Memoiren 1902 - 1945
ihn an sich zu binden, und wiederholte, nur Geli hätte er heiraten können.
Ich fragte, wie ihm die hübsche Engländerin Unity Mitford gefalle, die, wie alle Welt wußte, in ihn so verliebt war. Seine Antwort machte mich sprachlos: «Dieses Mädchen ist sehr attraktiv, aber ich könnte nie mit einer Ausländerin, auch wenn sie noch so schön wäre, eine intime Beziehung haben.»
Ich hielt dies für einen Scherz.
Doch Hitler versicherte: «Meine Gefühle sind so national, daß ich nur ein deutsches Mädchen lieben könnte.» Amüsiert sagte er: «Ich sehe es Ihnen an, daß Sie das nicht verstehen. Übrigens», fuhr er in etwas ironischem Ton fort, «für eine Ehe wäre ich absolut ungeeignet, denn ich könnte nicht treu sein. Ich verstehe große Männer, die eine Geliebte haben.»
Dieses merkwürdige Gespräch wurde durch ein Klopfen meines Mädchens unterbrochen. Es wollte wissen, ob mein Vorführer noch gebraucht würde. Obwohl es schon spät war, wollte Hitler noch einen Film sehen. Er wählte aus meiner Titelliste den «Großen Sprung», eine Groteske von Fanck. In diesem Stummfilm war ich eine italienische Ziegenhirtin, Trenkers «ölige Ziege», die mit nackten Füßen in den Dolomiten herumkraxelt, Schneeberger ein Skiakrobat, der mit einem aufgeblasenen Gummianzug über die Berge fliegt. Es war schon fast elf, als der Film zu Ende war. Hitler, der sich sehr amüsiert hatte, verabschiedete sich und verließ mit Bormann, der inzwischen geduldig in meiner Kellerbar gewartet hatte, mein Haus.
Ich konnte lange nicht einschlafen. Die Spannung, in der ich mich befunden hatte, war zu stark gewesen. Warum hatte mich Hitler besucht, warum war er solange geblieben? Und weshalb hatte er mir einen so intimen Einblick in sein Privatleben gegeben?
An diesem Abend habe ich gefühlt, daß Hitler mich als Frau begehrte.
Die Europa-Tournee
D ie nächste große Premiere erfolgte in Paris. Wenige Tage vor meiner Abreise gab es bei der «Tobis» einige Aufregung, die meine Reise beinahe in Frage stellte. Mir wurde mitgeteilt, auf den französischen Verleih, der die Rechte für Frankreich gekauft hatte, werde von einigen Seiten starker Druck ausgeübt, den Film in Frankreich nicht zu zeigen oder zumindest nur unter bestimmten Schnittauflagen. So sollte ich Aufnahmen von Hitler und einigen deutschen Siegern herausschneiden. Ich hatte die Szenen mit Jesse Owens und den anderen schwarzen Athleten nicht, wie Goebbels es gefordert hatte, her ausgenommen, also weigerte ich mich auch jetzt, die Hitlerbilder herauszuschneiden. Die Lage spitzte sich zu. Die «Tobis» riet mir aber, nicht nach Paris zu fahren. Ich war überzeugt, in persönlichen Gesprächen mit dem französischen Verleih dessen Bedenken ausräumen zu können. Noch ahnte ich nichts von dem beginnenden Boykott gegen das Hitlerregime, erinnerte mich vielmehr an die leidenschaftliche Begeisterung der Franzosen für den «Triumph des Willens» vor einem Jahr und an die drei Goldmedaillen der Weltausstellung.
In Paris wurde ich von den Direktoren der Filmfirma höflich empfangen. Man hatte mir im «George V» ein elegantes Apartment reserviert und mich am Abend meiner Ankunft ausgeführt, um mir Paris bei Nacht zu zeigen. Diese Glitzer- und Flimmerwelt gefiel mir, und ich geriet von einem Entzücken ins andere. Allein schon die bildschönen Frauen in den Revuen waren ein ästhetischer Genuß. Noch nie hatte ich so kostbare Ausstattungen und so fantastische Kostüme gesehen, vor allem noch nie soviel einfallsreich inszenierten Charme.
In dieser Atmosphäre und mit entsprechend reichlichem Champagner hofften meine französischen Gastgeber, mich umstimmen zu können. In bester Laune hörte ich mir ihre Vorschläge und Argumente an, aber ich blieb unnachgiebig. Die guten Herren waren verzweifelt. Auch die weiteren, bis zur Premiere noch verbleibenden Abende, als sie mir auch den Montmartre vorführten, konnten mich nicht bewegen, nachzugeben. Schließlich wurden sie massiv und drohten, den Film in Frankreich überhaupt nicht zu zeigen, was ich nicht recht glauben wollte. Sie hatten an die «Tobis» schon große Vorauszahlungen geleistet. Ich war nicht bereit, auf meinen Grundsatz zu verzichten, den Film überall nur in der Originalfassung vorführen zu lassen. Wenn es selbst Goebbels nicht gelungen war, mich umzustimmen, so konnten es die Franzosen auch nicht.
Es kam der Tag der Premiere. Auf den Champs-Elysées war der Film im
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