Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
je gesehen hast.“
„Das stimmt“, antwortete Jarek ruhig „In den Herbergen und Schänken gibt es fließendes Wasser. Zumindest sagt man das.“
Adolo lachte. „Bei uns gibt es in jedem Gebäude Wasser aus Rohren. Warmes, fließendes Wasser, das durch Becken von Salasteinen geleitet wird.“
„Damit du dir nach jedem Schlaf das Gift aus dem Mund spülen kannst, was?“ Carb konnte Adolos Bemerkungen nie ohne den Versuch lassen, sie zu übertreffen.
„Und das Wasser fließt bei den Kir sogar bergauf“, witzelte Yala hinterher. Carb lachte polternd und auch Adolo kicherte.
Jarek lächelte. Er hatte sich in den letzten zwölf Lichten an diese Art von Gespräch gewöhnt. Es war wie bei der ersten Jagd nach Reißern gewesen, deren Verhalten er nur aus Erzählungen gekannt hatte. Die Ungewissheit wurde mit jedem neuen Jagdzug von bisherigen Erfahrungen und einer immer größeren Sicherheit verdrängt, was zu tun war und wie das Gegenüber dachte und handelte.
Etwa die Hälfte von dem, was Carb, Adolo und Yala sprachen, war völliger Unsinn und sollte jemanden reizen oder zum Lachen bringen oder beides. Die Unterhaltungen schienen bei den Dreien von selbst abzulaufen, ohne dass sie darüber nachdenken mussten, mit Antworten wie Schneiderhieben, ähnlich denen eines Jägers. Auch der spürte den angreifenden Reißer, bevor er ihn sah, und ebenso wie der Xeno seinen Armlangen Schneider hochriss, ohne dass der Verstand beteiligt war, parierten die Gefährten die kleinen Attacken aus Worten mit der gleichen Waffe.
Jarek wusste, dass er in diesen Kämpfen noch lange nicht mithalten konnte, also beschränkte er sich auf den Versuch, durch genaues Zuhören zu erkennen, wann etwas ernst gemeint und wichtig war und wann nicht.
„Wasser kann man doch dazu bringen, bergauf fließen, oder etwa nicht, Carb? Dein Volk stellt Mechanik her, die das ermöglicht, soweit ich weiß.“ Jarek schaute den dunklen Riesen neben sich an, der die Achseln zuckte.
„Pumpen. Das ist nichts Besonderes. Aber mein Clan gehört nicht zu den Rohrlingen, die sich mit so was Einfachem befassen. Wir sind Waffenschmiede.“ Die letzten Worte stieß Carb mit einem trotzigen Stolz hervor, den Jarek immer wieder an dem Gefährten bemerkte.
Jarek gefiel die tief liegende Angriffslust in den Worten des Fero nicht und wieder einmal überlegte er, ob es in Ferant nicht ständig zu Streitereien und Auseinandersetzungen kam und wie die Bewohner sie regelten. Carb hatte erzählt, dass es in seiner Stadt nicht einen einzigen Xeno gab, und Jarek konnte sich nicht vorstellen, wie ein so streitsüchtiges Volk wie das der Fero Frieden halten sollte.
Doch dann musste Jarek sich wieder einmal eingestehen, dass er mit Carb nur einen einzigen Fero kannte und alle anderen vielleicht gar nicht über dessen Unbeherrschtheit verfügten. Aber er mochte den Gedanken nicht, dass Carb besonders wild sein könnte. Es bereitete ihm in einem hinteren, verborgenen Raum seines Kopfes leise Sorgen.
„Wächter und Beschützer. Frieden und eine gute Wache.“ Sie waren an der Reihe und Hama grüßte freundlich.
„Reisende. In Frieden und ohne Waffen seid Ihr in Briek willkommen. Und wenn Ihr nur so viel scharfes Paasaqua trinken würdet, wie Ihr vertragt, ohne auf andere loszugehen, wären wir Euch dankbar.“
Dieser Zusatz war nicht üblich und Jarek konnte den darunter liegenden Seufzer regelrecht hören.
„Da könnt Ihr unbesorgt sein.“ Hama lächelte und gab seinen Stecher ab, während die anderen ihre Waffen zusammensuchten.
Der Wächter betrachtete Hama, dann die anderen und Jarek erkannte in seinem Gesicht dieselbe Frage, die er sich vor noch gar nicht so langer Zeit gestellt hatte: Was verband diese Reisenden, die so gar nicht zusammenpassten?
„Gab es viel Streit?“, fragte Jarek.
Der Wächter hatte ihn noch gar nicht angesehen, aber jetzt lächelte er, als er in Jarek einen Xeno erkannte. „Seit zwei Märkten ist es richtig schlimm geworden. Die jungen Leute wissen nicht, wann sie genug getrunken haben. Viele torkeln schon im Gelblicht herum, ohne sich bewussst zu sein, was sie tun oder wo sie sind. Ich glaube, dass da noch irgendetwas anderes als Paasaqua mit im Spiel ist, aber ich weiß nicht, was das sein könnte. Außerdem kamen dieses Mal sehr viele Solo nach Briek, mehr als jemals zuvor. Musikanten, Erzähler, Gaukler, die sich um die besten Plätze streiten. Mehr als die Hälfte haben wir abgewiesen. Und dann gibt es noch die, denen Briek
Weitere Kostenlose Bücher