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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Belze!«, sagt Helmud aufgeregt.
    »Hör zu«, sagt El Capitán zu Pressia. »Ich bin bereit, mich großzügig zu zeigen. Wir können unser eigenes Fleisch haben, du und ich. Wir sind nicht auf den Scheiß angewiesen, den sie in der Kantine servieren.« Er starrt Pressia an. »Dieses Hähnchen vor ein paar Tagen hat doch gut ausgesehen, oder nicht?«
    Pressia nickt. »Aber mein Essen war nicht schlecht«, sagt sie. »Besser als das der anderen.«
    »Die anderen haben verdammt noch mal keine Ahnung«, sagt El Capitán. »Und das wird immer so bleiben. Du hingegen …« Seine Augen suchen den Wald ab.
    »Was ist mit mir?«
    »Bleib dicht bei mir«, sagt er leise. »Ich kann sie hören. Manchmal sind sie so schnell wie Kolibris. Hörst du sie auch?«
    Pressia spitzt die Ohren. Kommt nicht heraus. Bleibt, wo ihr seid, wo immer ihr seid. »Auf was muss ich achten?«, fragt sie.
    »Die Luft wird elektrisch, wenn sie in der Nähe sind.« El Capitán beugt sich vor und geht weiter, langsam, leise.
    Pressia folgt ihm. Sie mag das Gewicht des Gewehrs in ihrer Hand. Sie ist erleichtert, dass es nicht bloß ein Golfschläger ist. Sie wünschte, ihr Großvater hätte ihr mehr über Waffen erzählt anstatt über imaginäre Neuner-Eisen und Putter.
    Hinter einem Busch geht El Capitán in die Hocke. Er nickt Pressia zu, sich neben ihn zu kauern. »Sieh dir das an.«
    Vor ihr liegt eine Lichtung, auf der mal ein Haus stand. Es ist nur noch ein Trümmerhaufen. Daneben ein Klumpen Plastik, wahrscheinlich ein ehemaliges Klettergerüst. Außerdem eine riesige Metallfaust, zusammengeballt, als hätte sie sich um irgendetwas geschlungen. Pressia kann es nicht genau erkennen.
    »Da sind sie«, sagt El Capitán. Er ist eigenartig leise, wie gelähmt.
    In den Schatten unter den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung sieht sie schnelle Bewegungen. Ganz anders als die humpelnde Gestalt, die sich hinter den Bäumen versteckt hat. Sie sind groß, leichtfüßig, und sie bewegen sich in einer Art Formation. Pressia sieht zwei von ihnen, dann noch einen dritten. Sie tauchen unter den Bäumen auf, es sind junge Männer mit breiten Gesichtern. Sie tragen enge, aschefarbene Tarnanzüge, die ihre Arme frei lassen. Ihre geschmeidige glatte Haut scheint in ihrer Makellosigkeit zu leuchten. An den muskelbepackten Armen sind Waffen angebracht, massives schwarzes Metall, vielleicht sogar eingebaut. Sie neigen die Köpfe hierhin und dorthin, als hörten sie etwas in weiter Entfernung, und sie schnüffeln prüfend. Ihre Körper sind durchtrainiert. Zwei haben gewaltige Oberkörper, der dritte mächtige Schenkel. Ihre Haare sind kurz geschnitten. Wenn sie sich nicht mit großer Geschwindigkeit bewegen und ihr Atem dampfend hinter ihnen schwebt, dann schreiten sie beinahe elegant. Sie haben übergroße Hände, nein, Klauen, aber sie sind immer noch menschlich. Normalerweise wäre Pressia starr vor Angst, doch wegen der eigenartigen Eleganz dieser Geschöpfe und der hingerissenen Furchtlosigkeit von El Capitán bleibt sie ruhig.
    »Ich habe die drei schon früher gesehen. Vielleicht finden sie es gut, dass sie ein Opfer dreiteilen können.«
    »Wer sind sie?«, flüstert Pressia.
    »Du musst nicht flüstern«, sagt El Capitán. »Sie wissen, dass wir hier sind. Wenn sie uns töten wollten, hätten sie das längst getan.«
    Pressia beobachtet, wie einer der drei Männer auf den Plastikhügel springt. Er schaut in die Ferne, als könnte er meilenweit sehen. »Wo kommen sie her?«
    Die drei Geschöpfe bewegen sich unablässig, ruhelos, und El Capitán scheint aufgeregt, beinahe jungenhaft. Zum ersten Mal hat sie das Gefühl, dass er nicht so viel älter ist als sie. »Ich hatte gehofft, dass sie sich zeigen, aber ich war nicht sicher. Jetzt hast du sie auch gesehen. Ich bin nicht mehr allein.«
    Pressia denkt an den Bruder von El Capitán. Du bist nie allein, denkt sie.
    »Sie suchen jemanden oder etwas.« El Capitán dreht sich zu Pressia um. »Du weißt nicht zufällig irgendwas darüber?«
    Pressia schüttelt den Kopf. »Worüber?«
    »Ich finde es interessant, dass sie zur gleichen Zeit aufgetaucht sind wie du.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich habe noch nie im Leben etwas wie diese drei dort gesehen.« Pressia denkt an den Reinen, wie er mitten auf der Straße gestanden hat. Suchen sie vielleicht ihn? »Ich weiß ja noch nicht mal, wer oder was sie sind.«
    »Irgendjemand hat rausgefunden, wie er jede gewünschte Eigenschaft von Tieren oder

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