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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Totenschädel. Seltsamerweise trug der Adler eine Sonnenbrille und ein Bandana, und die Flügel sahen aus, als bestünden sie aus Flammen.
    Ich starrte auf die Sonnenbrille und das Bandana.
    Vielleicht … vielleicht war das ein Anhaltspunkt.
    Ich zog mein Handy hervor und machte schnell zwei Fotos von der Tätowierung, vergewisserte mich, dass sie scharf waren, dann schaute ich zu Abisaab auf.
    «Er gehört Ihnen», sagte ich mit zerknirschtem Blick. «Es tut mir leid, das hier ist wichtig.» Das schien sie nicht sehr zu erweichen, denn sie sah mich noch immer finster an, aber immerhin ließ sie sich zu einem knappen Nicken herab.
    Während sie die Trage zum Rettungswagen schoben, rief ich bereits wieder Villaverde an.
    «Der Kerl hat eine Tätowierung an der Schulter», teilte ich ihm mit. «Vielleicht ist er ein Veteran, aber es könnte auch ein Clubabzeichen sein.»
    «Schicken Sie ein Bild rüber», erwiderte er. «Ich leite es an die ATF weiter.»
    Aufregung erfasste mich. Wenn es ein Clubabzeichen war, musste es bei der ATF bekannt sein, und dann würden wir bald erfahren, wer diese Männer waren.
    Ich mailte Villaverde die Fotos, dann sprintete ich zurück zu meinem Wagen. Endlich ein Hoffnungsschimmer.

Kapitel 22
    Walker verfolgte entsetzt, wie der rechte Stiefel des Mannes gegen seine Schulter trat und ihn auf den Rücken drehte.
    Der Mexikaner blickte noch immer mit kalter Belustigung auf ihn herab. Walker spürte, wie ihm das Blut in die Schläfen schoss, und als er in die Augen des Mannes starrte, gab es keinen Zweifel mehr.
    Das hier war kein «ehemaliger Gefolgsmann» von Navarro, kein «Nacho» oder wie auch immer er sich nannte.
    Es war Navarro selbst.
    Der Hurensohn war nicht tot.
    Als er die Tragweite dieser Erkenntnis erfasste, entgleisten seine ohnehin bereits rotierenden Gedanken vollends, doch er konnte nur hilflos daliegen, während Navarro seine Hand hochhielt und einen großen Silberring zurechtrückte, der seltsamerweise zwei Finger umschloss, den Mittel- und den Ringfinger.
    «Wirkt wie Zauberei, nicht wahr? Der Stamm, von dem ich es habe, glaubt, dass es genau das ist – Zauberei. Und in gewisser Weise stimmt das sogar. Ein hochwirksamer kleiner Cocktail aus Neurotoxinen, der die motorischen Neuronen im Bereich des oberen Rückgrats ausschaltet und eine Lähmung aller vier Gliedmaßen bewirkt», sagte er mit echter Begeisterung, als staune er zum ersten Mal über diese Wirkung. Was, wie Walker aus eigener Anschauung wusste, nicht der Fall war.
    Er hatte die Wirkung dieses Mittels schon früher gesehen, in Mexiko. Bei jemandem, den sie verdächtigten, ein Verräter zu sein.
    Bei der Erinnerung daran wurde Walker von Angst überwältigt.
    «Um das in einem OP zu erreichen, bräuchte man einen ziemlich fähigen Anästhesisten und einiges an Ausstattung», fügte Navarro hinzu. «Und dabei ist das hier einfach nur das Gift einer Urwaldspinne …»
    Navarro ging in die Hocke, um Walker aus der Nähe anzusehen. Plötzlich wich der erstaunte Ausdruck aus seinem Gesicht, und sein Blick wurde raubtierhaft. «Das Beste daran ist, dass es nicht alle Muskeln lähmt. Sie haben vielleicht schon bemerkt, dass ein Teil Ihrer Nerven – vom Hals aufwärts – noch funktionsfähig ist, nicht wahr? Das bedeutet, Sie können sprechen. Also erzählen Sie mir,
amigo
», sagte er leise, fast flüsternd, «was ist diese ‹Grotto›, die Sie erwähnten, und wer ist dieser ‹Scrape›, mit dem Sie gesprochen haben?»
    Walker nahm seinen Mut zusammen und spuckte dem Mexikaner ins Gesicht.
    «Fick dich.»
    Die Miene des Mexikaners erhellte sich, fast als habe er auf diese Reaktion gehofft. Er sah den Biker an, als sei er wieder stolz auf ihn, und streckte die Hand nach hinten aus, ohne sich umzudrehen.
    Walker strengte sich an zu erkennen, was er tat. Er sah, wie einer von Navarros Begleitern ihm etwas gab, konnte jedoch nicht ausmachen, was es war. Dann lächelte Navarro ihn an und hielt es vor ihn hin wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Hut zog. Eine Heckenschere, die Sorte, die man einhändig benutzen konnte, mit einer Feder in der Mitte.
    Navarro ließ die Schneiden einmal zur Veranschaulichung gegeneinanderschnappen, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Walkers Körper.
    «Mal sehen … Womit fangen wir an?»
    Walker spannte sich an und versuchte, den Kopf zu bewegen, um sehen zu können, was Navarro vorhatte, aber er sah nur den Rücken des Mexikaners und dass er mit den Armen etwas tat.

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