Mensch, Martha!: Kriminalroman
nimmt sie an der Hand und geht zur Tür.
Frank Zeller gibt den Weg nicht
frei. Rebekka weicht einen halben Schritt zurück und sucht
Deckung hinter Radspieler.
»Gehen Sie zur Seite!«
fordert er Zeller auf.
Da holt Zeller aus und schlägt
ihm mit der rechten Faust ins Gesicht. Radspieler lässt
Rebekkas Hand nicht los. Zu zweit stolpern sie nach hinten.
Radspieler prallt an die Wand und geht zu Boden. Zeller setzt
nach und platziert zwei weitere Faustschläge in Radspielers Gesicht.
Beide Male schlägt er mit dem Hinterkopf gegen die Wand. Aus Nase
und Mund läuft Blut. Radspieler ist für einige Augenblicke
weggetreten.
Rebekka kreischt fürchterlich.
Zeller geht auf sie zu, packt sie im Nacken und quetscht ihr den
Unterkiefer mit seiner Riesenfaust. »Und du hältst die Klappe!
Sonst fängst du auch ein paar!«
Rebekka hört augenblicklich
auf zu schreien. Er lässt von ihr ab. Ihr entweicht ein
unterdrücktes Schluchzen. »Lass sie! Bitte!« ächzt Radspieler.
Zeller holt zwei Kabelbinder
aus der Tasche seiner Weste. Er zurrt Radspielers Hände auf dem
Rücken zusammen. Anschließend gibt er ihm noch einen Tritt in die
Hüfte.
Claus Zeller hat das Ganze
tatenlos mitverfolgt. Er ist erschrocken darüber, dass die
Situation so unerwartet eskaliert ist.
»Musste das sein?« fragt er
seinen Bruder.
»Ja, das musste sein. Dieses
arrogante Arschloch spaziert hier rein und glaubt, die Regeln
bestimmen zu können. Schon viel zu oft in meinem Leben hab ich mir
von Leuten wie ihm sagen lassen müssen, was ich zu tun hab.«
Um seine Worte zu unterstreichen, geht er nochmals zu Radspieler und
schlägt seinen Kopf gegen die Wand. Dann sieht er die Taschen von
Radspielers Jacke durch. Er holt Handy, Hausschlüssel und das
Portmonee heraus. Schlüssel und Handy wirft er seinem Bruder zu, das
Portmonee durchsucht er. Er steckt ein paar Geldscheine ein und
findet schließlich, was er sucht.
»So mein Freund, und jetzt
verrätst du mir schön die Nummer von deiner Karte!«
Radspieler antwortet nicht
sofort.
»Na schön, dann machen wir es
halt anders!«
Zeller sieht sich nach Rebekka
um. Die hat sich in die Ecke neben der Tür gedrückt. Er
umklammert ihr Handgelenk und reißt sie hoch.
»3165«, keucht Radspieler.
»Lass das Mädchen. Bitte!«
»Los, komm!« Zeller wedelt
mit der Bankkarte seinem Bruder zu. »Jetzt holen wir uns das Geld
für unseren Abgang.«
Mit dem Fuß schiebt er die
Arzttasche mit. Der Schlüssel wird zwei Mal umgedreht.
Rebekka sitzt wieder in der Ecke und weint leise.
Radspieler versucht aufzustehen, kommt aber
nicht auf die Beine. Ihm ist übel und bei jeder Bewegung findet in
seinem Kopf eine Explosion statt. Er stöhnt und lehnt sich
gegen die Wand. Die Kabelbinder schneiden in seine Haut ein. Er
hört ein Auto wegfahren.
»Rebekka, komm zu mir her!«
sagt er mühsam.
»Ich will zu Mama«, jammert
sie.
»Ich weiß. Komm her. Zusammen
schaffen wir es.«
Rebekka kommt vorsichtig aus
der Ecke. Sie kniet sich vor Radspieler hin. »Du blutest ganz
schlimm!« stellt sie fest. Sie holt ihr rotes Nickituch aus der
Hosentasche und wischt ihm Nase und Mund ab. Dann wickelt sie es um
seine Handgelenke und schiebt es unter die Kabelbinder, damit sie
nicht mehr einschneiden. »Und dein Geld stehlen sie auch!«
Er hört in ihrem Atem schon
wieder ein leichtes Rasseln. Gerne würde er sie in die Arme nehmen
und sie und sich selbst trösten.
Frank und Claus Zeller fahren zur Bank und heben
am Geldautomaten im Vorraum tausend Euro ab. Sie probieren ihr
Glück ein weiteres Mal, aber per Display wird ihnen eine
Überschreitung des Tageslimits angezeigt.
Beim Verlassen des Vorraumes
fällt Franks Blick auf das Gerät für die Kontoauszüge. »Warte
mal!« Er steckt die Karte ein, und nach ein paar Sekunden
Bearbeitungszeit wird ein ganzer Stapel Kontoauszüge
ausgespuckt. Frank interessiert sich erst einmal nur für die
Endsumme.
»Mannometer!« Er stößt
einen leisen Pfiff aus. »Schau dir das mal an, was der an Kohle
hat!«
Claus liest die Summe von über
vierzigtausend Euro. »Damit finanzieren wir unsere Abreise«,
lacht Frank.
»Und wie stellst du dir das
vor?«
»Per Automat kommen wir nicht
an das Geld. Unser Freund wird es uns abheben. Ich fahre morgen früh
mit ihm zur Bank. Und die Kröte bleibt bei dir. Sozusagen als
Pfand.«
»Dann musst du aber auf sein
Gesicht ein bisschen aufpassen«, bemerkt Claus.
»Ich kann ihm ja, wenn er
danach verlangt, auch anderswo was
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