Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
schwieg.
Hama schwieg.
Jarek schwieg.
In seinem Kopf schwirrte es. Türen zwischen Erinnerungen und Gegenwart flogen auf und zu, Sätze, die Kobar gesprochen hatte, huschten durch seinen Verstand, Bilder und Augenblicke und unter all dem arbeitete etwas beharrlich, auf das er keinen Zugriff hatte, bis die Kammer aufsprang und sich ihm die Erkenntnis offenbarte. Jarek musterte den alten Memo. „Es gibt keine Kinder in der Stadt der Memo.“
Hama antwortete nicht, sondern beobachtete Jarek weiter mit großer Aufmerksamkeit.
„Memo werden nicht geboren. Memo werden gefunden. Ihr seid unterwegs, um neue Mitglieder für Eurer Volk zu suchen.“
Hama nickte langsam. „Deswegen bin ich auf dieser Reise.“
Jarek senkte den Blick und ließ ihn über die Tischplatte wandern. Er folgte den Linien der eingravierten Memianaraute und erreichte seine Hände, die immer noch scheinbar ruhig vor ihm lagen, aber er musste mit aller Kraft ein Zittern unterdrücken.
„Was erwartet einen Mann, der Euch folgt?“
„Er wird Dinge erfahren, die sonst niemand erfährt. Er wird Gegenden sehen, die sonst niemand sieht. Er wird erleben, was sonst niemand erlebt. Er wird Reisen unternehmen, die sonst kein Mensch in Angriff nimmt.“
Jarek sah den Alten an, ohne zu blinzeln. „Werdet Ihr mich fragen?“
Hama nickte einmal nachdrücklich. „Das werde ich. Ich frage dich, Jarek vom Clan der Thosen aus dem Volk der Xeno. Willst du mit mir gehen, um ein Mitglied des Volkes der Memo zu werden?“
Uhle und Hama beobachten Jarek gespannt.
„Wann muss ich mich entscheiden?“
„Bis Sala aufgeht.“
3.
Auf dem Weg
S alas wärmende Scheibe hatte sich nun ganz aus der Ebene erhoben und schien Jarek genau ins Gesicht. Sie würde immer weiter steigen, um zur Hälfte des Weges genau über ihnen zu stehen und dann hinter Jareks Rücken wieder vom Himmel herabzusinken. Schließlich würde sie die schroffen Spitzen des steilen Raakgebirges noch einmal in ihren gelben Schein hüllen, dann käme das Graulicht.
Wie immer.
Der über ungezählte Lichte und Umläufe ausgetretene Weg lief durch Graugrusgelände und bog hinter einer Ansammlung rundlicher Felsbrocken von zehnfacher Mannshöhe ab. Es sah aus, als hätten sich riesige Kinder hier mit einem Kugelspiel vergnügt.
Jarek dachte daran, wie er mit Kobar zusammen zwischen den Schatten der bröseligen Steine Springreißer gesucht hatte. Der ältere Bruder hatte ihm geduldig die ersten Regeln der Jagd beigebracht, immer in Sichtweite der Mauer der heimatlichen Ansiedlung, die keine tausend Schritt entfernt ihren Schatten bergauf warf.
Jarek schaute zurück. Maro lag bereits ein wenig hinter und über der kleinen Reisegruppe. Etwas leuchtete kurz herüber und Jarek wusste, dass sich das Licht im achtfachen Lauf des Großen Splitters über dem Tor gespiegelt hatte.
„Ein wehmütiger letzter Blick?“ Die Stimme des Kir, den Hama als Adolo vorgestellt hatte, war leicht spöttisch. „Du kannst immer noch zurück“, setzte der junge Händler hinzu und bedachte Jarek mit einem herausfordernden Lächeln.
Der Fero, der sich Carb nannte, und die zierliche Vaka mit Namen Yala beobachteten Jarek gespannt. Auch Hama schaute ihn fragend an, aber der alte Memo sagte nichts.
„Ein letzter Blick. Ja. Aber kein wehmütiger. Gehen wir.“ Jarek drehte sich Sala zu, machte den nächsten Schritt und den übernächsten und ließ die Ansiedlung, in der er geboren und aufgewachsen war, hinter sich.
Er hatte sich zu Thosen, Nari und Ili an den großen Tisch gesetzt, hatte sie der Reihe nach angesehen und hatte nicht gewusst, wie er es ihnen sagen sollte. Sein Blick hatte den von Ili eingefangen. Sie hatte ihre Hand auf seine gelegt, als Erste gesprochen und ihren Eltern dabei in die Augen geschaut: „Kobar lässt Jarek ausrichten, dass er gehen soll, wenn die Zeit gekommen ist. Ich denke mal, jetzt ist es so weit.“
Jarek hatte mit trockenem Mund nur genickt.
„Der Memo ist wegen dir in Maro?“ Thosen hatte die Brauen gehoben.
„Ja.“
Nari hatte einmal tief Luft geholt, die Schultern sinken lassen und leise hinzugefügt: „Wir wussten, dass sie irgendwann kommen würden.“
Jarek hatte nicht gewusst, was er erwarten sollte, aber das war keine der Reaktionen gewesen, die er bedacht hatte, als in seinem Kopf die vielen Möglichkeiten durcheinander geschossen waren. „Ihr habt es gewusst?“, hatte er erstaunt und gleichzeitig erleichtert gefragt.
Thosen hatte sich ein wenig zurückgelehnt
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