Menetekel
davon?»
«Die anderen.»
«Ich brauche Namen.»
Rydell hielt seinem Blick stand. «Sie brauchen nur einen Namen. Keenan Drucker. Er organisiert die ganze Sache.»
«Und wo finde ich ihn?»
«In Washington, D. C. im Center for American Freedom. Das ist eine Denkfabrik.» Im gleichen Moment klingelte Rydells Blackberry. Er fischte es aus der Tasche und guckte auf das Display. Er runzelte die Stirn und sah Matt an.
Matt blickte fragend zurück.
Rydell nickte. Es war Drucker.
Er nahm den Anruf entgegen.
«Was ist denn los bei Ihnen?», fauchte Drucker. «Wo zum Teufel stecken Sie?»
«So spät noch am Arbeiten, Keenan?» Rydell bedeutete Matt, den Mund zu halten.
«Was bei Ihnen los ist, Larry?»
«Ich feiere das Wiedersehen mit meiner Tochter.» Er ließ es einige Sekunden lang wirken. Drucker schwieg. «Anschließend könnte ich vielleicht zur New York Times hinunterschlendern und mich ein bisschen mit denen unterhalten.»
«Warum sollten Sie das tun?»
«Weil ich keine Ahnung habe, was Sie eigentlich vorhaben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nichts mehr mit unseren ursprünglichen Plänen zu tun hat.»
Drucker atmete zischend aus. «Na schön. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte Rebecca nicht entführen dürfen. Das weiß ich. Und ich entschuldige mich dafür. Aber Sie haben mir keine andere Wahl gelassen. Und wir hängen da zusammen drin. Wir wollen dasselbe.»
«Sie tun das gewiss nicht, um den Planeten zu retten, Keenan. Das wissen wir beide.»
Druckers Stimme blieb ruhig. «Wir haben dasselbe Ziel, Larry. Glauben Sie mir.»
«Und wie sieht dieses Ziel aus?»
Drucker schwieg für einen Moment. «Wir sollten uns irgendwo treffen. Wo immer Sie wollen. Hören Sie mich an, und ich werde Ihnen sagen, was ich denke. Danach können Sie entscheiden, ob Sie das Ganze platzenlassen wollen.»
Rydell ließ Drucker einen Moment lang schwitzen. Natürlich musste er sich anhören, was Drucker zu sagen hatte; so viel stand fest. Es stand zu viel auf dem Spiel: sein Lebenswerk, alles, was er aufgebaut hatte, alles, was er noch erreichen konnte. «Ich werde darüber nachdenken.» Er legte auf.
«Was will er?», fragte Matt.
«Reden. Damit ich im Boot bleibe.»
Matt nickte und zeigte dann auf Rydells Blackberry. «Vielleicht werden Sie überwacht.»
«Hiermit?»
«Wir sind angepeilt worden. Über das Handy meines Freundes. Obwohl wir sehr vorsichtig waren und es immer nur kurze Zeit anhatten.»
Rydell nickte. «Wir können Sie sogar dann orten, wenn Sie nur eine einzige SMS verschicken. Die Spyware haben wir selbst entwickelt, für die NSA. Aber keine Sorge. Wir sind sicher. Mein Gerät ist geschützt.»
«Okay. Und was haben Sie nun vor?»
«Keine Ahnung.» Er sah seine Tochter an. Ihre Sicherheit hatte absoluten Vorrang. «Hier in Boston können wirnicht bleiben», sagte er zu Matt. «Nicht nach Ihrem kleinen Besuch hier. Wir können uns hier nirgends verstecken, die Presse und Maddox würden in jedem Fall Wind davon bekommen.»
Matt nickte. Nach einem Moment fragte er: «Möchten Sie es nicht sehen?»
«Was denn?»
«Ihr Meisterstück. In all seiner Pracht.»
Rydell überlegte kurz. «Warum eigentlich nicht. Verschwinden wir von hier.»
KAPITEL 67
HOUSTON, TEXAS
Man konnte die Menschenmassen schon aus der Luft sehen.
Gracie realisierte es zunächst gar nicht. Aus vielleicht dreihundert Metern Höhe sah sie auf dem blassen winterlichen Gestrüpp, das den grauen Beton umschloss, nur einen großen dunklen Flecken. Erst die Staus verrieten ihr, um was es sich handelte. Sämtliche kleinen Straßen, die zum Rollfeld führten, waren voller Autos. Die ganze Umgebung sah aus, als wären die Autos wie Legosteine ausgeschüttet worden. Auf den Feldern neben den Straßen standen sie hoffnungslos durcheinander. Die würden so schnell nirgends mehr hinfahren. Der Verkehr stand bis zur Umgehungsstraße, und auch die war in beide Richtungen kilometerweit verstopft. Die Menschen ließen ihre Autos stehen und gingen zu Fuß weiter, wie zu einem riesigen Open-Air-Konzert. Die Massen strömten aus allen Richtungen zur nordwestlichen Seite des Flugplatzes, wo die Landebahn endete.
Gracie kannte den Flugplatz nicht besonders gut. Darbyzufolge hatte der Polizeichef sie gebeten, Hobby und Bush Intercontinental nicht anzufliegen, sondern auf Ellington Field zu landen. Zum einen, um den normalen Flugverkehr nicht unterbrechen zu müssen. Ellington war ein kleiner, hauptsächlich militärisch
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