Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
zuckte er die Achseln. „Ihr seid nicht daran schuld, dass Kobar tot ist. Ihr könnt nichts dafür, dass ich der Frau, die ihn liebte, diese Nachricht überbringen muss. Ihr habt es nicht gewusst. Es gibt nichts, was ich euch verzeihen müsste.“
Die beiden jungen Männer sahen Jarek erleichtert an. Adolo hob die Rechte, ballte sie zur Faust, Carb tat es ihm gleich und sie berührten sich mit den Knöcheln. Jarek sah sie fragend an, dann verstand er. Dass er die Geste wiederholen sollte. Er ballte ebenfalls die Faust und stieß sie gegen die Hände der anderen. Die beiden grinsten und nickten.
„Freunde“, sagte Adolo.
Yala verzog das Gesicht. Es schien ihr nicht zu gefallen, dass Carb und Adolo so leicht davonkommen sollten. Und dass Carb und Adolo sie von dieser Männergeste ausschlossen, besserte ihre Laune ebenfalls nicht.
„Freunde“, wiederholte Carb, nahm den geknackten Schadling, den Adolo verschmäht hatte, von dessen Teller und steckte sich das Fleisch in den Mund, ohne mit der Wimper zu zucken.
Jarek warf Yala einen kurzen Seitenblick zu. „Gefährten“, antwortete er. „Wir sind Gefährten.“
Carb und Adolo waren auch damit zufrieden, aber Yala schaute Jarek in die Augen und er erwiderte den Blick, nicht ohne zu bemerken, dass Hama dieser Moment nicht entgangen war.
„Wenn du mehr von dir erzählt hättest, wäre das alles nicht passiert“, sagte Carb. „Aber von dir redest du gar nicht. Warum?“
„Vielleicht gibt es Dinge im Leben anderer, die so schmerzhaft sind, dass sie sie nicht gerne erwähnen?“, bemerkte Yala spitz. Ihr Teller war mit verschiedenen Kaassorten beladen und sie wählte ein gezacktes Stück, das an einer Seite eine dunkle Kruste hatte.
„Er kann ja etwas erzählen, das ihm nicht wehtut“, sagte Adolo. „Da reisen wir mit einem Helden und kennen keine einzige Geschichte. Wie viele dieser Monster, wie heißen sie noch, Fuuche, hast du erlegt?“
„Nur den einen. Und ich habe doch gesagt, dass wir Glück hatten. Viel Glück.“
„Ist ein Fuuch so groß wie die Gelbschatten?“, fragte Yala, die dann doch zu neugierig war, um weiter zu schmollen.
Jarek schüttelte den Kopf. „Nein. Er ist höher als Hama. Größer als ein Klauenreißer, aber genauso grau und schwarz gescheckt. Er hat drei Zahnreihen, ein riesiges Maul, so groß, dass der Kopf eines Jägers hineinpasst. Seine schwarze Mähne ist so zottig und dicht wie das Fell der Mahle, aber die Haare sind so fest, dass sie einen Hieb mit dem Schneider abhalten. Und er hat einen langen Schwanz, an dessen Ende drei Hornklingen sind. Das ist seine gefährlichste Waffe.“
Die anderen sahen ihn beeindruckt an. „Was für ein Ungeheuer“, sagte Yala und Jarek bemerkte, dass sich auf ihren Armen die Härchen aufstellten.
„Kann mir das Biest immer noch nicht vorstellen“, meine Carb.
Jarek zog seine Trophäenkette unter dem Hemd hervor, suchte die Reißer durch, die Ili geschnitzt hatte, und fand den Fuuch. „Hier, so sieht er aus.“ Er hielt Carb die Figur hin.
Alle betrachteten die kleine Gestalt.
„Na, dem will ich lieber nicht begegnen“, meinte Carb und nickte anerkennend.
Yala starrte nicht auf die Gestalt des Fuuchs, sondern auf die prall gefüllte, doppelreihige Kette. „Die ... die hast du alle erlegt?!“, fragte sie beeindruckt.
„Sonst dürfte ich sie nicht tragen“, antwortete Jarek, dann bemerkte er, dass rund um ihren Tisch die Gespräche verstummt waren. Andere Gäste sahen herüber und tuschelten. Jareks Trophäenkette erregte die Aufmerksamkeit und jetzt wurde auch an weiter entfernten Tischen geflüstert und Hälse reckten sich. Rasch steckte er die Kette wieder unter das Hemd und schloss den Kragen.
„Warum soll ich von mir reden? Ihr erzählt ja auch nichts von euch“, versuchte Jarek abzulenken. „Von Carb weiß ich, dass er Waffenschmied ist und dass sein toter Vater diesen Wundersplitter gebaut hat. Aber von dir weiß ich nur, dass du aus der großen Stadt deines Volkes kommst, Adolo. Aus Kirusk.“ Er schaute den Kir auffordernd an, schenkte dann Yala einen Seitenblick. Von der jungen Vaka wusste er noch weniger.
„Ja, genau, erzähl du uns eine Geschichte aus deinem Leben, Adolo“, nahm Carb Jareks Forderung auf. „Muss ja traurig sein, wenn du nicht drüber redest.“
Adolo zögerte, sah Hama fragend an, der ihm nur freundlich auffordernd zunickte.
„Da ist nicht viel zu erzählen. Eine Geschichte ...“, murmelte Adolo unsicher. „Ich weiß nicht
Weitere Kostenlose Bücher