Melville
schließlich doch mein Gesicht und stehe auf. Ich gehe vor dem Bett auf und ab und sie betrachtet mich aufmerksam.
„Dieser… dieser braungebrannte Kerl, kaum einige Nächte hier und schon… du hättest mich warnen können.“.
„Und dann? Wäre das besser gewesen?“.
„Wenigstens hätte ich mir nicht eingekesselt von hunderten Anderer über meine Gefühle klar werden müssen. Hätte etwas dazu sagen können!“. Mein Ton wird herrischer und ich steigere mich langsam in etwas hinein, nur um ihr nicht sagen zu müssen, dass ihre Vertrautheit zu ihm mir Angst gemacht hat. Ich teile nur meine Lust, sie auch ihre Liebe. Doch Angst ist eine Schwäche, die ich nicht zeigen will.
„Glaubst du, ich bin auf deine Erlaubnis angewiesen?“, sie spricht leise, geduckt, wie zum Angriff bereit, doch ich erkenne es nicht oder will es nicht wahrhaben.
„Ich finde doch, dass wir ein gewisses partnerschaftliches Vertrauen haben sollten! Eine Basis und nicht eine Beziehung wie zwei-“. Da taucht die kalte Masse in mich, füllt meinen Mund, meinen Rachen aus, kaum dass ich es begreife. Greift tief hinab, bis in meine Lungenflügel. Ich erschrecke vor ihrem Zorn, vor ihrer Tat. Augenblicklich gehe ich auf die Knie und greife an meinen Hals. Wie klebriger Teer windet sich ihr Schatten in mir, erstickt jegliche Worte und auch Gedanken.
„Ich hindere dich daran, Dinge zu sagen, die du später auf jeden Fall bereuen würdest, Melville.“, sagt sie ruhig und sieht mich eindringlich an. Ich hocke vor dem Bett, keine Gegenwehr muss sie von mir befürchten. Meine Augen sind geweitet, meine Mimik verschreckt. Ich ergebe mich ihr, fühle, wie mein Tier sich innerlich krümmt und eine demütig winselnde Haltung einnimmt.
„Deine Eifersucht ist zwar irgendwie auch schmeichelnd, aber deine Wut nervt mich gerade ungemein. Das passt nicht zu dir. Wir beide sind freie Individuen und wenn wir beide uns anderweitig vergnügen, dann hat es der andere zu tolerieren oder, noch besser, zu verstehen und akzeptieren.“. Die Auswüchse ihres Schattens scheinen sich durch meine Gewebeschichten hindurch zu bohren. Es beginnt erfrierend zu schmerzen, doch ich kann nichts dagegen tun. Sie ist mir überlegen und ich weiß das.
„Ich brauche deine Erlaubnis nicht, so wie du auch nicht meine bräuchtest. Und ich denke, du verkennst deine Position zu mir. Wir haben nicht geheiratet oder uns ewige Treue und Langeweile geschworen. Ich will dir nicht drohen, aber ich kann dir nur raten, mich nicht einzuengen. Verstehst du, Melville?“. Ich schaffe es, trotzt der Kälte, zu nicken. Sie beugt sich etwas zu mir, streichelt über meinen Kopf und sieht mich unpassend verliebt an.
„Braver Junge, möchtest du jetzt wieder frei sein?“. Ich nicke erneut und sie beginnt quälend langsam die Schwärze aus mir herausgleiten zu lassen. Ich sacke nach vorne, gestützt auf meine Hände bin ihr somit noch näher. Sie streichelt über meine Wange, während ich hilflos atme und teste, ob auch sämtliche lähmende Dunkelheit aus mir heraus ist. Ich merke, wie ich mein Gesicht in ihrer Hand wiege, mich ganz in ihre Obhut begebe.
„Komm!“, sagt sie und klopft neben sich auf das Bett. Ich krabbele auf die Laken und augenblicklich küsst sie mich. Ich vergesse beinahe diesen kleinen Zwischenfall, doch ich weiß, sie hätte noch bedeutend grausamer sein können. Sie entkleidet mich stürmisch, drückt mich auf die Matratze nieder. Nimmt sich was sie braucht und gibt mir was ich so sehr begehre. Und während ihre Hände beginnen auf mir zu tanzen und ihr Körper mich verwöhnt, erkenne ich, dass ich jegliche Wünsche von ihrer Seite akzeptieren würde, selbst wenn sie andere feste Partner neben mir hätte, gleichbedeutend zu mir. Ich liebe sie so sehr, dass es schon eher etwas von Selbstaufgabe als -hingabe hat.
Als sie dann zum Abschluss auf mir sitzt und mich küsst, falle ich verfrüht in den Schlaf. Die Macht hat wohl etwas gegen meine neue Erkenntnis. Und das erste Mal falle ich nicht aufgrund einer falschen Moral, sondern aus dem Wissen heraus, schwächer als jemand anderes zu sein und es nicht ändern zu wollen.
Als ich erwache, tritt sie nackt aus unserem Bad zurück in das Schlafzimmer, die Haut noch glänzend vor Feuchtigkeit. Es scheint sie nicht zu verwundern, dass ich wieder nach ihr erwache.
„Guten Abend, mein Liebling. Hast du gut geruht?“. Mit einem Handtuch reibt sie sich etwas die Haare trocken. Ich bin nur voller Ehrfurcht und
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