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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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mehr bei Sinnen. Er hat es sich einfach in den Kopf gesetzt, hierzubleiben. Kein Gedanke an eine Falle, dazu beschäftigt er sich viel zu sehr mit sich selbst. Laß uns den Ring enger ziehen, und du wirst sehen, wie schnell wir ihn haben.«
»Vergiß nicht, Durdu treibt es immerhin schon seit Jahren. So ein ausgekochter Hundesohn läßt es nicht so leicht auf einen Kampf im Freien ankommen. Wenn er nicht in den Wald ausgewichen ist und uns ausgerechnet hier in der Lichtung ein Gefecht liefert, dann steckt noch etwas anderes dahinter, das kannst du mir glauben. Da müssen wir wachsam sein.«
»Nein, nein, Sergeant«, beschwor ihn der Korporal, »der Kerl ist einfach übergeschnappt vor Größenwahn! Wir brauchen nur die Schlinge zuzuziehen, und er ist in unserer Hand. Ein Kinderspiel!«
»Kein Wort mehr! Wir bleiben, wo wir sind!«
Sergeant Asims Unsicherheit wuchs, als Horali und Cabbar wieder zu schießen anfingen. Was hatte das zu bedeuten?
»Brüder!« sagte Durdu, »Jetzt müssen wir eisern zusammenstehen. Wir alle feuern gleichzeitig. Nicht einen Fußbreit wird gewichen, und wenn sie uns die Flinte auf die Brust setzen! Alles klar?«
»Klar!« antworteten alle wie aus einem Munde. »Gut. jeder sucht sich eine sichere Deckung.«
»Soll ich einmal Ausschau halten?« fragte Memed.
»Ja. Such uns einen Platz.«
»Deckung!« schrie Memed plötzlich. Alle warfen sich sofort auf die Erde. Eine ganze Salve pfiff ihnen um die Ohren.
»Sie haben uns ausgemacht«, sagte Durdu. »Jetzt lassen sie uns hier keine Ruhe mehr.«
Eine Ewigkeit lang konnten sie die Nase nicht mehr vom Erdboden erheben. Links und rechts von ihnen schwirrten die Kugeln. Zalas Sohn zitterte unaufhörlich.
»Memed ist getroffen!« rief er plötzlich mit vor Schreck aufgerissenen Augen.
»Wer?« rief Durdu.
Memed hörte seinen Namen. »Was ist los?« drehte er sich jetzt um.
»Du bist ganz voll Blut«, sagte Zalas Sohn zähneklappernd. »Es hat dich erwischt.«
»Aber ich habe doch gar nichts gespürt!« Er faßte sich an den Kopf Seine Hand war rot von Blut. Sein Herz schlug schneller. Er tastete nach einer Verletzung, aber er konnte nichts finden. Durdu, blaß vor Schreck, befühlte Memeds Kopf
»Eine kleine Schramme.«
»Wenn schon«, lächelte Memed. »Die erste.« Er stand auf und schlich auf den Wald zu, mitten durch das Feuer. Einige Augenblicke später hörten sie seine Stimme: »Kommt hierher!« Die verbissene Wut der schießenden Gendarmen ließ ihnen nicht lange Zeit zur Besinnung. Sie fanden sich in einer Grube voll abgebrochener Äste wieder.
»Ausgezeichnet«, sagte Durdu. »Laßt uns das Holz hinauswerfen.«
Da brach über ihnen die Hölle los. Ringsumher prasselte es in den Ästen, Blätter regneten auf sie herab. Sie sprangen in die Grube und erwiderten das Feuer. Eine halbe Stunde etwa dauerte der ununterbrochene Kugelwechsel. Dann trat eine Pause ein. Durdu fühlte seine alte Selbstsicherheit zurückkehren. Hätten die anderen wirklich angreifen wollen, dann wären sie jetzt gekommen. Und selbst wenn sie jetzt den Ring der Umzingelung enger zuziehen würden - bis zum Abend konnte er es mit seinen Leuten auf jeden Fall aushalten, bis dahin war es nicht mehr lang.
Horali und Cabbar kamen. Sie konnten sich draußen nicht mehr halten. »Und was wird mit Sergeant Recep?« fragte Cabbar. Es gab ein aufgeregtes Hin und Her, bevor sich Memed Gehör verschaffen konnte.
»Beruhigt euch nur«, sagte Memed. »Ich hole ihn.«
Alle Kräfte aufbietend, schwang er sich aus der Grube empor. Er war so erschöpft von den Anstrengungen, daß er kaum Atem holen konnte. Hinter einem Baumstumpf ließ er sich der Länge nach fallen.
Plötzlich setzte das Feuer der anderen Seite wieder ein. Er konnte sich nicht hinter seiner Deckung hervorwagen. Ein Hagel von Schüssen klatschte in das Holz. Er tat einen verzweifelten Sprung und spürte dabei einen fürchterlichen Schmerz. Jetzt haben sie mich erwischt, durchfuhr es ihn. Ängstlich tastete er seinen Körper ab, fand aber nichts.
Als er Sergeant Recep erreicht hatte, war er über und über blutig, seine Hände und Füße waren übel zugerichtet.
»Junge, was ist denn bloß mit dir?« fragte Recep. »Du schwimmst ja im Blut!«
Memeds Lächeln war in dem blutüberströmten Gesicht kaum wahrzunehmen. »Los, Sergeant. Deinetwegen bin ich gekommen.«
»Du bist ja wahnsinnig! Bringe dich in Sicherheit und laß mich hier allein. Die Kerle haben uns in der Zange. Es ist nichts mehr zu machen. Von überallher pfeift

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