Menschen im Mond
Ringwall umgeben und durch eine tafelglatte, aber möglicherweise leicht gewölbte Ebene ausgefüllt, auf der, wie fast überall auf dem Mond, eine Schicht von graubraunem Staub lag.
„Nun, davon haben wir nichts“, sagte Nicholas Gorman nach einem langsamen Rundflug. „Für die Beobachtungen Stimsons sind wir schon ein oder zwei Tage zu spät dran. Es ist aber besser, in den nächsten Tagen genügend Licht zu haben. Ich gehe hinaus. Wenn Sie mitkommen wollen, Professor …?“
„Ja, gewiß“, nickte James B. Connor, als hätte er eben intensiv an etwas anderes gedacht.
„Ich werde mich auch anschließen“, erklärte Philip Dooley.
„Wenn Sie nichts dagegen haben, Leutnant?“ meldete sich Dudley.
So gingen sie zu viert nacheinander durch die Schleuse, nachdem Bill Brown die Rakete mit Hilfe ihrer Stemmdüsen in der Nähe des Ringwalls aufgesetzt hatte. Keiner von ihnen sah mehr wie ein menschliches Wesen aus. Die dicken Raumanzüge mit ihren Walzensliedern verwandelten sie in ungelenke Roboter.
Der Boden, den sie betraten, war im Gegensatz zu vielen anderen Kratern des Mondes nur mit einer ganz dünnen Schicht Staub bedeckt. Sie ließ sich mit dem Fuß beiseitewischen.
Darunter befand sich Eis, ein grünes, sehr klares Eis ohne Unregelmäßigkeiten.
Nicholas Gorman sprach über sein Mikrophon kurz mit Brown und bekam daraufhin ein Kabel herausgeschleust, an dessen freiem Ende sich ein Schmelzring befand. Gorman setzte ihn auf das Eis und schaltete ihn an. Er stand schnell in einer Wasserlache und fraß sich in die Tiefe. Gorman setzte eine kleine Fußpumpe an die Lache und pumpte das Wasser auf ihr heraus. Es gefror dicht hinter ihm zu einem winzigen Hügel, sobald es die Pumpe verlassen hatte.
„Durch!“, meldete Dudley Digges und trat auf das schnell abgleitende Kabel. Nicholas Gorman bückte sich und zog den Brenner herauf.
„Fast zwei Meter! Das Loch scheint sofort wieder zuzufrieren. Kein Wunder! Wir müßten wahrscheinlich nach der Schleuse suchen.“
Sie standen um das kleine Loch herum, in das unsichtbare Hände zusehends einen neuen Eispfropfen hineinwoben.
„Diese angebliche Schleuse braucht nicht größer als tausend Quadratmeter zu sein“, erwog Philip Dooley gleichgültig. „Auf einen Quadratkilometer kommen dann tausend solcher Schleusen, und hier haben wir es mit rund achtzig Quadratkilometern zu tun. Er dürfte uns schwerfallen, achtzigtausend Sonden zu setzen.“
„Stimson muß durch relativ dünnes Eis hindurch photographiert haben“, überlegte Nicholas Gorman. „Da der engere Bezirk durch die Ausleuchtung festgelegt ist, könnten wir mit einigen hundert Sonden auskommen, vielleicht sogar mit einigen Dutzend.“
„Das ist doch ganz unwichtig“, sagte Brown aus der Rakete heraus. „Wir müssen hier wie dort sprengen, auch wenn wir diese angebliche Schleuse finden. Wozu also erst suchen und Zeit verlieren? Durch müssen wir ohnehin. Hauptsache – ein Loch! Ich schleuse Ihnen die Bombe heraus. Digges. Sie verstehen sich doch wohl darauf?“
„Sicher“, bestätigte Dudley Digges.
„Warte, Bill“, bat Nicholas Gorman hastig. „So geht es doch wohl auch nicht. Wenn unsere Annahmen richtig sind, ist es wichtig, möglichst unbemerkt in den Mond hineinzukommen. Die Alarmierung der Mondbewohner könnte für uns leicht lebensgefährlich werden. Sie verfügen über technische Möglichkeiten, die den unseren sicher noch überlegen sind und …“
„Sie verfügen nicht“, unterbrach Philip Dooley nüchtern. „Dies und jenes ist als Reserve geblieben, aber nach allem, was ich herausgehört habe, halten sie es schon lange nicht mehr mit der Naturwissenschaft und Technik. Leute wie Sie oder der Professor werden bei ihnen auf Staatskosten eingeschläfert oder ins Irrenhaus gesteckt.“
„Um so behutsamer sollten wir vorgehen“, folgerte Nicholas Gorman. „Wir treffen eine fremde und eigenartige Kultur, die wir nicht verstören möchten. Dein Vorschlag ist ganz undiskutabel, Bill. Eine Tritium-Bombe! Wir haben keine Ahnung davon, welchen Schaden sie anrichten kann. Im Mindestfalle müssen wir damit rechnen, daß Tausende und aber Tausende dieser Mondbewohner durch die Bombe Schaden erleiden und …“
„Bitte, Mr. Gorman“, hielt ihn die sanfte Stimme Monniers auf. „Wir wollen jetzt doch wohl nicht über Wert oder Unwert solcher Bomben diskutieren. Vorläufig müssen wir noch damit rechnen, daß wir unter dem Eis einen durchgefrorenen See oder einen nackten
Weitere Kostenlose Bücher