Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
Überraschung nicht nehmen wolle. Das hatte dazu geführt, dass ihre Spannung bei allen noch mehr gestiegen war.
Mareibe und Yala waren aufgeregt und albern gewesen wie lange nicht, waren sich gegenseitig ins Wort gefallen und hatten wieder einmal gemeinsam versucht, Adolo mehr von seiner Vergangenheit zu entlocken, wie immer ohne besonderen Erfolg.
Jarek hatte nicht viel gesprochen. Er hatte Yala heimlich beobachtet und immer wieder ihre Blicke eingefangen, wenn sie sich von ihm unbeobachtet geglaubt hatte. Er hatte geglaubt, in ihnen eine Wärme und Sehnsucht zu entdecken, die er bislang übersehen oder nicht verstanden hatte. War es am Ende wirklich so, wie Carb gesagt hatte?
Irgendwann hatte Hama sie dann doch alle zur Ruhe geschickt.
Jarek lag auf seiner breiten Schlafstelle und lauschte nun seit fast einem Kvart auf die Geräusche, an die er sich so gewöhnt hatte.
Zwei Abteile weiter schnarchte Carb wie immer. Neben dem ehemaligen Fero hörte Jarek ab und zu Mareibe, wenn sie sich unruhig umdrehte. Von Adolo, der die Liegestelle genommen hatte, die dem Eingang am nächsten gewesen war, bemerkte Jarek wie üblich nichts, während am anderen Ende, gegenüber der Nahrkammer, von Hama ab und zu das leise Pfeifen kam, das man aus seiner Nase hören konnte, wenn er tief und fest schlief.
Jarek konnte die Augen nicht schließen. Er fand in sich eine unbekannte Aufregung. Es fühlte sich fast wie der erste Schritt auf einer Jagd mit ungewissem Ausgang an, aber da war noch mehr, etwas, das hoch oben in seinem Hals leicht kitzelte, und etwas anderes, das in seinem Bauch zu spüren war, und eine Anspannung, die tiefer lag.
Jarek setzte sich leise auf. Er lauschte auf den Schlaf seiner Gefährten, dann stand er vorsichtig auf. Geräuschlos ging er die wenigen Schritte, die ihn um den Felsvorsprung führten, der seine Liegestelle von der Yalas trennte.
Behutsam tasteten sich seine bloßen Füße über den Boden, bis sie die weiche Rundung des Lagers aus Salastein berührten. Er kniete sich hin. Yala lag mit dem Rücken zu ihm und atmete ruhig. Sie war nicht in den Tuchsack gekrochen, der auf jeder Schlafstätte bereitlag, sondern hatte sich damit nur halb zugedeckt. Bekleidet war sie nur mit einer kurzen, weiten Hose und einem einfachen Hemd ohne Ärmel, das ihre runden Schultern sehen ließ. Jareks Herzschlag beschleunigte sich. Er roch ihr frisches Hautöl und er wollte nichts mehr, als sie sanft berühren.
Der Jäger in ihm war wach und raunte ihm zu, dass Yala nicht schlief. Ihre Atemzüge hörten sich regelmäßig, aber leicht verkrampft an, doch sie drehte sich nicht um und ließ mit keinem Zeichen erkennen, ob sie ihn bemerkt hatte.
Er zögerte.
Ein Augenblick verging, dann noch einer und noch weitere, bis er eine lange Zeitspanne da kniete und seine Füße langsam den auskühlenden Stein spürten.
Jarek fühlte Beklemmung und er wusste nicht, was er tun sollte. Nicht der Jäger, nicht der Beschützer und nicht der Wächter waren in der Lage, ihm zu sagen, wie es nun weitergehen sollte. Aber alle drei schauten ihm neugierig zu und warteten darauf, dass er endlich zu einer Entscheidung kam.
Jarek wäre so gerne sanft mit den Fingerspitzen den weichen Rundungen von Yalas Rücken gefolgt, aber er saß nur da, seine Hand in geringem Abstand von Yalas feiner Haut, bis er sie langsam zurückzog.
Was würde passieren, wenn Yala sich erschrecken, hochzucken und von ihm wegrücken würde, wenn sie vielleicht sogar schreien würde, hörte er eine leise, besorgte Stimme in sich. Was, wenn Carb sich getäuscht hatte, wenn seine Kenntnisse über Gefühle und das Verhalten von Frauen doch nicht so umfassend waren? Was, wenn Carb Yalas Blicke genauso falsch verstanden hatte wie vielleicht Jarek, der nun auf einmal in ihren Augen all das sah, was er so gerne sehen wollte?
Er roch Yalas Duft und spürte ihre warme Nähe und hörte ihren leisen Atem. Dann zuckte er erschrocken zusammen, weilsie eine kleine Bewegung machte. Aber sie drehte sich nicht um, sondern vergrub das Gesicht noch weiter in der Mahldecke. Ihr Zopf rutschte langsam von der Schulter und gab die feinen Härchen ihres Nackens frei, von denen er wusste, dass sie ein helleres Rot zeigten als die Strähnen, die ihr immer ins Gesicht fielen, und er hätte sie so gerne an seinen Lippen gespürt.
Carb schnarchte dröhnend und aus der Schlafstelle neben seiner kam ein Geräusch, das Jarek verriet, dass Mareibe sich wieder einmal umgedreht hatte.
Er
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