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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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fleischiger Mann mit fetten Händen, die das Lenkrad gepackt halten. Seine Hautfarbe ist dunkel bis auf die Stellen, wo Verbrennungen rosige Narben hinterlassen haben. Sie gleiten über die öden Überreste eines verfallenen Highways. Die Straße ist größtenteils von Trümmern und Felsbrocken freigeräumt, trotzdem geht es nur langsam voran. Die Landschaft ist trostlos. Sie haben die Meltlands längst hinter sich gelassen, die ausgebrannten Gefängnisse, die zerstörten Therapiezentren, die eingestürzten Sanatorien. Die Straße ist durchzogen von Gräsern und Wurzeln. Nach der Sonne zu urteilen, schätzt Pressia, sind sie Richtung Nordosten unterwegs. Gelegentlich passieren sie skelettartige Reste von Reklamegerüsten, geschmolzene Leuchtschilder von Restaurantketten, Tankstellen und Motels. Die Straßenränder sind gesäumt von ausgebrannten Wracks – Sattelschlepper und Trucks, die vor sich hin rosten wie die geschwärzten Rippen gestrandeter Wale. Gelegentlich kann man erkennen, dass irgendjemand Teile aus den Trümmern gezogen und daraus eine Botschaft geformt hat, beispielsweise: Die Hölle ist in unseren Herzen , oder noch deutlicher: Verdammt .
    Dann wird die Landschaft nackt. Vor ihnen erstrecken sich die Deadlands. Sie erinnern Pressia daran, dass sie Glück gehabt hat. Hier draußen ist außer der versengten, verbrannten, sich in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckenden Erde nichts mehr übrig. Es gibt keine Straße. Vereinzeltes ausgedörrtes Gestrüpp ist die einzige Vegetation.
    Doch selbst die Deadlands sind lebendig, wenn auch nur ein bisschen. Gelegentlich bewegt sich etwas unter der Oberfläche – Dusts, Kreaturen, die Teil der Erde geworden sind.
    Die Deadlands machen sie nervös. Plötzlich steigt vor ihnen ein Dust auf – groß, bärenartig, doch aus Asche und Dreck. Der Fahrer weicht aus, fährt vorbei.
    Ingership richtet sich auf. Er hat Pressia zu verstehen gegeben, dass er nicht die Absicht hat, über irgendwas Wichtiges zu reden – nicht hier und jetzt jedenfalls. »Du warst noch nie außerhalb der Stadt, Belze – richtig?«, fragt er, und Pressia gewinnt den Eindruck von nervöser, belangloser Konversation.
    »Nein.«
    »Es ist besser, wenn El Capitán nicht bei uns ist. Er ist noch nicht so weit. Du wirst ihm nicht erzählen, was du hier draußen zu sehen bekommst. Es wird ihn nur mürrisch machen«, sagt Ingership. »Ich denke, es wird dir gefallen, Belze. Es wird dir gefallen, was wir aus diesem Ort gemacht haben. Magst du Austern?«
    »Austern?«, fragt Pressia. »Aus dem Meer?«
    »Ich hoffe, du magst Austern. Es gibt nämlich welche zum Essen.«
    »Woher kriegst du die?«, fragt Pressia.
    »Ich habe Beziehungen«, antwortet Ingership. »Austern auf halber Schale. Sie sind etwas für Kenner. Man muss auf den Geschmack kommen.«
    Auf den Geschmack kommen? Pressia ist nicht sicher, was er damit sagen will, aber der Ausdruck gefällt ihr. Sie ist liebend gerne bereit, alles zu essen, was auch nur halbwegs schmeckt, auf den Geschmack gekommen oder nicht. Sie würde gerne alles ausprobieren, auf jeden nur erdenklichen Geschmack kommen – aber nein. Sie ruft sich ins Gedächtnis, dass sie diesen Leuten nicht über den Weg trauen darf. Sie weiß nicht, was sie erwartet.
    Sie fahren noch über eine Stunde schweigend weiter. Immer wieder tauchen kleinere Dusts vor dem Wagen auf, winden sich über den Weg wie Schlangen. Der Fahrer überfährt sie, zerquetscht die Geschöpfe mit den Reifen. Pressia fragt sich, wie lange es so weitergehen soll. Die ganze Nacht? Tagelang? Wie weit erstrecken sich die Deadlands? Gibt es überhaupt ein Ende? Egal in welche Richtung man geht, irgendwann landet man in den Deadlands. Niemand hat es je geschafft, die Deadlands zu durchqueren und zurückzukehren. Zumindest niemand, von dem Pressia wüsste. Sie hat gehört, dass die Dusts hier schlimmer sind als in den Trümmerfeldern. Schneller, hungriger. Sie leben von wenig und sind nicht vom Gewicht von Steinen behindert.
    Wenn Ingership Pressia zum Außenposten bringt, um Informationen aus ihr rauszuprügeln – wird sie dann in den Deadlands zum Sterben zurückgelassen?
    Schließlich taucht am Horizont eine Erhebung auf – ein Berg? Als sie näher kommen, sieht Pressia, dass hier etwas wächst, richtiges Grün. Der Wagen erreicht den Fuß des Hügels und umrundet ihn in einer weiten Rechtskurve. Vor ihnen tauchen die Reste einer Straße auf. Als sie um die Kurve herum sind, blickt Pressia

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