Menetekel
– er hatte den Gegner mit beiden Händen am Schussarm gepackt und rang mit ihm. Der Killer zog ihn an sich heran und verpasste ihm einen Kopfstoß auf die Nase. Rydells Beine gaben nach, und er erschlaffte. Matt war gerade wieder auf den Beinen, da wirbelte der Killer herum, richtete seine Waffe auf ihn –
Und dann ging ein Ruck durch den Schützen und noch einer, und Matt hörte dumpfe Geräusche hinter sich. Er blinzelte und brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was passiert war. Dann kam Danny mit Maddox’ Pistole zum Vorschein, und aus dem Schalldämpfer kräuselte sich ein Rauchschleier nach oben. Danny starrte den Toten einen Moment lang an, dann drehte er sich zu Matt um, einen ungläubigen Ausdruck im Gesicht.
Danny öffnete den Mund, um etwas zu sagen –
Matt riss die Augen auf –
«Pass auf!», rief er, aber –
Es war zu spät – Maddox war hinter Danny aufgesprungen. Er krachte in ihn hinein, während Matt nach der Waffe hechtete, die seinem Killer heruntergefallen war. Er schafftees, bevor Maddox zu der Pistole greifen konnte, die Danny hatte fallen lassen – nur dass Danny sich in der Schusslinie befand. Maddox sah Matt einen Sekundenbruchteil lang an, dann stieß er ihm Danny entgegen und tauchte hinter den Lieferwagen ab.
«Zur Seite!», rief Matt Danny zu und schob ihn weg, jagte hinter Maddox her – um den Transporter herum und durch das Dickicht, das den Parkplatz begrenzte. Aber die Dunkelheit hatte ihn verschluckt. Matt feuerte frustriert ein paar Kugeln ab, wissend, dass er keinen Treffer erzielen würde. Maddox war verschwunden.
Es wurde gespenstisch still auf dem Parkplatz. Matt wandte sich um, suchte das Areal mit den Blicken ab, dann trat er auf Danny zu, der mit vor dem Bauch gefesselten Händen dastand. Er umarmte ihn, zerdrückte ihn fast. Schob ihn zurück und zerraufte ihm die Haare.
«Fröhliche Weihnachten», sagte er.
«Das beste Weihnachten überhaupt.» Danny strahlte über das ganze Gesicht. Rydell stand auf und kam zu ihnen. Danny sah ihn einen Moment lang an, ein hartes, zorniges Schimmern in den Augen. Dann holte er mit den zusammengeschnürten Armen aus und zog Rydell die Fäuste durchs Gesicht. Rydell ging zu Boden, spuckte Blut und sah zu Danny hoch.
«Ohne ihn hätte ich es nicht hierhergeschafft, Brüderchen», merkte Matt an.
Danny musterte Rydell noch ein, zwei Sekunden, dann wandte er sich ab und zog zweifelnd die Schultern hoch. «Ist ein Anfang», grunzte er.
«Können wir jetzt zusehen, dass wir hier wegkommen?» Matt ging zu Rydell und half ihm auf.
Rydell sah zu Danny. «Es tut mir leid.» Aufrichtige Reue schwang in seinen Worten mit.
«Wie ich schon sagte.» Danny setzte sich in Bewegung. «Es ist ein Anfang.»
Keine Minute später saßen sie in dem Transporter, verließen den Hotelparkplatz und fuhren Straßen entlang, die zu beiden Seiten völlig zugeparkt waren.
KAPITEL 78
Sie hatten sicherheitshalber das Motel gewechselt und waren in eine andere Ecke der Stadt umgezogen – obwohl sie jetzt, wo Maddox schwer verletzt und etliche seiner Männer tot waren, allmählich das Gefühl hatten, sich nicht mehr im engsten Fadenkreuz zu befinden.
Danny und Matt waren in ihrer eigenen Welt. Sie hatten einiges nachzuholen und brachten sich gegenseitig auf den neuesten Stand, was mitunter wehtat.
«Ich muss Mom und Dad anrufen, damit sie erfahren, dass es mir gutgeht», sagte Danny enthusiastisch.
Matt hatte es vermieden, sie zu erwähnen, aber nun konnte er dem Thema nicht länger ausweichen. Er hielt Dannys Blick stand und suchte nach den richtigen Worten, aber Danny las es in seinem Gesicht, bevor ihm etwas eingefallen war.
«Wer …? Mom …?»
Matt nickte. Sein schmerzlicher Blick verriet, dass es außer dem Tod ihrer Mutter noch mehr zu verschmerzen galt.
«Doch nicht beide?», hauchte Danny ungläubig.
Matt nickte erneut.
Danny war wie vor den Kopf geschlagen. Dann wurde er von tiefer Trauer überschwemmt. Matt hatte ihm bereits erzählt, dass sein Freund Bellinger ermordet worden war. Der dreifache Schlag traf ihn hart. Er sank zu Boden und vergrub das Gesicht in den Händen.
Noch bedrückender wurde es, als Danny Matt von seiner Verzweiflung in den letzten beiden Jahren erzählte. Wie er versucht hatte, ihm eine E-Mail zukommen zu lassen, und dabei erwischt worden war. Wie er erwogen hatte, sich umzubringen. Wie sie ihn schließlich bedroht und unter Drogen gesetzt hatten.
«Jetzt bist du hier», sagte Matt schließlich.
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