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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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auf.
    Radspieler dirigiert ihn ins
Sprechzimmer. Zeller setzt sich auf den Schreibtischstuhl und rollt
ihn so in den Raum, dass er Radspieler gut beobachten kann.
    Radspieler zieht eine Schublade
auf, holt eine Einwegspritze heraus, von der er weiß, dass er
sie sicher nicht brauchen wird. Er steht mit dem Rücken zu Zeller,
der ihn nicht aus den Augen lässt. Radspieler lässt die
MEMORY-Karten in die Schublade fallen. Dann bückt er sich nach unten
und gibt vor, in diesem Schrankfach etwas zu suchen. Er zieht das
rote Tuch aus dem Ärmel und lässt es in seiner rechten Hand
verschwinden. Er öffnet die Schublade darüber erneut, entnimmt
eine Kanüle und legt das Tuch hinein. Er schiebt die Schublade mit
der Hüfte zu. Ein kleiner Zipfel lugt heraus. Aus der Schublade
daneben holt er ein kleines, verpacktes Skalpell. Vor ihm auf der
Anrichte steht eine große Packung mit elastischen Binden. Radspieler
reißt sie mit den Zähnen auf und lässt dabei das Skalpell in den
Halsausschnitt fallen. Schließlich nimmt er aus dem Glasschrank
hinter Zeller eine blaue Schachtel mit orangefarbener Schrift. Es ist
der Tascheninhalator, den Rebekka heute möglicherweise noch
brauchen wird. Radspieler packt ihn aus. Schachtel und Waschzettel
bleiben auf der Ablage liegen. Er ist sich sicher:
Kommissarin Morgenstern wird begreifen.
    »Ich muss noch an meinen
Schreibtisch«, sagt er zu Zeller, der ihm Platz machen muss.
    »Ich nehme Rezeptformulare
mit. Für den Fall des Falles. Dann kann ich ein Rezept ausstellen,
das ihr in der Apotheke einlösen könnt!«
    »Hast du denn keinen
Rezeptblock in der Tasche?« fragt Zeller. »Ärzte haben das doch,
wenn sie auf Hausbesuch gehen, oder etwa nicht?« In seiner Stimme
schwingt Misstrauen mit.
    Radspieler schafft es, gelassen
zu bleiben. Er setzt sich an den Schreibtisch, nimmt aus der
Schublade einige Formulare. Mit der Schuhspitze legt er unten den
kleinen Schalter für den automatischen Türöffner um.
    »Ich hatte ihn vergessen.
Vielleicht lag es daran, dass dieser Hausbesuch kein normaler
Hausbesuch gewesen ist!«

–18–
    Martha hat sich auf das Sofa gelegt und mit
Rebekkas Bettdecke zugedeckt. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt,
starrt sie an die Decke.
    Das Telefon klingelt nicht.
    Thomas hat belegte Brote
gemacht, aber sie hat keinen Bissen gegessen. Er auch nicht.
    Sie haben alles
durchgesprochen. Wenn der Anruf kommt, geht Martha auf alles ein. Sie
redet nicht darüber, dass sie gar keinen Briefumschlag hat. Der
Lautsprecher am Telefon ist eingeschaltet, damit Thomas alles
mithören kann.
    »Was macht eigentlich dein
Zahn?« fragt Martha irgendwann an diesem Abend.
    »Es geht ihm gut.«
    Später beobachtet sie, wie
Thomas aus ihrem Tablettengläschen, das immer noch am Spülbecken
steht, zwei Tabletten in die Hand schüttelt und sie mit einem Glas
Wasser einnimmt.
    Thomas sieht aus dem Fenster
und geht im Zimmer auf und ab. Er betrachtet die Bücher im Regal.
Marthas Bücher sind nicht alphabetisch oder thematisch
geordnet. Sie stehen in einer Art Hitparade im Regal. Ganz links
steht »Schindlers Liste«, dem
man deutlich ansieht, dass es mehrmals gelesen wurde, gefolgt
von »Gottes Werk und Teufels Beitrag« und den »Mitternachtsfalken«.
Es folgen Kinderbücher von Erich Kästner und hier entdeckt
Thomas eine Tüte mit einem angebissenen Vollkornbrot. Ganz
offensichtlich ein von Rebekka entsorgtes Pausenbrot. Er sagt Martha
nichts davon.
    Sie warten seit fast drei
Stunden auf den Telefonanruf. Marthas Zigaretten gehen aus. Thomas
sorgt in der Kebab-Kneipe für Nachschub.
    »Muss das sein?« stöhnt Radspieler, als Zeller
im Auto die Kabelbinder hervorholt. Seine Handgelenke sind
wundgescheuert.
    »Los, Hände auf den Rücken!«
    Eine Sekunde lang denkt
Radspieler darüber nach, ob es funktionieren könnte, sich
jetzt zu wehren. In dieser einen Sekunde überlegt er, wohin
Zeller die Pistole gesteckt hat. Ob er sie benutzen würde.
Radspieler kommt zum Schluss, dass er losschießen würde. Weil
alles, was bisher passiert ist, ohne Plan geschehen ist, ohne
Abwägung der Situation. Zeller zieht die Plastikbänder
zu.
    »Warum habe ich plötzlich das
Gefühl, reingelegt zu werden?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht
dämmert dir langsam, wie sehr ihr euch reingeritten habt«, sagt
Radspieler.
    »Lass dich überraschen, was
noch passieren wird.«
    »Was immer ihr vorhabt, ich
hoffe, dass es gut ausgeht.«
    »Für wen?«
    »Für das Mädchen und mich.«
Radspieler ist froh, weil

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