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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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koptische Christen mit gesenkten Köpfen intonierten. Ein ganzes Stück von den Klostermauern entfernt hatten sich bereits Unruhestifter eingefunden. Hassprediger führten Schmähredengegen den Priester und das Zeichen, die von ihren Anhängern begeistert aufgenommen wurden. Zwar waren die beiden Gruppen bisher noch nicht aneinandergeraten, aber da nirgendwo Sicherheitskräfte zu sehen waren, konnte das nicht mehr lange dauern.
    Genau aus diesem Grund hatte Pater Hieronymus sich, wenn auch widerstrebend, damit einverstanden erklärt, das Kloster zu verlassen. Schließlich ging es hier um ihn. Vielleicht ließ sich der Konflikt, wenn er nicht mehr hier war, vermeiden.
    Gracie sah zu, wie der Abt die Schiebetür der Großraumlimousine schloss. Er spähte durch die getönten Scheiben ins Wageninnere und winkte ihnen zum Abschied, das Gesicht voller Sorgenfalten. Pater Hieronymus erwiderte den Gruß. Er wirkte verzweifelt, noch ratloser als in der Höhle.
    Der Abt gab den beiden Mönchen am Tor ein Handzeichen. Sie nickten und zogen die schweren Türen aus uraltem Zedernholz auf. Die rostigen Scharniere quietschten, und in die Menge draußen kam Bewegung, als sie begriff, was vor sich ging.
    Gracies Puls beschleunigte sich. Unruhig rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her, starrte aus dem Fenster. Von der Klimaanlage und dem muffigen Weihrauchgeruch, der aus Pater Hieronymus’ Soutane drang, wurde ihr ganz anders.
    «Jetzt geht’s rund.» Dalton drehte seine Kamera vom Seitenfenster weg zur Frontscheibe.
    Gracie schluckte.
    Die alte Großraumlimousine machte einen Satz undschoss aus dem Tor. Sofort fingen die Leute an, aus allen Richtungen zusammenzuströmen. Als sie die Mauer hinter sich hatten und auf die Straße einbogen, die von dem Kloster wegführte, schwoll die Menge um sie herum an. Zahllose Hände griffen nach dem Wagen, versuchten ihre Flucht zu verhindern. Yusuf musste langsamer fahren, als die Menge ihnen die Sicht versperrte. Eine Hand auf der Hupe, gelang es ihm, noch etwa dreißig Meter zurückzulegen, dann kamen sie nicht einmal mehr im Kriechtempo durch das Gedränge.
    Gracie beugte sich vor und sah nach draußen, während Dalton den Tumult ringsum filmte. Die Leute pressten ihre Gesichter an die getönten Scheiben und riefen nach Pater Hieronymus, versuchten zu erkennen, ob er im Wagen war, flehten ihn an, zu ihnen zu sprechen. Sie zerrten an den verriegelten Türgriffen und wurden gegen den Wagen gedrückt, die Gesichter schmerzerfüllt, die Hände verschwitzt und klebrig an den Fensterscheiben. Pater Hieronymus machte sich klein auf seinem Sitz. Sein Blick huschte zwischen den Gesichtern hin und her, die durch die getönten Scheiben nur noch bedrohlicher aussahen.
    «Wir müssen umdrehen», drängte Finch den Fahrer. «Wir müssen wieder zurück ins Kloster.»
    «Zu spät», sagte Gracie. Von allen Seiten schoben sich Menschen gegen den Wagen. Die lauten Schläge gegen Dach und Fenster klangen wie Kriegstrommeln. «Wir stecken fest.»
     
    Ein Stück abseits der Menge stand auf einer kleinen Erhöhung neben den Ruinen einer Mauer ein Pick-up, dessen Ladefläche mit einer Plane abgedeckt war. Drei Männer beobachteten das Chaos mit großem Interesse durch sandfarbene Hochleistungsferngläser, wie sie auch vom Militär benutzt wurden.
    Als die Großraumlimousine unter der Menschenmasse verschwand, beschloss Fox Two, dass es Zeit wurde zu handeln.
    Mit einer knappen Handbewegung gab er seinen Männern das Startsignal.
    Der eine klappte eine Ecke der Plane hoch, gerade weit genug, dass das darunter verborgene Gerät zum Vorschein kam. Es sah aus wie eine hochkant gestellte Trommel auf einem Stativ. Der andere, der dahinter positioniert war, sah durch die Zielvorrichtung und richtete es auf das Menschengewimmel hinter dem Previa aus.
    Er überprüfte noch ein weiteres Mal die Einstellungen.
    Dann drückte er ab.
     
    Auf einmal taumelten die Menschen hinter ihnen durcheinander, pressten sich mit schmerzverzerrten Gesichtern die Hände auf die Ohren.
    Es dauerte nur eine Sekunde, aber Finch und Bruder Amin bemerkten es sofort. Als der Mob zurückwich, öffnete sich hinter ihnen eine freie Fläche.
    Bruder Amin und Finch starrten einander verblüfft an, dann gestikulierte Bruder Amin hektisch nach hinten und rief: «Yusuf! Rückwärts!»
    Der Fahrer und Gracie wandten die Köpfe und sahen die Lücke.
    «Rückwärts! Schnell!», rief Bruder Amin.
    Yusuf zögerte.
    «Nun machen Sie schon, los!», schrie

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