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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Abfolge perfekt ineinanderpassender Silben.
    Die Augen ihrer Mutter richten sich auf den zerbrochenen Anhänger. »Also war er doch von Nutzen, nach all den Jahren«, sagt sie.
    »Du hast ihn zurückgelassen, damit wir dich finden?«, fragt Partridge.
    »Ich habe vieles zurückgelassen, das euch zu mir führen sollte«, sagt sie. »Ich durfte mich nicht darauf verlassen, dass eine einzelne Brotkrumenspur die Bomben überdauert, also habe ich so viele ausgelegt, wie ich konnte. Und diese hat funktioniert!«
    »Erinnerst du dich an das Lied?«, fragt Partridge.
    »Welches Lied?«
    »Über das Mädchen auf der Veranda mit dem Kleid, das im Wind schwingt.«
    »Natürlich.« Und dann flüstert ihre Mutter: »Ihr seid hier. Ihr habt mich gefunden. Ich habe euch vermisst. Mein ganzes Leben lang.«

PRESSIA
    Tattoos
    Und dann überschlagen sich die Ereignisse.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagt Partridge. »Überhaupt nicht viel.«
    »Okay«, sagt Aribelle an Pressia gewandt. »Nimm die Blumendecke von dem Stuhl dort. Und du, Partridge, hebst mich bitte heraus und setzt mich in den Stuhl.«
    Pressia tut wie geheißen. Unter der Decke ist ein Rohrsessel mit Rollen. Die Rollen bestehen aus gehämmertem, rundem Blech mit Gummirändern. Der Sitz ist mit kleinen Kissen gepolstert. »Ich bin verwanzt«, sagt Pressia. »Meine Augen und meine Ohren.«
    »Das Kapitol?«, fragt Aribelle.
    Pressia nickt.
    »Was wollen sie von dir?«, fragt Aribelle, während Partridge den zerbrechlichen Körper seiner Mutter aus der Kapsel hebt und in den Stuhl setzt. Ihre künstlichen Gelenke klicken und klappern.
    »Was hier drin ist«, sagt Partridge.
    »Insbesondere alles, was nach Medikamenten oder Drogen aussieht. Wir glauben, dass es ihnen hauptsächlich darum geht«, sagt Pressia.
    Aribelle benutzt ihre Zange, um einen Hebel an der Seite des Stuhls umzulegen, und ein kleiner Motor im Heck beginnt zu summen. Freiliegende Kolben setzen sich in Bewegung. »Also stehen sie vor dem Zusammenbruch«, sagt sie. »Die klassischen Zeichen sind ein leichtes Zittern der Hände und des Kopfes. Eine Lähmung. Augen und Gehör lassen nach. Als Nächstes baut die Haut ab und wird dünn und trocken. Schließlich lösen sich Knochen und Muskeln auf, und die Organe versagen. Es nennt sich ›Schnelle Zelldegeneration‹ und ist die Folge exzessiver genetischer Codierung. Wir wussten, dass es irgendwann so weit kommen würde.«
    »Mein Vater ist krank«, sagt Partridge, es ist ihm plötzlich klar geworden. »Ich dachte, er wäre nur wütend auf mich und würde deswegen unablässig den Kopf schütteln und beinahe unbewusst seinen Ärger zeigen. Jetzt wird mir klar, warum er diese Medikamente so dringend haben will.«
    Aribelle erstarrt. »Also ist er ziemlich lebendig?«, fragt sie steif.
    »Ja«, antwortet Partridge.
    »Ich hatte meine Gründe anzunehmen, dass er tot ist.«
    »Welche Gründe?«
    Sie benutzt die Zange, um den Kragen ihrer Bluse herunterzuziehen und die Haut über ihrem Herzen zu entblößen. Dort befinden sich sechs kleine Quadrate, deren Umrisse in der Haut kaum sichtbar sind. Drei der Quadrate pulsieren, drei nicht. »Jeder von uns trägt den Herzschlag des anderen unter der Haut, sodass wir immer wissen, wer lebt und wer nicht.« Sie deutet auf die beiden ersten Quadrate. »Diese hier sind tot. Ivan ist sehr jung gestorben, kurze Zeit, nachdem wir die Pulse implantiert hatten. Der zweite hier starb kurz bevor die Bomben fielen, und der Herzschlag deines Vaters hörte kurz danach auf.«
    »Er hat Narben auf der Brust«, sagt Partridge. »Ich habe sie mal gesehen. Eine Reihe von Narben genau wie diese hier.«
    Aribelle atmet tief ein und aus. »Er hat gesagt, er wäre fertig mit uns allen. Er würde sich von uns losreißen. Das hat er gemeint. Er hat uns mit dem Messer rausgeschnitten. Das ergibt Sinn – er wollte, dass wir ihn für tot halten und dafür hat er in Kauf genommen, nicht über unser Leben Bescheid zu wissen.«
    »Was ist mit den anderen drei?«, fragt Pressia.
    Aribelle deutet der Reihe nach auf jedes der pulsierenden Quadrate. »Bartrand Kelly. Avna Ghosh und Hideki Imanaka.«
    »Mein Vater?«, fragt Pressia.
    Ihre Mutter nickt.
    Pressias Augen füllen sich mit Tränen. »Er lebt also noch?«
    »Die Tatsache, dass sein Herz noch schlägt, hilft mir, selbst am Leben zu bleiben.«
    »Warum diese Pulse?«, fragt Partridge. »Was hat euch alle miteinander verbunden?«
    »Idealismus.« Sie rollt zum Tisch und schaltet die Computer

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