Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
jetzt nicht.
Der Weg zwischen den Graugrusfelsen führte leicht bergab. Es war eine lange Reise bis Briek, dem letzten Ort, an dem Hama einen möglichen Memo zu befragen hatte, aber sie hatten keine Höhen zu überwinden. Sie gingen der Richtung des Pfades entgegen, der rund um Memiana führte, hatten die fernen Höhen des Raakgebirges im Rücken und würden sich folglich lange Zeit nicht bergauf bewegen.
Jarek fühlte ein angenehmes Kribbeln im Bauch, wie er es vom Aufbruch zu einem Jagdzug kannte, wenn Reißer ihr Ziel waren, von denen er bislang nur gehört, sie aber nie selbst gesehen oder erlegt hatte.
In der näheren Umgebung kannte er jeden Schritt, jeden Menschen, jede Höhle und jeden Felsen. Aber er wusste, dass er sehr bald Unbekanntem begegnen würde, und er spürte in sich diese gespannte Erwartung, ob das, was er zu sehen bekam, irgendetwas mit dem zu tun hatte, was er darüber gehört hatte.
In der Marktstadt Briek war Jarek noch nie gewesen. Weiter als fünf Lichtwege hatte er sich in seinem Leben noch nicht von Maro entfernt. Er hatte auch noch nie einen Markt gesehen und freute sich darauf. Die Marktzeit forderte von den Xeno der Ansiedlungen in der Nähe alles, sodass kaum einer der Wächter und Beschützer Gelegenheit hatte, selbst dorthin zu reisen. Nicht einmal Thosen hatte einen Markt besucht, seit er den Großen Höhler erlegt und damit den Clan begründet hatte.
Es war leicht, hier bergab zu gehen und von einem Schritt in den anderen zu fallen, ohne dass man sich dabei anstrengen musste, und es dauerte nicht lange, da war Maro nicht mehr zu sehen.
Sala wärmte Jareks Gesicht und bald würde er die Kapuze zum Schutz brauchen. Doch dieses Gelblicht war anders als jedes, das er bisher außerhalb der Mauern erlebt hatte. Von der Stille, die sonst unter Sala herrschte, war nichts zu bemerken.
Yala, Adolo und Carb redeten ununterbrochen. Seit Jarek auf die letzte Herausforderung nicht eingegangen war, hatten sie ihn nicht wieder angesprochen. Die drei hatten genug mit sich selbst zu tun. Sie witzelten gegeneinander, machten sich über sich selbst und die anderen lustig und warfen sich die Worte und Sätze zu wie die rauen Bälle aus Fooghäuten, mit denen Jarek und Kobar früher auch noch im Graulicht so gerne gespielt hatten, bis Nari sie gerufen hatte.
Jarek hatte das bei Reisenden erlebt, die in Maro rasteten. Die anderen drei kannten einander, weil sie schon eine Weile gemeinsam unterwegs waren und jeder von einigen Schwächen des anderen wusste und sie gerne erwähnte, ohne dem wirklich viel Bedeutung beizumessen. Und sie waren zwei Männer und nur eine Frau. Jarek hatte oft genug beobachtet, dass sich zwei Männer, die in Begleitung einer einzelnen Frau waren, immer in allem zu übertreffen versuchten. Carb und Adolo waren nicht anders. Auf jede Bemerkung des einen hatte der andere eine Widerrede und der sofort eine Antwort und so ging es ohne jede Unterbrechung hin und her.
Doch alles war anders, als Jarek es gewohnt war. Er hatte sich etwas Neues gewünscht und nun waren sie erst siebenhundertdreizehn Schritte gegangen und er war schon mittendrin in einem anderen Leben. Noch nie hatte Jarek Maro in Begleitung von Menschen verlassen, die er nicht kannte, und er bemerkte zu seiner Überraschung, dass es etwas ganz Anderes war, einer Reisegruppe aus Fremden in einer Schänke lauschen oder selbst zu einer zu gehören.
„Jarek?“ Er roch Yalas Hautöl, das nach frischem, offenen Wasser duftete und noch nach etwas anderem, leicht Erregendem, als die junge Vaka den Platz neben seiner rechten Schulter einnahm.
„Ja, Yala?“
Sie fiel in den gleichen Schritt wie er. „Du weißt schon, dass ein Memo auch viel sprechen muss, ja? Immerhin müssen wir Botschaften weitergeben und auf Fragen antworten.“
„Das weiß ich.“ Jarek hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte. „Warum fragst du?“
„Wir machen uns langsam Sorgen, ob Hama sich nicht vielleicht doch geirrt hat“, sagte Adolo, der jetzt auf seiner linken Seite ging. „Ein stummer Memo ist nämlich kein Memo.“
„Hama hat uns erzählt, dass du sehr neugiertig wärst. Er meint, du bist der Ansicht, dass man gar nicht genug wissen kann“, sagte Yala.
Jarek schaute sich nach dem Memo um, der nicht zu ihnen herüber sah, aber Jarek bemerkte das leichte Lächeln um den schmalen Mund des Rekrutors und wusste, dass er ganz genau zuhörte, was seine Schützlinge sprachen.
„Das denke ich“, antwortete Jarek dann.
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