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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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restliches Leben in einem Schrank im Hinterzimmer eines Friseurladens zu verbringen. Sie war willens, sich zurückzuziehen und nur noch über Ausschnitte aus Zeitschriften und Träume vom Davor und über das Kapitol am Leben teilzuhaben.
    »Du warst nie eine von der Sorte und du warst auch keine Schuld, die ich beglichen habe. Lass mich ausreden, okay?«
    »Dann bleib bei der Geschichte«, sagt Pressia.
    »Sag uns, was du wirklich denkst«, fordert Partridge ihn auf.
    »Okay«, sagt Bradwell. »Hier ist mein Standpunkt: Der Mann, mit dem deine Mutter ein Kind hatte, wusste über alles Bescheid, was die Japaner machten – oder ungeschehen zu machen versuchten. Strahlungsresistenz. Deine Mutter hat ihm Informationen geliefert. Ich stimme deiner Mutter in diesem Punkt zu – einige von den Japanern waren wirklich die Guten, wenn du mich fragst. Meine Eltern waren übrigens der gleichen Meinung.« Er hält für einen Moment inne. »Ich erinnere mich kaum noch an ihre Gesichter.« Er sieht Partridge an. »Warum hast du nicht mehr Codierungen bekommen? Warum warst du ungeeignet?«
    »Sie haben ja versucht, mich mehr zu codieren. Ich war immun. Es schlug bei mir nicht an«, sagt Partridge ausdruckslos.
    »Und wie hat dein Daddy darauf reagiert?«
    »Nenn ihn nicht so!«
    »Ich wette, er war stinkwütend«, sagt Bradwell.
    »Hör mal, ich hasse meinen Vater mehr als irgendjemand sonst, okay? Ich bin sein Sohn. Ich kann ihn auf eine Weise hassen, wie niemand sonst es kann.«
    Im Raum wird es still.
    »Ich hasse seine herablassende Art, seine Reserviertheit«, sagt Partridge. »Ich hasse ihn, weil ich ihn niemals habe lachen oder weinen sehen, richtig lachen oder weinen. Ich hasse seine Scheinheiligkeit. Seinen Kopf, dieses ständige leichte Kopfschütteln, als würde er mich ununterbrochen missbilligen. Ich hasse die Art, wie er mich ansieht – als wäre ich vollkommen wertlos.« Partridge sieht sich in der Zelle um. »Ob er sich gefreut hat, dass mein Körper die Codierungen nicht annahm? Nein. Nein, er hat sich ganz bestimmt nicht gefreut.«
    »Weil?«, fragt Bradwell.
    »Weil er dachte, dass meine Mutter was damit zu tun hat.«
    »Er hat sie unterschätzt«, sagt Bradwell. »Ich denke, sie wusste alles über Operation Phoenix, genau wie die Person, die ihr die Kette gab. Sie wusste, was ihr Mann und seine Leute im Schilde führten. Massenvernichtung, Überleben im Kapitol, und schließlich, nachdem die Erde sich genügend regeneriert hat, die Rückkehr der Superspezies. Und vielleicht hat sie der anderen Seite erzählt, was er vorhatte. Die Schwanenfrau wurde zu einer geflügelten Botin, richtig? Die andere Seite versuchte, dem Plan Einhalt zu gebieten, einige Menschen zu retten. Doch an einem bestimmten Punkt wurde deiner Mutter klar, dass ihnen die Zeit ausgegangen war. Ich glaube nicht, dass Willux sich dafür interessiert, ob sie am Leben ist oder nicht – er hat sie längst als tot zurückgelassen. Ob er bedauert, sie nicht selbst umgebracht zu haben? Ist das alles, was dahintersteckt – Rache? Benutzt er seinen einzigen Sohn, nur um sicherzugehen, dass seine Frau tot ist? Oder bedeutet ihr Überleben, dass sie etwas weiß, dass sie über Informationen verfügt, die er haben will?«
    »Du kennst ihn nicht«, sagt Partridge, doch seine Stimme ist so leise, dass es nach Aufgabe klingt.
    Bradwell starrt zu Boden und schüttelt den Kopf. »Sieh dir doch an, was er uns angetan hat, Partridge. Wir sind diejenigen, die ihn auf eine Weise hassen, wie du es niemals kannst.«
    Pressia starrt auf ihre Puppenkopffaust, eine Erinnerung an die Kindheit, die sie niemals wirklich hatte.
    »Was hat das alles mit mir zu tun?«, fragt sie. Sie kann immer noch nicht klar denken. Ihr Kopf dröhnt. Sie weiß, dass ihr Leben im Begriff ist, sich zu verändern, doch sie weiß nicht wie. Sie starrt auf die Plastikwimpern der Puppe, das kleine Loch zwischen ihren Lippen. Ihre Wangen brennen. Alle um sie herum scheinen etwas zu wissen, und keiner will es aussprechen. Weiß sie es nicht längst selbst? Es ist alles da, in der Gutenachtgeschichte, dem Märchen, aber sie kann es nicht sehen. »Warum wollten die OSR und das Kapitol, dass ich Partridge finde? Woher wussten sie überhaupt von mir?«
    Partridge hält seine verletzte Hand an die Brust und starrt zu Boden. Ist er schon zu einem Ergebnis gekommen? Vielleicht hat er mehr Grips, als Bradwell ihm zutraut.
    »Du bist das kleine Mädchen«, sagt Bradwell schließlich. »Das kleine

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