Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
erleichtert Carb war. Alle hatten sie die Beschreibung des gefährlichsten Reißers von Memiana in guter Erinnerung, die Jarek ihnen gegeben hatte.
„Noch ein Lichtweg. Dann sind wir endlich da“, sagte Carb und richtete den Blick auf den Berg, der nun dunkelgrau vor ihnen lag.
Nach der letzten Biegung der finsteren Schlucht hatte sich eine hügelige Landschaft ausgebreitet, die einen knappen Lichtweg pfadauf von einem seltsamen Massiv überragt wurde. Sie waren alle ohne ein Kommando stehen geblieben, niemand hatte mehr einen Gedanken an die Spuren des Fuuchs verschwendet, bis auf den Jäger in Jarek, der weiter Wache gehalten hatte.
Alle hatten sie staunend auf den roten Felsen gesehen, der sich zwischen den abgeflachten Hügelkuppen erhob, und Jarek hatte gewusst, dass sie ihn endlich vor sich hatten: den Berg von Mindola, der die geheime Stadt der Memo verbarg.
Nichts deutete darauf hin, dass dort irgendein Mensch lebte. Der steile, in Salas versinkendem Licht dunkelrot leuchtende Kegel mit den tief eingeschnittenen, am unteren Ende flach auslaufenden Tälern sah aus, als ob irgendwann in weit zurückliegender Vergangenheit ein Riese die Spitze einfach weggebrochen hätte. Wie irgendein weiterer ungewöhnlicher und doch namenloser Berg, von denen Memiana so viele abseits des Pfades und der Wege bot, lag er da. Aber im Inneren dieses hohlen Massivs war die Heimat der Memo versteckt, eine von Tausenden bewohnte Stadt, die kein Fremder je betreten hatte.
„Das sieht aus wie Ferant“, hatte Carb verblüfft gesagt. „Nur rot und nicht schwarz.“
Alle hatten ihn überrascht angesehen. Carb hatte nicht mehr von der Stadt seiner Geburt gesprochen, seit er ihnen in Utteno die Geschichte seines Lebens erzählt hatte.
Hama hatte Carbs Äußerung bestätigt. „Du hast recht. Unser Berg war einmal wie der von Ferant. In seinem Inneren gab es eine riesige Steinflusscave. Diese hat sich irgendwann einen Weg gebahnt und die Spitze zerrissen. Der herausströmende flüssige Fels ist an den Flanken heruntergeronnen. So sind die steilen Täter entstanden, die ihr seht. Aber das war lange, bevor es Menschen hier gab. Heute ist der Berg kalt. Es gibt hier keinen Fließstein mehr. Dafür haben wir ...“ Er brach ab und lächelte.
„Was denn?“, fragte Mareibe neugierig. „Was gibt es dafür?“
„Lasst euch überraschen“, hatte Hama geantwortet. „Noch ein Graulicht werden wir in der Cava verbringen, die gleich hier vorne liegt. Dann werdet ihr alles sehen.“
„Gehen wir runter“, sagte Jarek zu Carb. „Sonst müssen sich die Frauen wieder die ganze Zeit Adolos Vorträge über Krone anhören.“
„Bloß nicht. Dann sind die beiden Schwestern wieder genervt. Und wir kriegen alles ab“, brummte Carb.
Jarek lachte, aber er dachte daran, dass in Carbs Worten mehr Wahrheit lag, als ein Außenstehender vermutet hätte. Schwestern. Anfangs hatte Jarek gedacht, das sei nur Yalas Art gewesen, Mareibe zu sagen, dass auch sie ihr verziehen hatte, aber es war viel mehr. Seit Mareibe ihnen ihr letztes Geheimnis verraten hatte, hatte sich das Verhältnis der beiden völlig verändert. Mareibe und Yala gingen oft nebeneinander und unterhielten sich leise, sodass die anderen nur ab und zu ein Wort aufschnappen konnte. Wenn einer nachfragte, um was sich das Gespräch drehte, antwortete eine der beiden nur: „Frauensachen.“
Jarek hatte oft den Eindruck, dass Yala und Mareibe über ihre Gefährten sprachen, wenn er die kleinen Seitenblicke bemerkte, die die zwei ihm oder Carb zuwarfen und sich Sätze zuflüsterten. Häufig gingen die beiden aber auch lange Strecken und hielten sich einfach nur schweigend an der Hand.
Jarek hatte das schon erlebt. Freundschaften zwischen Frauen waren ihm immer ein Rätsel gewesen, doch er wusste, dass sich nichts und niemand dazwischendrängen konnte.
Ili und ihre beste Freundin Ärine hatten die meiste Zeit miteinander verbracht, sich gemeinsam gefreut, gemeinsam getrauert, sich gestritten und wieder vertragen. Aber Jarek hatte es nie wagen dürfen, auch nur eine einzige Bemerkung über Ärine zu machen, ohne dass Ili sauer geworden wäre oder sie verteidigt hätte, ganz gleich, um was es ging.
Hier war es nun genauso. Hatten Yala und Mareibe vorher kaum eine Gelegenheit ausgelassen, eine spitze Bemerkung anzuschließen, wenn jemand der anderen gerade widersprochen hatte, so sahen sich die männlichen Mitglieder der Gemeinschaft nun einer ihnen bis dahin unbekannten Erscheinung
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