Menschen im Mond
Sie durchaus für berechtigt, für die militärischen und politischen Interessen der USA zu sorgen, aber soweit es Diaselen betrifft, muß ich Sie bitten, mir die Entscheidungen zu überlassen, denn ich habe die übergeordneten Interessen der amerikanischen, russischen, chinesischen und sonstigen Partner der IDC zu berücksichtigen.“
„Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht zu weit vorwagen?“ fragte Philip Dooley kalt.
„Völlig sicher, Leutnant“, nickte Robert Monnier verbindlich und hob seine Hand etwas höher. „Wenn Sie sich der Mühe unterziehen würden, meine Vollmachten zu lesen … Sie werden darunter ein Handschreiben des Präsidenten der USA finden, das Ihre Vollmachten und Sie sowie Ihren Untergebenen, Mr. Digges, anweist, meinen Anordnungen zur Sicherung von Diaselen Folge zu leisten. Es dürfte Ihnen ja wohl bekannt sein, daß selbst der Präsident der USA nicht in der Lage ist, die Interessen einer so starken wirtschaftlichen Gruppe zu übersehen und …“
„Ich empfehle Ihnen einige Vorsicht“, drohte Philip Dooley. „Sie verdächtigen den Präsidenten, aus wirtschaftlichen Gründen mit den Feinden unseres Landes zu paktieren. Was Sie da behaupten, gibt es nicht. Ich nehme von Ihren Vollmachten Kenntnis, aber ich möchte Ihre privaten und zweifellos irrigen Auslegungen nicht hören. Der Präsident hat andere Gründe gehabt als die, die Sie ihm unterschieben möchten.“
„Gott schütze unseren Präsidenten“, murmelte Bill Brown fromm. „Und Ihre Schulungsbriefe dazu, Dooley. Wahrhaftig, wie sich so ein kleiner Leutnant vom Sicherheitsdienst die Welt vorstellt …?“
„Hoffentlich haben Sie nicht auch noch Vollmachten?“
„Vollmachten nicht“, lächelte Bill Brown und zeigte seine starken weißen Zähne. „Ich bin nur seit zwanzig Jahren Busenfreund des Präsidenten und einiger hundert anderer Leute, von denen es der Geringste zum Senator gebracht hat. So etwas wie Sie existiert für diese Leute überhaupt noch nicht, Leutnant Dooley. Soll ich Ihnen erzählen, was mir der Präsident sagte, als ich mich vorgestern von ihm verabschiedete? Da hat irgend so ein kleiner Leutnant die üblichen Vollmachten bekommen, sagte er zu mir.
Kümmere dich nicht darum, Bill. Das gehört zum Schema. Sollte der Leutnant – wie hieß er doch gleich – ach, na irgendwie – also sollte er sich aufspielen, so gib ihm eins drauf.“
Jetzt sah Philip Dooley weiß aus. Bevor er Worte fand, räusperte sich Dudley Digges drohend.
„Wenn Sie mit dem Leutnant so reden, Chef …!“
„Na und?“ fragte Bill Brown. „Von mir aus können Sie ihm die Stange halten, Chiefsergeant, aber deswegen bleiben Sie immer noch Chiefsergeant. Nicht, als ob das erwähnenswert wäre, aber mir ist bekannt, daß Sie nur ausgeliehen wurden und immer noch dem Raumfahrtkommando unterstehen. Ihnen scheint jedoch nicht bekannt zu sein, daß ich formell General im Raumfahrtkommando bin und Sie im Falle einer Insubordination ohne weiteres erschießen oder degradieren kann.“
„Entschuldigung, General“, würgte Dudley Digges nach einem verlegenen Blick auf Dooley.
„Was halten Sie von der Situation, Professor? Sie sehen auch nicht gerade glücklich aus“, wandte sich Brown an James B. Connor.
„Finsteres Mittelalter!“ schreckte dieser aus seinen Gedanken auf. „Ich kann das vor der modernen Naturwissenschaft einfach nicht verantworten. Wenn derartige Einstellungen Gemeingut werden …!“
„Sprechen wir von etwas anderem“, meinte Bill Brown. „Wir sind jetzt auf dem Mond, und es wird Zeit, daß wir uns entschließen. Ich setze mich jedenfalls nicht hier fest, sondern will zur Erde zurück!“
„Ich auch. Ich auch“, riefen die anderen fast gleichzeitig. Nur Nicholas Gorman schwieg. Erst als er alle Blicke auf sich fühlte, zuckte er mit den Achseln und seufzte resigniert:
„Ich will natürlich auch nicht für immer hierbleiben, aber wir könnten uns Zeit nehmen. Sie zielen doch einfach auf Gewalt. Gewalt ist billig und verhängnisvoll, entweder für uns oder für die Mondbewohner.“
„Das bleibt noch festzustellen“, nahm jetzt Philip Dooley den Faden wieder auf. „Jedenfalls sind wir uns zunächst einmal einig, daß wir uns nicht damit abfinden wollen, den Rest unseres Lebens hier als Gefangene zu verbringen. Es fragt sich nun, welche Möglichkeiten wir besitzen.“
„Sie haben uns die Waffen nicht abgenommen“, überlegte Bill Brown. „Wenn wir uns zur Rakete durchschlagen und an unsere
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