Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
verboten wurde, die aber zur Marktzeit immer wieder auftauchen, weil sie denken, im Gedränge könnten sie hindurchschlüpfen. Du bist auf jeden Fall willkommen, wir können jeden Mann brauchen. Zu welchem Clan gehörst du?“
Reisende Xeno bekamen freie Unterkunft und Verpflegung in Ansiedlungen, wenn sie sich an den Wach- und Beschützerdiensten beteiligten.
„Ich bin ein Thosen aus Maro“, antwortete Jarek. „Aber ich kann leider keine Wache übernehmen. Ich habe andere Verpflichtungen.“
Er nahm seinen Armlangen Schneider und den Handlangen ab und reichte beides dem Wächter. Yala, Carb und Adolo, die ihre Waffen schon abgegeben hatten, hörten dem Gespräch ohne großes Interesse zu.
Der Torposten betrachtete Jarek mit Respekt und nickte dann. „Das ist schade. Einen Thosen könnten wir brauchen. Du warst noch nie in Briek?“
Jarek schüttelte den Kopf. „Nein. Aber mein Bruder Kobar.“
Der Wächter zog die Brauen hoch. „Dann bist du Jarek! Von dir habe ich gehört.“
Jarek war überrascht. „Von mir? Wieso?“
„Stimmt es, dass ihr auf einer Jagd von Breitnackenfetzern angegriffen wurdet und du sie direkt vor die Höhle von drei Fuuchen gelockt hast?“, fragte der Wächter neugierig. „Und als die mit ihnen fertig und satt waren, habt ihr die Fuuche erlegt?“
Jarek schüttelte den Kopf. „Das ist Unsinn.“
Adolo und Carb grinsten, warfen sich einen Blick zu und Carb zuckte die Achseln. „Geschichten“, sagte er geringschätzig.
Der Mann am Tor lachte. „Dachte ich mir fast.“
„Als die Fuuche über die Fetzer hergefallen sind, sind wir davongerannt, so schnell wir konnten. Dummerweise hat uns aber einer der Reißer bemerkt und ist uns gefolgt. Nur den haben wir erlegt und dabei hatten wir auch noch Glück, weil wir ihn von einem Felsen stürzen konnten. Alles andere ist nicht wahr“, erklärte Jarek.
Der Wächter sah ihn mit offenem Mund an. „Wie viele Jagdtrupps wart ihr?“
Jarek zog die Stirn in Falten. „Nur einer. Der von Kobar. Ich war nur dabei.“
„Aber alle sagen, es wäre dein Einfall gewesen.“ Der andere Xeno schien fest entschlossen, Jarek weiter für einen Helden zu halten.
„Mein Bruder war der Anführer“, sagte er nur.
„Ja, das sagt man auch über dich. Du wärst viel zu bescheiden.“
„Unsinn.“
„Jarek, es ist mir eine Ehre, dich kennen zu lernen. Ich bin Renno“, stellte sich der Wächter vor, der sichtlich beeindruckt war. Die beiden drückten sich fest die Hand.
„Wann kommt Kobar, um Lim zu holen?“, fragte Renno. „Es ist bedauerlich, dass eine unserer besten Jägerinnen geht. Aber wir alle wünschen ihr, dass sie glücklich wird.“
Jarek fühlte wieder die Beklemmung in der Brust und konnte nicht sofort antworten. Die Gemeinschaft mit den anderen, das viele Neue, das er sah, die Reise, die ihn jetzt schon weiter weg von Maro geführt hatte, als er jemals gewesen war, all das hatte den Verlust des großen Bruders in den Hintergrund gedrängt. Er hatte Kobars Tod nicht vergessen. Ein Memo vergaß nie etwas. Aber er hatte ihn in einer Nische der Trauer verborgen, zu der die Zeit und die Anspannung während des Weges keinen Zugang gewährt hatten.
Doch jetzt war der Moment in der Höhle wieder da und Jarek hörte das Geräusch der Klaue, die in Kobars Brust drang, und er roch das Blut.
„Lim wartet schon sehnsüchtig auf ihn“, sagte Renno.
Jarek schluckte einmal, dann nickte er. Er hatte eine Aufgabe in Briek übernommen, die ihm nicht leicht fallen würde. Es gab Dinge im Leben, die einen niemand lehren konnte, Dinge, die man im Leben nur einmal erfahren konnte. Selbst und alleine. Ein Mann konnte der Frau, die seinen Bruder geliebt hatte, nur ein einziges Mal mitteilen, dass der nicht kommen würde, um sie zu sich zu holen.
„Ich werde Lim alles sagen“, erklärte Jarek mit leiser, beherrschter Stimme. „Wo kann ich sie finden?“
„Im nächsten Graulicht hat sie eine Doppelschicht übernommen. Zuerst leitet sie die Standwache auf dem Markt, dann die der Tore“, erklärte Renno. „Am besten lässt du sie danach erst einmal schlafen und kommst zum nächsten Halblicht Sala.“
Jarek spürte ein wenig Erleichterung, aber es war nur ein Aufschub. Der schwere Gang würde kommen. Jarek hatte Nari vor dem Abschied davon überzeugt, auf die Reise nach Briek zu verzichten. Seine Mutter hatte nach langem Zögern zugestimmt. Es war das erste Mal gewesen, dass es Jarek gelungen war, Nari von etwas abzubringen, das sie sich
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