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Memento für Maybelle

Memento für Maybelle

Titel: Memento für Maybelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ließ dann meine Handkante
mit voller Wucht auf seinen Nacken hinuntersausen. Die Pistole bellte ein zweitesmal , als er zu Boden fiel. Ich setzte mich rittlings
auf seine Beine und zerrte ihn zu mir herum. Aber das hätte ich mir ersparen
können. Als er gefallen war, mußte sich die Pistole unter seinem Körper
verkantet haben, und der zweite Schuß war in seinen Bauch gegangen. Er war
bewußtlos von dem Karateschlag, den ich ihm versetzt hatte. Es würde nicht mehr
lange dauern, bis er verblutet war.
    Als ich aufstand, sah ich, daß
Crystal bewegungslos am Boden lag. Ein näherer Blick zeigte mir, wohin der
erste Schuß getroffen hatte. Genau zwischen ihre Augen. Ich konnte nichts mehr
weiter tun als die Polizei benachrichtigen.
    Dann hörte ich die Haustür
zuschlagen und einen Augenblick später schwere Schritte näherkommen.
    »Ich warne dich, Crystal«, rief
Craigs tiefe, volltönende Stimme. »Wenn du noch da bist, schmeiße ich dich
eigenhändig hinaus !«
     
     
     

11
     
    Die Reinigungsfirma hatte
vorzügliche Arbeit geleistet. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, daß in
dem Raum erst vor wenigen Tagen vier Menschen gestorben waren. Yvonne saß
lässig zurückgelehnt auf der Couch. Sie war mit einer knapp geschnittenen
weißen Hose und einer weißen Hemdbluse bekleidet, die ihre vollen Brüste dezent
betonte. Craig Forrest, der unsere Gläser füllte, trug wieder eine jener über
der Brust geschnürten Lederwesten und Hosen, die derartig eng waren, daß ich
jeden Augenblick erwartete, er würde im Sopran weitersprechen. Craig war
offenkundig bester Laune. Das zufriedene Grinsen, das er zur Schau trug, war
seit unserer Ankunft vor etwa einer Viertelstunde noch nicht eine Sekunde von
seinem Gesicht gewichen. Selbst seine grauen Augen hatten einen beinahe
herzlichen Ausdruck.
    Er brachte die Gläser und ließ
sich dann neben Yvonne auf der Couch nieder. Als er vorsichtig die Beine
übereinanderschlug, zuckte ein kurzer Schmerz über seine Züge. Offenbar
forderten die eng sitzenden Hosen jedesmal ihre Strafe, wenn er die Beine
kreuzte.
    »Erzählen Sie mir die Sache
doch noch einmal, alter Freund«, bat er. »Sie wissen schon, wie dieser Lloyd
Dalton Larrys Kopf gegen die Kühlschrankkante geschlagen hat, bis er tot war .«
    »Sie haben also Larry nicht
umgebracht, Craig«, sagte ich.
    »Das haben Sie natürlich der
Polizei mitgeteilt ?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Das
habe ich nicht für nötig gehalten. Es wäre auch ganz überflüssig gewesen .«
    »Sie haben es der Polizei nicht
gesagt ?« fragte er schockiert.
    »Wenn ich das getan hätte, wäre
unnötig zur Sprache gekommen, daß Sie sich zur Zeit des Mordes am Tatort
aufgehalten haben«, erläuterte ich. »Wäre es Ihnen vielleicht angenehm gewesen,
darüber Erklärungen abzugeben ?«
    »Nein«, versetzte er hastig.
»Sie haben gut geschaltet, alter Freund .«
    »Ich habe der Polizei aber
gesagt, daß Louis Friedman zugegeben hat, er habe Dalton erschossen und die
Leiche in Yvonnes Haus in einen Schrank gehängt«, ergänzte ich. »So brauchte
Yvonne nicht die Leiche offiziell zu entdecken .«
    »Wofür ich dir danke, Rick«,
sagte sie leise.
    »Vom Standpunkt der Polizei aus
betrachtet, steckt hinter allem das Syndikat«, erläuterte ich weiter. »Und im
Grunde genommen ist das ja auch gar nicht so falsch. Ich nehme an, die Polizei
wird automatisch annehmen, daß Larry entweder von Dalton oder von Friedman
umgebracht worden ist. Und da alle beide tot sind, spielt das keine große Rolle
mehr .«
    »Sie haben wirklich vorzügliche
Arbeit geleistet, Rick«, lobte Craig. »Seien Sie meiner ewigen Dankbarkeit versichert !«
    »Ist das alles ?« warf Yvonne ein.
    »Gut, daß du mich erinnerst,
meine Liebe!« Er bedachte sie mit einem kühlen Lächeln. »Aber ich hätte es
selbstverständlich auch allein nicht vergessen !«
    Er stand auf und ging zu seinem
Schreibtisch hinüber. Als er zurückkam, hielt er ein Stück Papier in der Hand.
    »Hier ist der Scheck, Rick«,
sagte er. »Achttausend Dollar haben Sie verlangt, nicht wahr ?«
    »Allein die Trushman -Agentur
wird mir eine Rechnung über mindestens zweitausend Dollar schicken«, erklärte
ich. »Vielleicht sogar mehr.«
    »Ich möchte Ihnen noch einmal
versichern, wie sehr ich zu schätzen weiß, was Sie für mich getan haben, Rick«,
sagte er feierlich.
    »Das ist nett von Ihnen .« Ich streckte meine Hand nach dem Scheck aus.
    Sein Zögern war fabelhaft auskalkuliert.
Zwei Sekunden etwa hielt

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