Menetekel
nicht besonders tief dort, aber die Strömung soll übel sein. Darum nennt man die Gegend ja auch die ‹Tore der Hölle›.»
«Und was war mit den Leichen?»
Matt verzog leicht das Gesicht. «Sind auch nie vollständig geborgen worden.»
«Warum nicht?»
Matts Stimme wurde etwas lauter. «In dem Gebiet wimmelt es von Haien, und was die sich nicht holen, erledigt der Wellengang. Das ist die Skelettküste, verdammt nochmal. Da gab es nichts zu bergen.»
«Dann hattet ihr nichts …»
«Ja, genau. Wir hatten nichts zum Beerdigen. Der Sarg war leer, Vince. Es war lächerlich: Wir haben eine leere Kiste verbrannt und das schöne Holz umsonst verschwendet, aber uns blieb nichts anderes übrig. Damit mein Vater einigermaßen damit abschließen konnte. Willst du mir jetzt endlich sagen, warum wir hier sind?»
Bellinger sah weg, studierte die Gesichter ringsum. Kalter Schweiß brach ihm aus, und er merkte, dass er Kopfschmerzen bekam. «Hast du heute die Nachrichten gesehen?»
«Nein, warum?»
Bellinger nickte. Er fragte sich, wie er weitermachen sollte.
«Vince, was ist los?»
Bellingers Blackberry piepte. Eine SMS. Er ließ die Hände auf dem Tisch. Für Jabba fehlte ihm gerade die Geduld.
Er sah Matt an und beugte sich vor. «Ich glaube, dass Danny ermordet worden sein könnte.» Er machte eine Pause. «Oder noch schlimmer.»
«Noch schlimmer? Was könnte schlimmer sein als das?»
«Vielleicht hält man ihn irgendwo fest. Zusammen mit seinen Kollegen.»
«Was? Wovon zum Teufel sprichst du?»
Bellinger bedeutete ihm mit einer Geste, leiser zu sprechen,und beugte sich noch näher zu ihm. «Vielleicht haben sie Danny und die anderen umgebracht und den Hubschrauberabsturz nur vorgetäuscht. Oder sie halten sie irgendwo gefangen und zwingen sie, weiter an dem Projekt zu arbeiten.» Er sah sich nervös in der Bar um. «Ich meine, denk doch mal darüber nach. Wenn du dir einen Haufen Genies zusammensuchst, die etwas für dich entwickeln sollen, würdest du dann nicht sicherstellen wollen, dass sie dableiben, bis sie ihre geheime Mission beendet haben und du bekommen hast, was du wolltest?»
Sein Smartphone piepte erneut.
«Geheime Mission? Du redest wirres Zeug.»
Bellinger flüsterte jetzt fast. «Heute ist etwas passiert, Matt. In der Antarktis. Da ist dieses Ding am Himmel aufgetaucht. Es war überall in den Nachrichten. Ich glaube, Danny hatte was damit zu tun.»
«Und wie kommst du darauf?»
Bellinger zitterte vor Anspannung. Wieder meldete sich sein Blackberry, aber er ignorierte es. «Danny hat da an etwas gearbeitet. Er hat mit dezentraler Datenverarbeitung experimentiert und mir ein bisschen was davon gezeigt. Die Möglichkeiten, die da drinsteckten, Mann, da konnte einem richtig schwindelig werden. Dein Bruder war brillant, aber das weißt du ja selbst. Und dann tauchte plötzlich Reece auf und schnappte ihn sich für dieses Projekt mit den Biosensoren, und –»
«Reece?»
«Dominic Reece. Sein Prof am MIT. Sein Guru. Er saß auch in dem Hubschrauber. Zusammen mit Danny.» Ersah Matt beinahe entschuldigend an. «Jedenfalls war es ein großartiges Projekt. Diese Sensoren hätten wer weiß wie viele Leben retten können, und –»
Sein Handy meldete sich zum vierten Mal.
Er hatte den Faden verloren. Verärgert zog er das Handy aus der Tasche. Er zog eine Grimasse, klickte sich zu seiner Mailbox durch und sah, dass drei Nachrichten von derselben Nummer eingegangen waren.
Nicht von Jabbas Nummer. Sondern von einer Nummer, die er nicht kannte.
Er rief die neueste Nachricht auf.
Die knappen Zeilen auf dem Display trafen ihn wie ein Vorschlaghammer.
Kein weiteres Wort, wenn dir dein Leben lieb ist, und raus aus der Bar.
KAPITEL 12
«Ich glaube, dass Danny ermordet worden sein könnte.»
Das winzige Mikrophon unter dem Aufschlag von Bellingers Mantel funkte die Worte direkt an die Ohrhörer der drei Personen in dem Transporter, der in der Emerson Street stand.
Auch in der Bar saßen zwei Personen mit Ohrhörern, die jedoch durchsichtig und somit kaum zu sehen waren. Sie hörten ebenfalls alles mit.
Im Transporter sah der Leiter der Observierungsaktion seine Kollegin mit den rotbraunen Haaren an. Sie hatte gute Arbeit geleistet. Nicht nur mit ihren flinken Fingern. Bellinger war nicht der Erste, der sich von ihrer Ausstrahlung hatte ablenken lassen.
Aber nun galt es, ihn unter Kontrolle zu bringen.
Die Stimme eines der Männer in der Bar knallte ihnen in die Ohren. «Er holt es
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