Menschen im Mond
Bill Brown grinste belustigt und erwiderte freundschaftlich:
„Hast du nicht begriffen, was hier los ist? Die Kerlchen sind zu uns so wohlwollend wie zu ein paar komischen Nashörnern, die ins Gehege gelaufen sind. Sie werden uns mit Liebe füttern und ausstellen. Das ist aber auch alles.“
„Verzeihung“, unterbrach Philip Dooley besonders höflich. „Ich darf wohl darauf aufmerksam machen, daß wir uns zwar im Mond befinden, aber noch nicht hinter dem Mond. Selbst für einen Idealisten scheinen Sie reichlich wirklichkeitsfremd zu sein, Gorman. Wir sind nicht hergekommen, um hier monatelang oder für immer Gefangene zu spielen. Wir sind auch nicht hergekommen, um diesen König um Gnade zu betteln und ihm allmählich unsere Freiheit abzuschwatzen. Unsere Aufgabe ist es, dieses Mondgebiet unter das Mandat der USA zu stellen und …“
„Fangen Sie doch nicht schon wieder mit diesem Unfug an“, fing Nicholas Gorman scharf und empört ab. „Es war gerade unklug genug, den König derart mit Ihrem Anspruch zu brüskieren. Wir haben keine politische Aufgabe, sondern wollen ausschließlich friedliche Forschung …“
„Sie irren sich“, unterbrach Philip Dooley abermals und mit gleicher Höflichkeit, während er einige Papiere aus der Tasche zog und sie Gorman hinhielt. „Darf ich Sie bitten, diese Papiere einzusehen? Ich bin amtlich beauftragt, jedes neu entdeckte Gebiet für die Regierung in Besitz zu nehmen bzw. unter Schutzmandat der USA zu stellen. Ich bin weiter beauftragt, alles zu tun, um die Rechte der Regierung zu sichern, insbesondere zu verhüten, daß ein anderer irdischer Staat auf den betreffenden Gebieten Fuß faßt. Aus meinen Vollmachten ersehen Sie, daß insofern alle Entscheidungen bei mir liegen und daß jeder amerikanische Staatsbürger verpflichtet ist, meinen Weisungen Folge zu leisten.“
Nicholas Gorman starrte ihn an, ohne die Papiere zu beobachten, die ihm hingehalten wurden. Er sah weiß aus und hatte Mühe zu sprechen.
„Das kann ich nicht anerkennen. Das ist kein Eroberungstrupp, sondern eine Forschungsexpedition. Ich weigere mich. Ich zweifle nicht an Ihren Vollmachten, aber ich anerkenne sie nicht. Ich bin Leiter dieser Expedition, und …“
„Sei doch nicht so dumm, Nick“, rief Bill Brown freundschaftlich. „Was hast du dir denn gedacht? Das war doch selbstverständlich. Und du meinst es ja auch nicht so. Was denkst du denn, warum überhaupt die ganze Raumfahrerei betrieben wird? Glaubst du im Ernst, daß eine Regierung jährlich ein paar Milliarden ausgibt, damit ein paar gelehrte Leute wie du noch ein bißchen gelehrter werden? Es geht nun einmal um den besten Stützpunkt, Fundstellen des Diaselens und all das, also um militärische und politische Interessen. Und wenn Dooley die Vollmacht hat, wirst du ihm gehorchen müssen.“
„Ich weigere mich!“ erklärte Nicholas Gorman leise, aber entschlossen.
„Lieber nicht.“, deutete ihm Dudley Digges väterlich, während er seine Handgelenke prüfte. „Wenn Sie etwa dem Leutnant Schwierigkeiten bereiten …?“
„Das ist ja Wahnsinn!“ flüsterte Nicholas Gorman. „Wir können doch nicht mit Gewalt – sechs Mann gegen Millionen …?“
„Darüber können wir später noch reden“, mischte sich Robert Monnier verbindlich in das Gespräch ein. „Schließlich ist das nur eine technische Frage. Zunächst müssen wir unsere grundsätzliche Haltung festlegen. Da wir einmal bei Vollmachten sind, darf ich darauf aufmerksam machen, daß ich nicht nur von Mr. Redford, sondern auch von der International Diaselen Company bevollmächtigt wurde und daß ich Weisungsgewalt über die Expedition und ihre Teilnehmer besitze, soweit es um die Auffindung und Sicherung von Diaselen geht.“
„Was heißt das?“ stieß Philip Dooley scharf hervor.
Robert Monnier lächelte ihn freundlich an und zog ebenfalls seine Papiere heraus.
„Vielleicht dürfte Ihnen nicht unbekannt sein, daß die IDC trotz einer geringen Personenbeteiligung die mächtigste wirtschaftliche Interessengruppe der Erde ist. Sie dirigiert ein Kapital von Billionen Dollar, das allerdings zum erheblichen Teil nicht in den USA, sondern auch in Rußland, China und einigen anderen Plätzen beheimatet ist. Die lichtvollen Ausführungen von Mr. Brown müssen dahingehend ergänzt werden, daß wir nicht nur militärische und politische, sondern auch wirtschaftliche Interessen zu berücksichtigen haben, die unter Umständen sogar alle anderen überwiegen. Ich halte
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