Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)
versprechen, okay?« Nervös geht sie auf ihn zu, legt ihm eine Hand aufs Hemd und fährt mit den Fingerspitzen unter seinen Kragen. »Ich finde, wir sollten mal richtig allein sein.« Ihre Augen zucken zu den Ecken, in denen die Kameras hängen.
Partridge bedeckt ihre Hand mit den Fingern, löst sie von seiner Brust und hält sie noch eine Sekunde fest. »Ich weiß nicht …«
»Vertraust du mir nicht?«
Eine bedeutungsschwangere Frage. In ihrer Stimme schwingt irgendetwas mit, das ihm klarmacht, dass er seine Antwort sehr genau überdenken sollte. Er blickt ihr in die Augen – in ihre klaren, hellgrünen Augen. Iralene ist anders als alle Mädchen, die er je kennengelernt hat. Okay, bisher hatte er generell nicht besonders viel mit Mädchen oder Frauen zu tun – nicht mal mit seiner Mutter. Doch Iralene ist anders. Sie ist lieb und brav, besitzt aber auch einen eisernen Willen. Sie ist zu Dingen fähig, die man ihr nie zutrauen würde. Aber Partridge weiß, dass sie ein gutes Herz hat. »Doch«, sagt er, »ich vertraue dir.«
Erneut fängt sie an, auf dem kleinen Handheld herumzutippen, immer hektischer und hektischer. Der Raum verschiebt sich, verwirbelt sich. Das Licht flackert. Nach einer Weile befinden sie sich wieder im Bauernhaus, doch die Lampen verlöschen, der Handheld seufzt, und die Kameras klicken resigniert. »Ich habe das System überlastet«, erklärt Iralene. »Du hast ein paar Minuten Zeit. Sagt dir dieses Zimmer irgendwas?«
»Nein.«
»Denk nach.«
»Na gut.« Partridge nickt und studiert das Zimmer in all seiner Schlichtheit. »Ich denke nach … aber da ist nichts. Gar nichts.«
Iralene seufzt. »Du hast hier was versteckt. Du musst es finden!«
»Ich soll hier was versteckt haben?«
»Ja. Ich bin mir sicher, dass du hier irgendwas versteckt hast, damit du es später findest. Warum sollte ich dich sonst unbedingt hierherbringen?«
»Ich verstehe kein Wort.«
Sie reißt die Tagesdecke herunter, geht auf alle viere und späht unters Bett. »Denkst du, mir fällt das leicht? Ich hab fast mein ganzes Leben darauf gewartet, dass du dich vielleicht mal in mich verliebst. Aber ich kann das nicht. Nicht so.« Sie steht auf, Tränen in den Augen, schleudert die Kopfkissen zur Seite und fährt mit den Fingern übers Fensterbrett.
Partridge stellt sich hinter sie und legt ihr die Hände auf die Schultern. »Beruhig dich, Iralene. Sprich mit mir.«
»In der letzten Nacht, bevor sie deine Erinnerungen gelöscht haben …« Sie schluckt und blinzelt, um die Tränen zu ersticken. »… hast du hier irgendwas versteckt, das dir die Wahrheit sagen sollte.«
»Meine Erinnerungen gelöscht ?« Ihm wird schlecht. »Ich dachte, ich hätte …«
»Nein. Du hattest keinen Unfall.«
Er blickt sich im Zimmer um und denkt an den Kuss. »Waren wir nie …«
Ein Kopfschütteln. »Du hast mich nie geliebt.«
Als er sich den Nacken reibt, spürt er die Hartplastikkappe auf seinem kleinen Finger. Er hält die Hand vors Gesicht. »Und was ist damit?«
»Partridge«, sagt sie. »Stell dir vor, du willst hier etwas verstecken. Wo würdest du es hintun?«
»Tja, blöderweise hätte ich keine Ahnung, dass ich danach suchen muss. Oder wie?« Er ist genauso verwirrt wie wütend. »Du hast mich die ganze Zeit angelogen!«
»Aber jetzt sage ich die Wahrheit. Du musst nachdenken! Die Zeit wird knapp.«
Auf wackeligen Beinen läuft er durchs Zimmer. »Das macht doch alles keinen Sinn. Ich weiß nicht mehr, was noch wahr ist und was …« Er blickt Iralene an. »Was sollte das vorhin heißen? Du hast dein ganzes Leben darauf gewartet, dass ich mich in dich verliebe?«
Iralene klammert sich an den Bettpfosten. An der Innenseite ihres schmalen Handgelenks treten hellblaue Adern hervor. Sie schluchzt.
Partridge geht zu ihr. »Sag mir, was hier los ist.«
»Ich gebe alles auf«, erwidert sie. »Damit du eine Chance hast, Partridge. Eine Chance, es zu verhindern.«
»Was?«
»Er wird dich umbringen.«
»Wer wird mich umbringen?«
»Dein Vater.«
»Wie kommst du darauf? Wo er mich doch neuerdings sogar leiden kann …«
Sie packt ihn am Kragen. »Du kannst ihn aufhalten. Du hast eine Chance. Wegen mir. Du musst sie nur ergreifen.«
»Iralene …«
Sie kehrt ihm den Rücken zu, geht zur gegenüberliegenden Wand und lehnt sich dagegen. »Ich gebe alles auf, Partridge. Für dich.«
»Warum?«
Sie sieht ihn an, ein Lächeln hinter Tränen. »Weil … weil ich mit dir wirklich glücklicher war als
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