
    Mr
Safford legt seine Hände auf den Rücken und sagt
    „Es
ist dir hoffentlich klar, dass du so nicht weiter machen kannst. Hat
dich Benedict bereits unsere Regeln und Traditionen gelehrt?”.
    „Nicht
explizit, Sir.”.
    „Nun,
dann lass dir gesagt

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