Menschen im Mond
gefährliche Waffe sein konnte.
Philip Dooley zog seine Brauen zusammen. Er ließ sich sonst nicht leicht beeindrucken, aber die Versammlung von Mondmännern war ihm nicht geheuer. Auch ohne jede Waffe würde ein halbes Dutzend dieser Liliputaner ausreichen, um einen ausgewachsenen Mann auf den Boden zu bringen. Und wenn allein in dieser Stadt Hunderttausende lebten?
„Er sagte, wir wären willkommen“, übersetzte Charles Boswell die erste Ansprache des Königs. „Wir hätten uns seinen Anordnungen widersetzt und ihn sogar durch den scheinbaren Absturz getäuscht, aber da wir nun einmal gelandet sind, will er sich damit zufrieden geben. Er möchte wissen, ob es uns hier gefällt und ob wir uns in die hiesigen Sitten einfügen wollen.“
„Gott sei Dank!“ atmete Nicholas Gorman auf, denn er hatte mit einer weniger friedlichen Haltung gerechnet. „Sag ihm, daß wir nur friedliche Absichten haben und nur gekommen sind, um den Mond und seine Bewohner kennenzulernen.“
Charles Boswell übermittelte die Antwort.
„Ich kenne Ihre Absichten“, antwortete Lullababoo mit einem schwachen Lächeln. „Sie werden sie vergessen. Wir werden Sie nicht töten, wie wir das ursprünglich beabsichtigten, aber wir werden es nachholen, falls Sie sich nicht an die hiesige Ordnung halten. Wenn Sie wirklich nur gekommen sind, um uns kennenzulernen, so wird Ihr Wunsch erfüllt werden. Sie werden Wohnung und Nahrung erhalten und können sich dann nach Belieben umsehen. Zur Erde können Sie natürlich nicht zurückkehren.“
„Sie wollen uns als Gefangene behandeln?“
„Als Gäste, wie ich eben schon sagte. Als Dauergäste – solange Sie sich ordentlich aufführen.“
„Aber warum? Warum wollen Sie uns hier festhalten?“
„Warum wollen Sie zurückkehren? Sie wünschten, uns kennenzulernen. Wir erfüllen Ihren Wunsch. Was noch?“
„Aber auf der Erde gibt es viele andere Menschen, die sich für alles interessieren, was wir hier erfahren haben, und wir …“
„Also sind Sie nicht nur gekommen, um uns kennenzulernen“, bemerkte Lullababoo freundlich. „Sie sind gekommen, um sich vor den anderen Menschen mit dem zu brüsten, was Sie alles erfahren haben und was Sie alles wissen. Sie sind gekommen, um in Ihrer Heimat zu reden und Bücher zu schreiben, um gefeiert und gerühmt zu werden. Oder ist es nicht so?“
„Wir sind Forscher, die zunächst einmal aus rein wissenschaftlichen Gründen …“
„Es ist besser, wenn Sie hier nicht von Wissenschaft sprechen. Ich weiß, daß Sie aus anderen Gründen gekommen sind. Sie hoffen, hier Selen, Gold und Edelsteine zu finden, die Sie auf der Erde verkaufen können. Sie wollen uns berauben, um auf der Erde angesehen und mächtig zu werden.“
„Von Raub kann keine Rede sein“, nahm jetzt Robert Monnier den Gesprächsfaden in die Hand. „Wir wollen Handel treiben, friedlichen Handel selbstverständlich. Zugegeben, wir interessieren uns für die Bodenschätze, die man hier auf dem Mond findet, aber wir wollen Ihnen nichts wegnehmen, sondern kaufen. Zu welchem Kurs wird dieses Diaselen jetzt bei Ihnen notiert? Nennen Sie einen vernünftigen Preis pro Tonne, und wir werden uns sicher einig werden.“
„Dieses Diaselen, wie Sie es nennen, ist tabu“, antwortete Lullababoo. „Es wird nicht gekauft oder gehandelt. Ich glaube auch nicht, daß die Papierzettel, mit denen die Menschen alles kaufen, für uns besonders wertvoll sind. Selbst wenn wir Sie zur Erde zurückkehren ließen, könnten wir Ihnen nicht ein Gramm Diaselen überlassen.“
„Nun, vielleicht könnte man darüber noch bei besserer Gelegenheit reden“, hoffte Robert Monnier ungebrochen im vertraulichen Tonfall. „Geschäfte lassen sich nur unter vier Augen machen. Wie steht es mit Diamanten, Rubinen, Smaragden und anderen Steinen? Wenn das Zeug dort an Ihrem Stuhl echt ist …?“
„Es ist echt. Sie können davon bekommen, soviel Sie wollen und damit spielen; aber nur ‚hier auf dem Mond.“
„Warum wollen Sie uns nicht zur Erde zurückkehren lassen?“ fragte Nicholas Gorman ungeduldig dazwischen.
„Das ist eine törichte Frage. Wenn Sie zurückkehren würden, hätten wir kurze Zeit später alle Raumfahrzeuge der Erde hier im Mond, angefüllt mit Männern, die gierig Diaselen, Gold und Edelsteine an sich raffen wollen, um reich zu werden. Ihre Rückkehr würde unsere Vernichtung bedeuten.“
„Unsinn!“ sagte Philip Dooley scharf und riß damit das Gespräch an sich.
„Ihre Besorgnisse sind
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