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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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es. Und das alles wegen diesem tollwütigen Hund! Hier kommt keiner mehr heraus. Sergeant Asim hat dazugelernt! Aber du bist ein feiner Kerl, Memed. Höre auf mich: Wenn du aus diesem Hexenkessel herauskommst, dann darfst du nicht einen Augenblick länger bei diesem Verrückten bleiben. - Ich möchte nur wissen, warum sie immer noch nicht ihren Ring dichter um uns gezogen haben! Es ist schon Nachmittag. Sie müssen doch längst gemerkt haben, wie es mit uns steht.«
»Sie haben Angst«, sagte Memed. »Sie glauben, wir hätten ihnen eine Falle gestellt. Wenn sie wüßten, wie sich Durdu in der Lichtung angestellt hat! Aber nun komm, Sergeant Recep! Wir müssen es riskieren, wir zwei. Wenn es uns erwischt, dann sind wir alle beide hin. Wenn wir Glück haben ... «
»Memed, Junge! Wenn ich das hier überstehe ... «
»Die Wunde ist nicht gefährlich, Sergeant. Das überstehst du glatt.« Er lud sich den großen, schweren Mann auf den Rücken, trug ihn ein Stück.
»So geht es nicht, Junge. Ich will mich lieber bei dir stützen.« Auf dem ganzen Weg ließen sie eine Blutspur hinter sich. Die Kugeln pfiffen ihnen um die Ohren. Dann und wann krallten sie sich in die Erde ein.
»Jetzt fangen sie erst richtig an, diese Teufel«, murmelte Recep zwischen den Zähnen.
Als sie mit Mühe und Not bis zu der Grube gelangt waren, fanden sie zwei weitere Verwundete vor, Zalas Sohn und Horali. Zalas Sohn zitterte jetzt noch mehr als zuvor. Er heulte und schrie.
Das Feuer der Gegenseite war jetzt gezielter. Offensichtlich hatten sie sich doch entschlossen, den Kreis enger zu ziehen. Höhnend rief Mustan der Schwarze aus Aksöğüt zu Durdu hinüber: »He, Toller! Bald wird Aksöğüt sehen, was mit dir los ist! Deinen Onkel Mustan kennst du wohl noch, was? Sei nur nicht so stolz!«
Durdu, schäumend vor Wut, feuerte schweigend und verbissen weiter.
»Ei, toller Durdu! Hast wohl deine Zunge verschluckt, mein Kleiner?«
Schließlich hielt es Durdu nicht mehr länger. Er sprang auf »Mustan der Schwarze! Ich kenne dich recht gut, Onkel. Und du kennst mich auch! Ich will nicht mehr Durdu der Tolle heißen, wenn ich dir nicht aus der Hose deiner Frau eine Mütze mache! So wahr ich Durdu der Tolle heiße!«
In diesem Augenblick wurde er so heftig nach hinten gezogen, daß er auf Memed fiel. Eine halbe Sekunde später krachten fünf Schüsse auf einmal. Mustan der Schwarze und vier andere hatten auf Durdu gefeuert, aber sie kamen zu spät.
»Verrückter Hund, Sohn des Teufels! Noch einmal so eine Idiotie, und die nächste, die du abkriegst, ist von mir!«
Durdu lachte über Sergeant Receps Wutausbruch.
»Wenn dir schon wieder nach Schießen zumute ist, dann halte dich nur an die da drüben!«
Recep deutete auf Memed: »Diesem Däumling da hast du es zu verdanken, daß du noch lebst, elender Narr.«
Durdu warf einen freundlichen Blick auf Memed. Gesicht, Haare und Hände des Jungen waren blutverkrustet. Durdu grinste vor sich hin. Er dachte an den Tag zurück, als Memed gekommen war. Wie er sich schüchtern hinter Süleymans Rücken verkrochen hatte. Was es nicht alles gibt auf dieser Erde, dachte er. So ein Dreikäsehoch, gestern erst angekommen, heute schon gewitzter als mancher, der sich seit fünfzig Jahren draußen herumschlug ...
»Ergebt euch!« brüllte eine Stimme vor ihnen.
»Jetzt bist du dran, Mustan der Schwarze!« antwortete Durdu. Der andere blökte wie ein Kalb, als er hinschlug.
»Nun? War das jetzt besser, Recep?«
»Ja, besser. Aber sage, wollt ihr hier sterben?«
»Aus der Grube gehen wir nicht mehr hinaus. Hast du es nicht selbst so gewollt?«
»Jetzt streichen sie alles mit dem Maschinengewehr ab. Da gibt es keine Hoffnung mehr. Übergabe oder Tod.«
»Übergabe oder Tod?« In Memeds Stimme war Erregung und Angst. Für einen Augenblick flammte das messinggelbe Leuchten in seinen Augen auf.
»Wenn du einen anderen Ausweg weißt, Ince Memed ... ?«
»Was soll ich schon wissen - wenn dir nichts mehr einfällt, Sergeant ... «
Recep dachte angestrengt nach. Der höllische Feuerbrand in seiner Wunde hatte nachgelassen; dafür setzte der Wundschmerz so heftig ein, daß er kaum einen Gedanken fassen konnte. Sein Gesicht verkrampfte sich, ununterbrochen biß er sich auf die Lippen. Dann hob er den Kopf und schaute alle der Reihe nach an.
»Ich wüßte noch etwas. Wenn wir das fertigkriegen, sind wir gerettet. Dann wird Sergeant Asim machen, daß er wieder zu seinem Hauptmann zurückkommt.«
Alle sahen ihn erwartungsvoll

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