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Menschen im Mond

Menschen im Mond

Titel: Menschen im Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Keyen
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Wir möchten wirklich weiter nichts, als die hiesigen Sitten und Gebräuche kennenlernen und …“
    „Laß das doch, Nick“, fiel Bill Brown neben ihm ungeduldig ein. „Das nimmt er dir doch ohnehin nicht ab. Worauf es im Augenblick ankommt, ist doch wohl, ob wir noch über unsere Rakete verfügen können oder nicht. Versuche, das aus ihm herauszubringen. Frage ihn, ob er etwas dagegen hat, wenn ich mit Digges zur Rakete zurückfahre. Sag ihm, ich hätte vergessen, den Assimilator abzustellen, und die Rakete würde platzen und die ganze Stadt ausradieren, wenn das nicht nachgeholt wird.“
    Charles Boswell übersetzte.
    „Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen“, antwortet Lullababoo wieder überlegener als bisher. „Das Fahrzeug wurde an einen Platz gebracht, an dem auch eine Explosion keinen Schaden anrichten kann. Selbstverständlich steht es Ihnen frei, zum Flugplatz zu gehen, aber auch auf dem Mond ist es nicht üblich, einfach aus einer Audienz wegzulaufen.“
    „Wir sind wirklich nur mit friedlichen Absichten gekommen“, versuchte es Nicholas Gorman von neuem, aber diesmal verdarb ihm James B. Connor das Rezept.
    „Mit wissenschaftlichen Absichten“, berichtigte er scharf. „Sagen Sie ihm das. Ich sehe nicht ein, warum wir das verbergen sollten. Sie können doch nicht im Ernst etwas gegen die Naturwissenschaft haben? Fragen Sie ihn, Boswell.“
    „Sind Sie ein Naturwissenschaftler?“ fragte Lullababoo interessiert, während es sich James B. Connor genauer ansah.
    „Wenn Sie nichts dagegen haben …?“ erwiderte James B. Connor patzig.
    „Doch, wir haben etwas dagegen. Naturwissenschaft und Naturwissenschaftler sind bei uns verboten.“
    „Aber warum?“ drängte James B. Connor verwirrt. „Das ist doch eine unglaubliche Rückständigkeit! Heutzutage weiß doch jeder vernünftige Mensch, daß die Naturwissenschaft die Spitze aller Wissenschaften ist und daß …“
    „Wir sind keine vernünftigen Menschen, sondern wir leben auf. dem Mond“, unterbrach Lullababoo würdig. „Sie halten ja selbst Menschen, die auf dem Mond leben, für nicht zuständig, Sie zu würdigen. Es handelt sich jedoch nicht um eine Rückständigkeit. Bedenken Sie, daß unsere Kultur hunderttausend Jahre älter ist als die der Erde. Wir befanden uns bereits vor zwanzigtausend Jahren auf der Entwicklungsstufe auf der sich die menschliche Kultur heute befindet.“
    „Das sind doch Märchen!“ rief James B. Connor überheblich. „Sie wollen mir doch nicht etwa im Ernst erzählen, daß es Dinge gibt, die wir noch nicht wissen?“
    „Die Audienz ist beendet“, unterbrach Lullababoo und stand auf, worauf sich seine Hofleute in Bewegung setzten.
    Charles Boswell lauschte dem Mondmann, der sie vom Flugplatz abgeholt hatte.
    „Wir sollen ihm folgen“, teilte er mit. „Er will uns zu unseren Quartieren bringen.“
    Die Männer hätten sich lieber gründlicher mit dem König auseinandergesetzt, aber der abgehende König beachtete sie bereits nicht mehr, und bei den anderen Mondbewohnern schien das Interesse auch erloschen zu sein.
    „Gehen wir“, schlug Dooley nüchtern vor.
     
4. Kapitel
     
    Sie wurden in ein Gebäude gefahren, das kaum etwas anderes als die Festhalle von Gana sein konnte, ein wundervoll geschmückter Saal von gut acht Meter Höhe, fünfzig Meter Länge und zwanzig Meter Breite mit einigen breiten Eingängen.
    Die Mondleute stellten Tische als Schemel zur Verfügung, und aus der Bühne an der einen Schmalseite machten sie ein kaltes Büfett. Nebenbei richteten sie einige Lager her.
    Es gab viel zu sehen, und notfalls hätten sie draußen herumgehen und noch mehr sehen können, aber die Männer verzichteten darauf. Sie waren alle erheblich mehr daran interessiert, sich auszusprechen und Klarheit über die Zukunft zu gewinnen.
    „Wir werden etwas Geduld mit ihnen haben müssen“, überlegte Nicholas Gorman. „Die Reaktion auf unseren Besuch ist nicht besonders erfreulich, aber man muß sie wohl verstehen. Diese Mondbewohner leben in einer abgeschlossenen Welt und wollen nicht gestört werden. Und schließlich ist es ja auch auf der Erde so, daß man zunächst gefangengesetzt wird, wenn man ohne Erlaubnis auf einem fremden Hoheitsgebiet landet. Ich glaube nicht, daß wir uns Sorgen machen müssen. Grundsätzlich scheinen uns ja die Mondmenschen nicht feindlich gesinnt zu sein. Wir sollten also einfach abwarten und uns allmählich mit ihnen befreunden.“
    Die anderen blickten sich gegenseitig an.

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