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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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darauf anspringen würde.
    Und tatsächlich fragte der andere prompt nach: «Was ist?»
    «Ich mache mir nur ein wenig Sorgen, ob auch die richtige Botschaft vermittelt wird.»
    «Was bedeutet?» Darby klang wenig erfreut.
    Buscema seufzte gedehnt, als wäre ihm das Thema unangenehm. «Es gibt Beschwerden. Von anderen Pfarrern und Kirchenführern.»
    «Ist mir nicht neu», entgegnete Darby scharf. «Wir werden mit Anrufen nur so überschüttet, seit die Nachricht raus ist. Jeder Prediger von hier bis nach Kalifornien hat sich an den Hörer geklemmt. Selbst der Gouverneur will dabei sein.»
    «Wäre keine schlechte Idee, sich diese Plattform zu teilen, Reverend. Dann verbreitet sich das Wort nur umso mehr. Das erhöht die Breitenwirkung. So etwas könnte Amerika momentan gut gebrauchen.»
    «Ich bin der Mann, der ihn einfliegt, Roy», stellte Darby gelassen fest. «Ich habe ihn da rausgeholt.»
    «Und Sie werden derjenige sein, der ihn begrüßt, wenn er aus diesem Flugzeug steigt», versicherte Buscema ihm. «Niemand sonst.»
    «Der Gouverneur drängt ebenfalls auf seine Anwesenheit. Es ist gar nicht so leicht, ihm immer wieder auszuweichen.»
    «Machen Sie sich darüber keine Sorgen, Reverend. Außer Ihnen wird es keine anderen Pfarrer am Flughafen geben. Dieser Moment wird Ihnen gehören. Das wird das Bild sein, an das die Leute sich erinnern werden. Aber danach dürfte es in Ihrem Interesse sein, sich so großzügig wie irgend möglich zu zeigen. Sie sollten andere Kirchenführer einladen, die Ihnen an dem großen Tag zur Seite stehen. Sie müssen in großen Maßstäben denken. Das ist Ihre Gelegenheit, sich an die Spitze zu setzen. Amerika hat keinen Papst. Es hat keinen geistigen Führer. Aber es braucht einen. Gerade jetzt, wo es hart auf hart kommt. Das amerikanische Volk braucht Inspiration. Das Gefühl von Zugehörigkeit.» Er machte eine Pause, lang genug, um die Worte einsickern zu lassen, aber so kurz, dass der Prediger keinen Widerspruch leisten konnte. «Sie sollten vermeiden, dass das Ganze so aussieht wie irgendein anderer Gottesdienst in Ihrer Kirche. Es ist doch einer für das ganze Land. Für die ganze Welt. Sie dürfen nicht allein auf dieser Bühne stehen. Aber Sie können die Bedingungen diktieren. Wenn Sie einladend die Hand ausstrecken, werten Sie Ihre Rolle als großzügiger Gastgeber auf   … und untermauern Ihre Führungsrolle.»
     
    Das war der schwierige Teil,
dachte Buscema und legte auf. Nun galt es abzuwarten, ob der narzisstische Angeber brav mitspielen würde. Sie mussten ihn davon überzeugen, sein neues Spielzeug mit den anderen Kindern zu teilen. Unddas war gar nicht so einfach. Nicht, wenn man es mit einem verzogenen Balg zu tun hatte, das dazu noch unter einem Messiaskomplex litt.
    Er griff zum Hörer und drückte eine andere Schnellwahltaste. Der Mann am anderen Ende erwartete seinen Anruf schon.
    «Wir sind so weit», sagte Buscema knapp. «Lassen Sie’s durchsickern.» Dann legte er auf.

KAPITEL 65
    SHANNON, IRLAND
    Die Gulfstream stand neben einer Werkhalle, die ein gutes Stück vom Terminal des kleinen Flughafens entfernt lag. Während Gracie mit ihrem Handy telefonierte, marschierte sie vor der Maschine auf und ab. Sie machte sich keine Sorgen, gesehen zu werden. Es war Nacht, und abgesehen von ein paar gelangweilten und desinteressierten Mechanikern, die den Jet auftankten, war da niemand.
    Hier war es viel kälter. Wieder ein Temperaturschock, nach der Eiseskälte am Südpol und der Hitze der ägyptischen Wüste. Die Kälte fühlte sich jedoch gut an. Belebend. Beruhigend. Sie erleichterte das Telefonat mit dem Abt.
    Der Abt war auf dem Rückweg von Kairo. Er erzählte ihr, dass sie Finchs Leiche der amerikanischen Botschaft übergeben hatten und dass es nicht leicht gewesen war, dorthin zu gelangen. In der Menschenmenge vor dem Kloster waren erbitterte Kämpfe ausgebrochen, als die Abreise von Vater Hieronymus bekannt wurde. Die Innere Sicherheit hatte das Gelände gestürmt, die Menge eingekesselt und war nun dabei, die letzten Unruhestifter abzutransportieren. Zu vergleichbarenVorfällen war es in Kairo, Alexandria und anderen Städten der Region gekommen.
    Dalton kam auf sie zu. Er winkte mit seinem Blackberry. Sie dankte dem Abt und wollte sich verabschieden, aber er hatte noch nicht zu Ende gesprochen. «Das mit der Brille Ihres Freundes tut mir aufrichtig leid. Einer meiner Brüder hat sie versehentlich zerbrochen.»
    Sie hatte nur noch mit halbem Ohr

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