Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

„Dieser Wall hinter Utteno, den die Reißer verwüstet hatten. Du erinnerst dich?“
    „Ich vergesse nie etwas.“
    „Hatte ich vergessen.“ Carb grinste über seinen kleinen Scherz, aber Jarek blieb ernst. Carb sprach weiter: „Ist Adolo unter deine Decke gekrochen? Oder ich? Oder Mareibe?“
    „Mareibe war ihr zu unruhig“, sagte Jarek, aber er merkte, dass es eine schwache Antwort war. Danach ist sie nie mehr zu mir gekommen. Seitdem hatte sie ja immer einen eigenen Liegeplatz.“
    „Mann, bist du doof.“ Carb schaute Jarek mit gespielter Verzweiflung an. „Sie ist zu dir unter den Mantel gekrochen.“
    „Ist sie nicht. Sie hat sich in ihr Decke gewickelt und mich nicht einmal berührt.“
    „Du vielleicht?“, fragte Carb. „Hast du sie angefasst?“
    Jarek sah weit ins Graulicht. „Nein, sagte er leise.
    „Wolltst du gerne?“
    „Ja.“
    „Und warum hast du nicht? Deutlicher konnte Yala ja kaum werden. Und was machst du? Nichts.“ Carb seufzte.
    Jarek ließ den Blick über den Berg der Memo wandern. War es wirklich so? Hatte Yala ihm zeigen wollen, was sie für ihn empfand?
    „Sie weiß nicht, woran sie bei dir ist“, erklärte Carb l. „Von dir kommt nix. Kein Zeichen. Dass sie dir mehr bedeutet, als alle anderen.“
    „Und was soll ich tun?“, frage Jarek.
    „Es zeigen“, erwiderte Carb fast flehentlich. „Mach das endlich. Bitte.“
    „Vielleicht hast du recht.“
    „Nicht vielleicht. Bestimmt!“
    Jarek sah ihn zögernd an. „Carb. Darf ich dich auch mal etwas fragen?“
    „Wenn du die Antwort aushältst“, erwiderte der dunkle Riese.
    „Wieso weißt du so viel von Frauen? Du bist nicht viel älter als ich. Warst du schon mal ... Ich meine, hattest du in Ferant...“
    Carb atmete einmal tief durch. „Da war ein Mädchen, ja. Delai. Mann, war ich verliebt. Hat aber zum Clan der Vaxxy gehört. Das sind Waffenschmiede. Ihr Vater hat ihr verboten, sich mit einem Rohrling rumzutreiben“, fügte er bitter hinzu.
    „Was ist aus ihr geworden?“, fragte Jarek.
    „Keine Ahnung“, antwortete Carb. „Hat bestimmt einen passenden Mann bekommen oder so. Nachdem meine Eltern tot waren, habe ich sie nicht mehr gesehen.“ Er schwieg einen Augenblick, dann zuckte er die Achseln. „Heute glaube ich, dass sie nie echt an mir interessiert war. Hat nur mit mir rumgespielt.“
    „Und danach? Gab es da noch andere, für die du etwas empfunden hast?“
    Carb zuckte die Achseln. „Immer wieder mal. Wir Fero sind direkt. Wenn du von einem Mädchen was willst, dann gehst du hin. Und fragst sie.“
    Beide schwiegen einen Augenblick.
    „Und was ist mit Mareibe?“, fragte Jarek endlich.
    „Was soll mit ihr sein?“
    „Bist du zu ihr gegangen, ganz direkt?“
    Jetzt war es an Carb, den Berg der Memo sehr ausführlich zu betrachten. Jarek ließ ihm Zeit.
    Nachdem er sich an dem dunklen Massiv satt gesehen hatte, antwortete Carb: „Ja. Bin ich. Nachdem Yala neben dir aufgewacht ist. Ich meine, ein paar Lichte später, als wir wieder unterwegs waren. In dem Wall war sie ja nicht zu ertragen. Hätte mir die Augen ausgekratzt, wenn ich da was gesagt hätte.“
    Jarek lächelte. „Du hast deine Augen aber noch. Was hat sie geantwortet?“
    Carb sah ihn traurig an. „Dass wir Freunde sind. Freunde bleiben. Unser ganzes Leben lang. Sie will mich als Freund. Nicht als Mann.“

    Jarek lag mit offenen Augen auf dem weichen Mahlvlies in seinem Schlafplatz. Er konnte die Decke der Höhle erkennen und wusste, dass sie aus leicht salafarbenem Spatstein war, auch wenn sie jetzt im Graulicht nur matt schimmerte.
    Sie waren in der größten Cava, die sie bis dahin gefunden hatten. Die Höhle war nicht besonders breit, aber sehr lang und die Baumeister der Memo, die sie eingerichtet hatten, hatten geschickt die Aufteilung genutzt, die sie vorgefunden hatten. Zehn Schlafnischen lagen der Reihe nach an der Wand und waren voneinander durch Felsvorsprünge abgeteilt. Die Schatten sorgten für ein angenehmes Halbdunkel rund um die Liegen, das den müden Reisenden leichter Schlaf finden ließ, als wenn Polos und Nira durch die sehr hoch liegenden, breiten Lichtöffnungen direkt auf die Polster geschienen hätten.
    Die Aufregung, dass sie das Ziel ihres langen Weges im folgenden Licht erreichen würden, hatte verhindert, dass sie früh schlafen gegangen waren. Die Gefährten hatten viele Fragen an Hama gehabt. Der alte Memo hatte wieder eine große Zahl mit dem Hinweis nicht beantwortet, dass er ihnen die