Menschen im Mond
starten?“
„So bald wie möglich.“
„Gut, ich finanziere das ganze Unternehmen. Meine einzige Bedingung ist, daß Sie ein oder zwei Leute mitnehmen, die mir später alles ausführlich erzählen, so daß ich nicht zu warten brauche, bis Sie Ihre Lebenserinnerungen herausgebracht haben.“
Bill Brown blickte ihn scharf an.
„Ich glaube nicht, daß wir damit geschäftlich einig sind, Mr. Redford. Machen Sie mir doch nichts vor. Sie sind nicht der erste, mit dem ich in meinem Leben verhandle. Sie tun besser, wenn Sie mit allem herauskommen. Gorman ist ein korrekter Partner und gibt sich notfalls damit zufrieden, wenn er ein Stück Diaselen als Briefbeschwerer auf seinem Schreibtisch hat. Sie haben keinen Anlaß, Ihre Tricks an ihm zu versuchen. Oder versprechen Sie sich soviel von den ein oder zwei Leuten, die Sie mitschicken wollen?“
Humphrey Redford verzog belustigt die Lippen und stand auf.
„Eines Tages werden wir einmal geschäftlich verhandeln, Brown. Es wird mir ein Vergnügen sein. Sie verstehen sich darauf. Wie gesagt, Sie hätten in meine Branche einsteigen sollen. Im übrigen ist unsere Unterhaltung zu Ende, meine Herren. Schicken Sie mir Ihre Rechnungen. Soweit sie dem geplanten Unternehmen gelten, werden sie anstandslos bezahlt werden. Auf Wiedersehen.“
Die ‚Selena’ trug sechs Männer und einen halben zum Mond. Der halbe war der Liliputaner Charles Boswell, der gleiche Boswell, der den Film Stimsons vernichtet hatte. Er stammte von normalgroßen Eltern ab, gehörte also nicht zu den Mondliliputanern, und war in dem Augenblick interessant geworden, als sich herausgestellt hatte, daß er die Geheimsprache der Liliputaner beherrschte. Nicholas Gorman vermutete, daß es sich dabei um die Sprache der Mondbewohner handelte und hielt es für ratsam, Boswell als Dolmetscher mitzunehmen.
Nicholas Gorman leitete selbstverständlich die Expedition. Bill Brown war der Pilot und Kapitän der ‚Selena’.
Gleichzeitig galt er als technischer Leiter.
Der Co-Pilot hieß Dudley Digges. Das Ministerium für Raumfahrt hatte die Überlassung der ‚Selena’ für eine private Expedition davon abhängig gemacht, daß Dudley Digges mitfuhr, um das kostbare Leihgut wieder sicher nach Hause zu bringen. Brown wußte von ihm nur, daß er Chiefsergeant bei den Raumfahrern war. Er hatte sich davon überzeugt, daß sich Dudley Digges auf sein Handwerk verstand. Nicholas Gorman und alle anderen wußten darüber hinaus, daß Dudley Digges bei der Überwachung tätig war und Leutnant Dooley unterstand, aber sie vermieden es, darüber Brown gegenüber zu sprechen. Schließlich war er selbst alt genug um zu wissen, warum ihm ein bestimmter Co-Pilot beigeordnet wurde.
Leutnant Philip Dooley war der vierte Mann der Besatzung. Er gehörte zur Zwangsauflage Redfords.
Robert Monnier nahm ebenfalls im Auftrag Redfords teil. Es war klar, welche Interessen er zu wahren hatte.
Als sechster befand sich James B. Connor in der ‚Selena’ – ein von allen Interessenten einschließlich Gormans gewünschter wissenschaftlicher Kronzeuge. Ein teurer Kronzeuge, wie Humphrey Redford wußte, aber ein unparteiischer Beobachter, auf dessen Aussage man sich verlassen konnte.
Bill Brown fühlte ein eigentümliches Rieseln auf seinem Rücken, wenn er die Gesichter um sich herum ansah. Dieser verdammte Redford hatte ihn und Nicholas Gorman tatsächlich hineingelegt. Wenn auf dieser Fahrt irgend etwas hart auf hart ging, standen mindestens drei, wahrscheinlich aber vier, gegen zwei. Dieser Leutnant Philip Dooley und der sogenannte Industrieberater Robert Monnier standen klar für Redford. Dazu kam Dudley Digges, den sich Redford wohl auch durch das Ministerium hin durchgeschoben hatte, wenn nicht gar eine Direktverbindung mit Dooley bestand. James B. Connor würde kaum viel Schwierigkeiten bereiten, was er auch immer für Aufträge in der Tasche hatte, aber es stand manches dafür, daß er sich auf die andere Seite schlug und sich dort die Kraft holte, die er selbst nicht besaß.
Die zwölfstündige Fahrt zum Mond bot keine bemerkenswerten Ereignisse. Sie war schon seit Jahren eine vertraute Angelegenheit. Die ‚Selena’ erreichte fast auf die Minute genau ihr Ziel und hing wie vorgesehen in geringer Höhe über dem Mare Monroe, als die Sonne im flachen Winkel einfiel.
Das Mare Monroe war ein kleiner Krater von ungefähr zehn Kilometer Durchmesser, der einen fast geometrisch genauen Kreis beschrieb, Er wurde von einem niedrigen
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