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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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tatsächlich, dort ist eine wolfsartige Bestie, mehr Tier als Mensch. Sie ist pelzig, aber mit Glas entlang der Rippen. Sie rennt humpelnd auf allen vieren, dann hält sie inne, stellt sich auf die Hinterbeine – sie ist fast so groß wie ein erwachsener Mann. Sie hat Klauenfüße, aber kein Maul, sondern ein rosiges, menschliches, beinahe haarloses Gesicht mit langem, schmalem Kiefer und langen Zähnen. Ihre Rippen heben und senken sich in rascher Folge. Quer über die Brust ist eine Kette in das Fleisch eingebettet.
    Mikel klettert hastig auf sein Ölfass und von dort auf ein Wellblechdach. Die Mehrlinge im Eingang weichen zurück und verschließen die Tür mit einer Holzplatte. Sie rufen nicht einmal mehr nach dem Jungen, der ganz allein die Straße hinunterrennt.
    Pressia weiß, dass die Bestie zuerst den Jungen holen wird. Er ist kleiner als Pressia, wie geschaffen als Beute. Andererseits könnte die Bestie auch sie beide angreifen. Groß genug dazu ist sie.
    Pressia hält ihren Sack fest gepackt und rennt los, mit wedelnden Armen und flinken Beinen. Sie ist eine schnelle Läuferin, war schon immer leichtfüßig. Vielleicht war ihr Vater, der Quarterback, ebenfalls schnell. Ihre Schuhe sind durchgewetzt, und sie spürt den Untergrund durch die dünnen Socken.
    Die Straße sieht fremd aus, nachdem der Markt geschlossen hat. Die Bestie springt hinter ihr her. Pressia und der kleine Junge sind die Einzigen, die jetzt noch draußen sind. Der Junge spürt, dass sich etwas verändert hat, dass Gefahr in der Luft liegt. Er dreht sich um, und seine Augen weiten sich vor Angst. Er fällt und schafft es in seiner Panik nicht aufzustehen. Aus der Nähe kann Pressia jetzt erkennen, dass sein Gesicht um ein Auge herum verbrüht ist. Das Auge selbst ist blau-weiß wie eine Murmel.
    Pressia erreicht ihn. »Los, weiter!«, ruft sie, packt ihn unter den Armen und reißt ihn hoch. Mit nur einer funktionierenden Hand braucht sie die Hilfe des Jungen. »Festhalten!«, befiehlt sie.
    Sie starrt mit wildem Blick in jede Richtung, sucht nach etwas, worauf sie klettern kann. Die Bestie kommt näher und näher. Zu beiden Seiten gibt es nur Trümmer, doch ein Stück voraus steht ein Haus, das nur zum Teil eingestürzt ist, mit einer Metalltür und einem Gitter vor einem nicht mehr vorhandenen Schaufenster. Es ist ein ehemaliger Laden, ähnlich dem Friseurladen. Sie erinnert sich, dass ihr Großvater erzählt hat, es wäre ein Pfandleihhaus gewesen und dass die Leute den Laden mit als Erstes geplündert hätten, weil es dort Waffen und Gold gab, auch wenn Gold letzten Endes seinen Wert verlor.
    Die Tür steht leicht offen.
    Der Junge schreit jetzt, laut und schrill, und er ist schwerer, als sie erwartet hat. Er hat die Arme um ihren Hals geschlungen und klammert sich fest, droht ihr die Luft abzudrücken.
    Die Bestie ist so nah, dass sie ihr Hecheln hören kann.
    Pressia rennt zu dem Metallgitter, reißt es auf, springt hindurch, wirbelt herum und schiebt es zu, während sich das Kind an sie klammert. Die Tür verriegelt automatisch.
    Sie befinden sich in einem kleinen leeren Raum, nicht mehr als ein paar Paletten auf dem Fußboden. Sie hält dem schreienden Jungen den Mund zu. »Still!«, sagt sie. »Sei still, hörst du?« Sie weicht zur gegenüberliegenden Wand zurück. Sie setzt sich in eine dunkle Ecke, mit dem Jungen auf dem Schoß.
    Eine Sekunde später ist die Bestie an der Tür. Sie ist wütend, bellt und langt durch die Gitter. Sie hat keine Sprache, keine Hände, trotz des menschlichen Gesichts und der menschlichen Augen. Die Tür klappert laut. Frustriert hockt die Bestie sich hin und knurrt. Dann dreht sie den Kopf, saugt schnüffelnd die Luft ein. Um einen Moment später, abgelenkt, davonzurennen.
    Der Junge beißt in Pressias Hand, so fest er kann.
    »Aua!« Pressia reibt sich die Hand an der Hose. »Wofür war das?«
    Der Junge starrt sie mit aufgerissenen Augen an, als wäre er selbst überrascht.
    »Ich hätte eigentlich ein Dankeschön erwartet«, sagt sie.
    Auf der anderen Seite des Raums ertönt ein lauter Knall.
    Pressia zuckt zusammen und dreht sich um. Der kleine Junge hebt den Kopf.
    Eine Falltür ist aufgestoßen worden, und aus dem Raum darunter sind der Kopf und die Schultern eines Jugendlichen aufgetaucht. Er hat struppiges Haar und dunkle, ernste Augen. Er ist ein wenig älter als Pressia.
    »Bist du wegen der Versammlung hier, oder was?«, fragt er.
    Der kleine Junge schreit wieder los, als wäre es das

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