Menetekel
Schraubdeckel. Nur dass der Schraubdeckel fehlte. Und Benzin in alle Richtungen gespritzt war. Auf ihn und überall ins Zimmer. Der Rest lief gluckernd aus.
Fluchend stürzte er vor und stellte den Kanister hin. Bloß nutzte das nichts, denn überall spritzten kleine Fontänen aus dem Kunststoff, tränkten seine Arme und Beine und den Fußboden um ihn herum. Er erkannte, dass zahlreiche Löcher hineingestochen worden waren. Es gab keine Möglichkeit, den Benzinfluss zu stoppen. Was nicht allzu schlimm gewesen wäre, wenn da nicht noch ein drittes Geschoss in den Raum geflogen gekommen wäre. Es kam direkt auf ihn zu, und es brannte.
Als Matt sah, wie sich Schatten im Wohnzimmer bewegten, machte er das Feuerzeug an. In der anderen Hand hielt er eine Wasserflasche, die halb mit Benzin, halb mit Motoröl gefüllt war. Als Lunte hatte er ein benzingetränktes Staubtuch in den Flaschenhals gestopft. Zwei weitere Wurfgeschosse der gleichen Bauart standen einsatzbereit zu seinen Füßen.
Er zündete den Lumpen an und warf die Flasche. Die Benzinbombe beschrieb einen Bogen durch die kalte Nachtluft und verschwand in dem Loch in der Scheibe. Licht blitzte hinter den Fensterläden auf, und gleich darauf loderte ein größerer Feuerball auf. Matt hörte jemanden panischschreien, setzte die zweite Flasche in Brand, schleuderte sie ebenfalls durch die Öffnung, schnappte sich dann die dritte und rannte damit zur Rückseite des Hauses.
Der Anführer brüllte wie am Spieß, als seine Arme und Beine Feuer fingen. Er drehte sich panisch um die eigene Achse, versuchte die Flammen mit bloßen Händen zu ersticken, während der zweite Mann ihm auswich und nicht wusste, was er machen sollte. Die Flammen waren hartnäckig, viel hartnäckiger und klebriger als erwartet – und heißer. Benzin ließ sich leichter ersticken und löschen. Motoröl war eine andere Geschichte. Es klebte wie Pech und brannte stärker und ausdauernder. Er hatte keine Chance, es von der Kleidung oder den Händen zu bekommen, und es brannte immer heller, verschlang hungrig alles, was es berührte. Auch auf dem Boden breitete sich das Feuer bereits aus.
«Nehmt das weg!», kreischte er wie von Sinnen, warf sich zu Boden und wälzte sich umher, um die Flammen zu ersticken. Er begriff nicht, wie vergeblich seine Mühen waren. Glasscherben schnitten ihm in die nackte, brennende Haut, machten den Schmerz noch unerträglicher. Der zweite Mann zog sein Jackett aus und schlang es um ihn. Grauer Rauch erstickte den Raum, schwer vom Brandgestank der Haut, der Haare, des Motoröls. Der dritte Mann, der an der Kellertreppe postiert gewesen war, starrte seinen brennenden Kollegen entsetzt an. Er sah sich hektisch um, suchte nach etwas, mit dem sich die Flammen löschen ließen. Aberder Raum war leer. Keine Teppiche, keine Vorhänge, keine Sofaüberwürfe.
«Scheiße, was ist das denn?», rief der vierte Mann hinten im Haus.
«Rüber in die Küche», befahl der zweite Mann dem dritten. «Rückseite sichern.»
Aber es war zu spät.
Der vierte Mann war allein in der Küche. Er war bis an die Schwelle zum Flur getreten, weil er wissen wollte, was vorne los war, ohne die Sicherung der Hintertür zu vernachlässigen. Er hörte die Schreie, er sah die Flammen und den Rauch, er roch den Gestank, und es versetzte ihn in Panik. So sehr, dass er die Hintertür vergaß und sich so weit entfernte, dass Matts nächster Schachzug möglich wurde.
Matt presste sich an die Rückwand des Hauses und spähte durch das Küchenfenster. Er erkannte den Mann als einen der beiden «Leibwächter», die Rebecca Rydell aus dem Flugzeug eskortiert hatten, was ihn hoffen ließ. Vielleicht war sie ja wirklich hier. Er checkte die Position des Mannes. Der richtige Zeitpunkt war gekommen. Er entzündete die letzte Flasche, trat drei Schritte nach hinten, um seinem Molotowcocktail genug Schwung zu geben, dass er die Scheibe durchbrechen konnte, und schleuderte mit aller Kraft. Die Flasche platzte in die Küche und explodierte direkt neben dem Mann an der Wand, der zur Seite sprang, als die Flammen zornig aufloderten und Nahrung suchten. Dieser Sekundenbruchteil der Ablenkung war alles, was Matt brauchte. Er tratdie Tür ein und erwischte den Mann unvorbereitet. Bevor der andere nach seiner Waffe greifen konnte, hatte Matt ihm schon zwei Kugeln in die Brust verpasst.
Er schob sich, ohne zu zögern, durch das Haus und hielt nach einer verschlossenen Tür Ausschau, seine P14 in ständiger
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