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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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langgestrecktes, halb mit Schilf, halb mit Zinkblech gedecktes Haus mitten im Dorf. Ali beschleunigte seine Schritte, humpelte atemlos vor Erregung darauf zu.
Die große Tür stand offen. Er blieb einen Augenblick davor stehen, bis ein hochgewachsener Mann aus dem Hause auf ihn zutrat. »Suchst du jemanden, Bruder?«
»Ich bin einer von Abdi Agas Dorfleuten und habe eine Nachricht für ihn.«
»Dann komm herein.«
Das langgestreckte Haus ganz durchquerend, gelangten sie in einen mit gewebten Kelims ausgelegten Raum. Neben dem prasselnden Feuer saß er, Abdi Aga, seine Gebetskette langsam zwischen den Fingern bewegend, während der Körper im Halbschlaf leicht hin und her schwankte. Ali blieb abwartend in der Tür stehen.
»Aga, da ist einer aus deinem Dorf«, sagte der Große.
Schläfrig hob der Aga den Kopf, starrte Ali an, der sich nur mit Mühe aufrecht halten konnte. Abdis verständnisloser Blick zeigte, daß er den Ankömmling zuerst nicht erkannte. Dann kniff er forschend die Augen zusammen, und sein Gesicht verlor die Farbe. Er wollte etwas sagen, brachte aber kein verständliches Wort heraus. Ali humpelte auf ihn zu. Abdi Agas Augen weiteten sich, die Gebetskette fiel ihm aus der Hand.
»Komm her zu mir, Ali, mein Sohn«, konnte er schließlich sagen. »Hast du Neuigkeiten aus dem Dorf?«
Ali der Hinkende setzte sich neben ihn ans Feuer. »Nun, was gibt's?«
Ali blickte ein paarmal auf den noch immer dastehenden Mann. Abdi Aga begriff.
»Laß uns einen Augenblick allein, Osman. Wir haben vertrauliche Dinge zu bereden.«
Der Hochgewachsene schloß die Tür hinter sich. Abdi rückte näher. »Laß hören, Ali.«
Plötzlich veränderte sich seine Miene, nahm einen drohenden Ausdruck an. »Oder bist du jetzt dabei, meine Spur zu verfolgen?«
Ali der Hinkende blickte so verzweifelt, als wollte er in Tränen ausbrechen. »Ach, Aga, die Spurensucherei hat ein Unglück nach dem anderen über mich gebracht! Mein Heim habe ich verloren, mein Haus, und nun wird sie mich noch mein Leben kosten. Ince Memed hat mich in Çağşak überfallen und weggeschleppt. ‚Den Abdi Aga fange ich auch noch', hat er gesagt, ‚dann bringe ich euch beide um!' Dann hat er eines Nachts euer Haus aufgebrochen - das war ein Tumult und Geschrei! Aber in dem Durcheinander bin ich ihm entwischt in Hösüks Haus. Der hat mir die Fesseln von den Händen gelöst. ‚Schau doch mal nach, was in des Agas Haus los ist!' habe ich ihm gesagt. Mein Hösük kommt zurück. ‚Der Aga ist nicht im Haus!' sagt er, ‚man kann nicht hinein, Memed hat die Tür von innen verriegelt.' Die Frauen und Kinder kreischen fürchterlich! Ja, und dann haben zwei Banditen überall im Dorf nach mir gesucht. Ich habe mich aus dem Staub gemacht. Hinter mir war die Hölle los, man hat das Angstgeschrei noch unten im Tal gehört. Deshalb bin ich zu dir gekommen, ich weiß mir nicht mehr zu helfen ... «
Abdi Aga war blaß geworden.
Ali der Hinkende brach in Schluchzen aus. »Weib und Kind sind in Çağşak zurückgeblieben, Aga. Was habe ich denn Schlechtes getan? Jetzt kann ich mich nicht mehr zurücktrauen! Ach, was soll ich nur machen? Gib mir doch einen Rat, lieber Aga! Aber du bist ja selber schlimm dran. Wie mag es dir hier ergehen, in den fiebrigen ÇukurovaDörfern? Ganz abgesehen von uns, es jammert mich, wenn ich an deine Lage denke. Du bist doch ein mächtiger Aga über fünf Dörfer. Und jetzt sagen sie überall, du wärest vor einem Däumling geflohen und müßtest dich in der Çukurova verstecken. Mir kommen die Tränen, wenn ich daran denke!«
Abdi Agas Gesicht und Hals waren gerötet. Tränen standen ihm in den Augen. »Ali, mein Sohn, ich habe schlecht gegen dich gehandelt, du Ärmster. Du kannst deine Habe aus Çağşak holen und wieder in dein Dorf zurückkehren. Ich gebe dir ein Papier mit, meine Leute sollen dir Ochsen und Saatgut geben. Verzeih mir, mein Sohn. Geh jetzt und ziehe wieder zurück.«
»Ach, wie kann ich das?« jammerte Ali. »Dieser Schurke bringt mich um, wenn ich mich wieder in der Gegend blicken lasse!«
»Hab nur keine Angst vor ihm; glaubst du denn, ich ließe ihn noch lange in den Bergen sein Unwesen treiben? Er hat sich mit Durdu dem Tollen überworfen. Mit dem werde ich jetzt Verbindung aufnehmen. Und Çiçeklis Bande hetze ich ihm auch noch auf den Hals, das wirst du noch sehen! Solange noch ein Atemzug Leben in mir ist, will ich ihn jagen wie ein Rebhuhn. Nein, mein Lieber, du brauchst keine Angst zu haben.«
Er zog ein Bündel

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