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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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wurde? Keine Pillen mehr, bitte!, erinnert er sich, sie weinend angefleht zu haben. Bitte nicht. Doch sie ließ sich nicht erweichen. Er musste sie alle drei Stunden nehmen. Sie weckte ihn mitten in der Nacht dafür. Warum gab sie ihm diese Pillen, die ihn unempfindlich machten? Wollte sie ihn retten? Wusste sie, dass er eines Tages eine Chance bekommen würde, eine bessere Version von sich selbst zu werden, Teil einer Superspezies, und wollte sie, dass diese Chance nutzlos verstrich? Wie machten ihn die Pillen unempfindlich gegen die Veränderungen in seiner Verhaltenscodierung? Warum die und nur die?
    Wenn sie keine Heilige war, was dann?
    Eine Verräterin?
    »Und das ist der Grund, warum die Schwanenfrau schwarze Füße hat«, sagt er, doch diesmal klingt es wie eine Frage.
    Pressia ist nicht ganz sicher, ob sie versteht, was Partridge erzählt hat. Ein Märchen. Das ist alles. Hat sie auf mehr gehofft? Nein. Es ist bedeutungslos.
    Partridge sieht Bradwell an. »Du denkst über meine Mutter nach. Was denkst du?«, fragt er.
    »Aribelle Cording Willux«, sagt Bradwell langsam, als würde ihm allmählich etwas dämmern.
    »Los, sag schon!«, ruft Partridge.
    »Was soll ich sagen?«, fragt Bradwell, und Pressia erkennt, dass Partridge recht hat. Bradwell hält etwas zurück, wie die Gute Mutter sagen würde. Nicht Partridge, sondern Bradwell.
    »Du weißt was«, sagt sie zu Bradwell. »Willst du uns jetzt damit auf die Folter spannen? Müssen wir betteln?«
    Bradwell schüttelt den Kopf. »Der Schwan mit den schwarzen Füßen – das ist ein japanisches Märchen. Ich wurde von Leuten aufgezogen, die sich auskannten mit diesen Märchen, und die alte Geschichte geht nicht so. Es gibt keinen zweiten König. Es gibt auch kein drittes Kind, keine wunderschöne Tochter. Es gibt kein Feuer, das von den Bergen rollt. Und am Ende benutzt der Schwan seine Flügel, um davonzufliegen. Er geht nicht unter die Erde.«
    »Und?«, fragt Partridge.
    »Und deswegen ist es keine einfache Gutenachtgeschichte. Deine Mutter hat dir eine verschlüsselte Botschaft mitgegeben. Du musst herausfinden, was sie bedeutet.«
    Pressia spürt ein Kitzeln im Puppenkopf. Sie reibt ihn mit der gesunden Hand, um die Nerven zu beruhigen. Sie will wissen, was diese Geschichte bedeutet, doch sie hat auch Angst davor. Warum? Sie weiß es nicht genau.
    »Ich verstehe das nicht«, sagt Partridge, doch die Geschichte hat etwas, das Pressia tief unter die Haut geht. Es ist eine Geschichte über Trennung und Verlust.
    »Aber du wirst es verstehen«, sagt Bradwell gleichmütig.
    Pressia erinnert sich an das, was Partridge ihr über das Märchen erzählt hat. »Du hast gesagt, du hättest gedacht, dein Vater wäre der böse König, der deiner Mutter die Flügel weggenommen hat …«, sagt sie zu Partridge. Ihr Kopf fühlt sich schwer an. Ihr Herzschlag rast. Das ist noch nicht alles. Sie spürt förmlich, dass es nur die Oberfläche ist.
    »Ich dachte, es müsste einen Grund geben, warum sie die Geschichte so gerne mochte, irgendetwas Persönliches«, sagt Partridge. »Meine Eltern haben sich nicht gut verstanden.«
    »Und?«, fragt Bradwell.
    »Sag du es mir«, erwidert Partridge. »Du scheinst es ja bereits alles herausgefunden zu haben, wie üblich.«
    »Sie hatte zwei Söhne«, sagt Bradwell. »Dann nahm sie dich mit nach Japan, als Baby, und dort hat sie sich in den guten König verliebt und mit ihm eine Tochter gezeugt. Wer genau ist der gute König? Ich weiß es nicht. Aber er muss mächtig gewesen sein. Er hatte Informationen.«
    Pressia sieht zu Partridge, der sich versteift zu haben scheint – aus Angst oder Ärger? Bradwell scheint aufgeregt, vielleicht sogar aufgepeitscht von der Wucht dessen, was er gehört und herausgefunden hat. Er sieht Pressia an, dann Partridge, dann wieder Pressia. Sie müsste wissen, was in seinem Kopf vorgeht, heißt das. Sie weiß es nicht. Warum ist er so aufgeregt?
    »Komm schon, Pressia«, sagt Bradwell beinahe flehend. »Du bist nicht einfach nur ein kleines Mädchen, das sich wegen seiner Puppe geniert. Du hast es längst begriffen. Du weißt es.«
    »Ein kleines Mädchen? Ich dachte, ich wäre eine von der Sorte oder besser noch, eine Schuld, die du bezahlt hast?« Sie berührt den Puppenkopf. »Du musst mir nicht sagen, wer ich bin.« Noch während sie das sagt, fragt sie sich, ob nicht doch auf die eine oder andere Weise ein kleines Mädchen in ihr steckt. Erst vor ein paar Tagen hatte sie vor, ihr ganzes

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