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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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attraktives Gesicht, das von rotbraunen schulterlangen Haaren und dem hochgeklappten Kragen ihres Mantels eingerahmt war. Bevor er etwas sagen konnte, war sie in das Taxi gesprungen, und es fuhr an.
    Einen Moment lang stand er da und sah ihm nach, wie es um die Ecke verschwand, dann betrat er die Bar.
    Matt Sherwood hatte den Treffpunkt vorgeschlagen. Es war eine der einfachen Kneipen, wie sie für diese Gegendtypisch waren. Preiswertes Bier, dazu Hähnchenflügel, schummrige Beleuchtung, eine Dartscheibe. Hier und da war symbolisch ein bisschen Weihnachtsschmuck verteilt worden, billiges Zeug aus China. Der Laden war weder zu voll noch zu leer, was gut war. Bellinger wollte nicht, dass jemand ihr Gespräch mitbekam.
    Als ihm klar wurde, dass er beim Hereinkommen unwillkürlich geprüft hatte, ob sie hier gefahrlos miteinander reden konnten, war er überrascht. Sonst war er doch nicht so paranoid. Er atmete tief durch und versuchte sich zu entspannen, aber während er sich in der Bar nach Matt umsah, wurde er das Gefühl nicht los, dass er verfolgt wurde.
    Die Gäste waren bunt gemischt. Cliquen junger, gutgekleideter Karrieretypen machten einen drauf; in hartem Kontrast dazu kauerten einzelne Gäste auf ihren Barhockern wie Geier mit Schlafstörungen und starrten mit leeren Augen in ihren Whisky. Aus einer Jukebox am anderen Ende des Raums kam Achtziger-Jahre-Rock, der ein wenig blechern klang, aber gerade die richtige Lautstärke hatte.
    Er entdeckte Matt in einer Ecknische. Als er sich den Weg durch die Menschentraube am Tresen bahnte, klingelte sein Handy. Er blieb kurz stehen, holte es heraus und sah auf das Display. Es war Jabba. Bellinger beschloss, den Anruf zu ignorieren, und schob das Handy wieder in die Tasche.
    Obwohl er über seinen Drink gebeugt saß, war kaum zu übersehen, wie riesig Matt Sherwood war. Er war über eins neunzig groß, einen ganzen Kopf größer als Bellinger. In den zwei Jahren seit ihrer letzten Begegnung hatte er sich kaum verändert. Immer noch dieselbe grüblerische Miene,dasselbe kantige Gesicht, dieselben kurzgeschorenen Haare, dieselben Augen, die viel sahen, aber wenig preisgaben. Er sah allenfalls ein bisschen besser aus als vor zwei Jahren. Kein Wunder, sie hatten sich kurz nach Dannys Beerdigung zum letzten Mal gesehen. Matt hatte seinem jüngeren Bruder sehr nahegestanden.
    Was es umso schwieriger machte, alles wieder auszugraben.
    Als Bellinger auf die Bank glitt, ohne seinen Mantel auszuziehen, begrüßte Matt ihn mit einem Nicken. «Was ist los?»
    Genau so hatte ihn Bellinger im Gedächtnis. Lakonisch, auf den Punkt. Ein Mann, der nicht um den heißen Brei herumredete – was verständlich war. Zeit war ein kostbares Gut für Matt Sherwood. Ihm war schon genug davon abhandengekommen.
    Bellinger brachte ein schiefes Lächeln zustande. «Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?»
    «Bestens. Ich kann mich vor Aufträgen gar nicht retten, wo gerade dermaßen viel Boni ausgeschüttet werden.» Er neigte den Kopf zur Seite und bedachte Bellinger mit einem spöttischen, wissenden Blick. «Was ist los, Vince? Für unsereins ist doch längst Schlafenszeit. Du hast gesagt, wir müssen reden.»
    «Stimmt, und ich bin heilfroh, dass du kommen konntest. Es ist nämlich so   …» Bellinger zögerte. Das Thema anzuschneiden war schwer. «Ich habe über Danny nachgedacht.»
    Matt sah ihn kurz an, ließ seinen Blick durch die Barschweifen, sah dann wieder ihn an. «Über Danny? Inwiefern?»
    «Na ja, als wir uns das letzte Mal gesehen haben, nach der Beerdigung   … Es kam alles so plötzlich, und wir hatten eigentlich gar keine Gelegenheit, über alles, was passiert ist, zu reden.»
    Matt musterte ihn. «Er ist bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Das weißt du doch. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.»
    «Ich weiß, aber   … Was weißt du noch darüber? Was hat man dir erzählt?»
    Matts skeptischer Blick verriet, dass er seine Taktik genau durchschaute. «Warum willst du das wissen, Vince? Ausgerechnet jetzt?»
    «Gib mir noch eine Sekunde, okay?   … Was hat man dir erzählt? Wie ist es passiert?»
    «Der Hubschrauber ist vor der Küste Namibias abgestürzt. Technisches Versagen. Vermutlich durch einen Sandsturm ausgelöst, aber das konnte nie nachgewiesen werden. Das Wrack ist nie geborgen worden.»
    «Warum nicht?»
    «War sinnlos. Es war ein Privathubschrauber, eine Chartermaschine, und seine Überreste lagen auf dem Grund des Ozeans verstreut. Ist angeblich

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